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Rote Karte für Aufklärungsdrohne

14. Mai 2013

Bruchlandung für Prestigeprojekt. Das Verteidigungsministerium will die teure Aufklärungsdrohne Euro Hawk wegen Problemen bei der Zulassung nicht beschaffen. Ein dreistelliger Millionenbetrag ist in den Sand gesetzt.

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Eine "Euro Hawk"-Drohne der Bundeswehr steht 2011 in einem Hangar der Wehrtechnischen Dienststelle der Bundeswehr (Foto: dapd)
Drohne Drohnen Unbemanntes Flugzeug Bundeswehr Deutschland Euro HawkBild: dapd

Das Verteidigungsministerium in Berlin zieht die Reißleine bei der milliardenschweren Entwicklung der Aufklärungsdrohne Euro Hawk. Die Bundeswehr werde die Drohne wegen Zulassungsproblemen nicht beschaffen, hieß es in Sicherheitskreisen in Berlin. Grund seien massive Probleme bei der Zulassung des größten unbemannten Flugzeugs der Welt für den europäischen Luftraum.

Bisher verfügen die Streitkräfte lediglich über einen Prototypen des Euro Hawk, der vom US-Rüstungskonzern Northrop Grumman gebaut und von der EADS -Tochter Cassidian mit Sensoren ausgestattet wurde. Ursprünglich war die Beschaffung von vier serienreifen Drohnen angepeilt und das Gesamtprojekt mit 1,2 Milliarden Euro veranschlagt worden.

Sensoren sollen weiter genutzt werden

Für die Entwicklung von wurden bereits 508 Millionen Euro investiert. Hinzu kommen noch 158 Millionen Euro für offene vertragliche Verpflichtungen und die Herstellung der Flugfähigkeit. Von den Entwicklungskosten entfallen 248 Millionen Euro auf die Aufklärungstechnik von EADS. Die Verluste für den Bundeshaushalt wegen der gescheiterten Drohnen-Beschaffung belaufen sich damit auf mehr als 300 Millionen Euro.

Im Gegensatz zu der Drohne selbst sollen die darin enthaltenen Sensoren künftig allerdings durchaus zum Einsatz kommen. Diese hätten gute Ergebnisse gezeigt und sollten möglichst bei einer anderen - bemannten oder unbemannten - Plattform eingebaut werden, hieß es. Bei der Drohne dagegen habe sich herausgestellt, dass sie nicht zulassungsfähig sei. Eine Musterzulassung wäre nur mit unverhältnismäßig hohem Aufwand, der 500 bis 600 Millionen Euro gekostet hätte, zu erreichen gewesen.

"Besser ein Ende mit Schrecken"

Das Ministerium will den Verteidigungsausschuss des Bundestages am Mittwoch über den Ausstiegsbeschluss informieren. "Besser ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende", hieß es dazu aus Ministeriumskreisen.

Der Euro Hawk basiert auf der vom US-Rüstungskonzern Northrop Grumman entwickelten Drohne Global Hawk. Mit dem unbemannten Flugzeug wollte sich die Bundesregierung auch am Nato-Aufklärungssystem AGS (Alliance Ground Surveillance) beteiligen. Das ist eine luftgestützte Bodenaufklärung, die unter anderem Truppenbewegungen verfolgen kann. Die Drohne kann in bis zu 20 Kilometer Höhe ohne Zwischenlandung bis zu 6000 Kilometer zurücklegen.

Die Drohne sollte das bereits ausgemusterte Aufklärungsflugzeug "Breguet Atlantic" ablösen. Gleichzeitig erwägt das Verteidigungsministerium die Anschaffung einer Kampfdrohne für den Schutz deutscher Soldaten im Einsatz. Auch dabei ist die Zulassung für den europäischen Luftraum unsicher. Problematisch ist vor allem, dass die USA Konstruktionsdetails von Rüstungsgütern nicht preisgeben wollen.

kle/gri (rtr, dpa, afp)