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Weihnachtsansprache von Christian Wulff

25. Dezember 2011

Das deutsche Staatsoberhaupt hat seine diesjährige Weihnachtsansprache zu einem eindringlichen Appell gegen Rassismus genutzt. Gleichzeitig lobte Christian Wulff die Deutschen für ihre weltweite Hilfsbereitschaft.

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Bundespräsident Christian Wulff steht vor Weihnachtsbaum und Flagge mit Bundesadler (Foto: Bundespresseamt)
Bundespräsident WulffBild: picture-alliance/dpa

"Fröhliche Weihnachten" wünscht Christian Wulff mit ernstem Gesicht, und es bleibt auch eine ernste Weihnachtsansprache. Menschen aus ganz Deutschland gruppieren sich um ihn in seinem Amtssitz, dem Schloss Bellevue, erkennbar auch Menschen ausländischer Herkunft. Das seien Frauen und Männer, sagt der neben einem traditionell dekorierten Weihnachtsbaum stehende Bundespräsident, die ihn und seine Frau beeindruckt haben. Menschen, die sich auf vielfältige Weise für andere engagiert und so "zum Zusammenhalt der Gesellschaft beigetragen haben".

Nachdrückliches Bekenntnis zu Europa

Auf diesen Zusammenhalt komme es auch weiterhin entscheidend an, fährt der Bundespräsident fort. Denn die Menschen im Land machten sich Sorgen, vor allem um die Zukunft ihrer Kinder: Sorgen wegen der Schuldenkrise, Sorgen um den Zusammenhalt in Europa. Zu diesen Worten kräht passend ein Baby, das eine Mutter auf dem Arm hält. Größere Kinder kauern auf dem weichen weißen Teppich vor Wulff. "Europa ist unsere gemeinsame Heimat und unser kostbares Erbe. Es steht für die großen Werte der Freiheit, der Menschenrechte und der sozialen Sicherheit", sagt das deutsche Staatsoberhaupt fast beschwörend.

Kein Platz für Fremdenhass

Christian Wulff, umgeben von Erwachsenen und Kindern (Foto: Bundespresseamt)
Weihnachtsansprache vor großen und kleinen Gästen im Schloss BellevueBild: picture-alliance/dpa

Dann kommt Wulff zu der in diesem Jahr bekannt gewordenen Mordserie von Neonazis. Alle müssten in Deutschland in Sicherheit leben können. "Umso stärker hat uns alle schockiert, dass rassistisch verblendete Verbrecher über viele Jahre Menschen ausländischer Herkunft geplant ermordet haben. Das haben wir nie für möglich gehalten." Seine Gespräche mit Angehörigen der Mordopfer hätten ihn tief bewegt, sagt der Bundespräsident. Viele hätten nicht nur einen geliebten Menschen verloren, sondern seien plötzlich selbst verdächtigt worden. "In unserem Land gibt es aber keinen Platz für Fremdenhass, Gewalt und politischen Extremismus."

An die Bürger gerichtet, die seine Weihnachtsansprache am Abend des ersten Weihnachtstags vor ihren Fernseh- und Radiogeräten verfolgen, betont Wulff, es hänge von jedem Einzelnen ab, welches Klima in seinem Umfeld herrscht, und fordert "Offenheit für Fremde und Fremdes".

Wulff gibt Dank aus dem Ausland an Bürger weiter

Deutsche Helfer stehen mit Japanern um einen Plan (Foto: THW)
Einsatzbesprechung mit Japanern: Mitarbeiter des Technischen Hilfswerks nach der ErdbebenkatastropheBild: THW/Georgia Pfleiderer

Eine offene Gesellschaft, fährt Wulff fort, stelle sich auch ihrer Verantwortung für das Wohl der Menschen in anderen Teilen der Welt. "Wir denken heute abend deshalb auch an diejenigen, die sich weit weg von zu Hause für Frieden, Sicherheit und menschenwürdige Lebensbedingungen einsetzen, gerade an unsere Soldatinnen und Soldaten."

Die Deutschen hätten in der Welt einen guten Ruf, auch weil fast nirgendwo die Bereitschaft, anderen zu helfen, so groß sei – bei Katastrophen und den regelmäßigen Aufrufen der Hilfsorganisationen. "Dafür sagen mir viele im Ausland immer wieder ihren Dank. Und diesen Dank will ich heute an Sie alle weitergeben, denn wir können stolz sein auf unser Land."

Zu den Vorwürfen im Zusammenhang mit seinem Umgang mit reichen Freunden, die seit Tagen die deutschen Medien beschäftigen, ging Christian Wulff mit keinem Wort ein. Dazu hatte er Stellung genommen, bevor die bereits aufgezeichnete Ansprache an die Sender herausgegeben wurde. In einer Weihnachtsansprache wäre es wohl auch unpassend gewesen.

Autor: Peter Stützle

Redaktion: Bernd Gräßler