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Briten trauern um "Queen Mum"

1. April 2002

Die britische Königsfamilie hat sich auf Schloss Windsor in Trauer um die gestorbene Königinmutter versammelt. Thronfolger Prinz Charles hielt mit seinen Söhnen William und Harry am Bett seiner Großmutter Totenwache.

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Viele Menschen hinterlassen an Windsor Castle BlumensträußeBild: AP

Die als "Queen Mum" bekannte Königinmutter war am Samstag (30.3.) gestorben. Ihre Tochter Elizabeth weilte an ihrem Sterbebett. Das Goldene Thronjubiläum der Queen wird nun schon von zwei Todesfällen in der engsten Familie überschattet: Erst im Februar war ihre jüngere Schwester, Prinzessin Margaret, an den Folgen eines Schlaganfalls gestorben.

Prinz Charles bricht Urlaub ab

Der britische Thronfolger Prinz Charles und seine Söhne William und Harry hatten nach dem Tod von Queen Mum ihren Skiurlaub in der Schweiz abgebrochen. Sie trafen am Sonntag in Royal Lodge, der Residenz der Königinmutter in Windsor, ein. Prinz Charles galt als "Queen Mums" Lieblingsenkel.

Königin Elizabeth II. und enge Verwandte hielten in der
Schlosskapelle einen privaten Gottesdienst ab. Prinz Andrew wurde aus seinem Urlaub in der Karibik zurück erwartet. Der mittlere Sohn der Königin hatte dort mit seiner Ex-Frau Sarah Ferguson und den beiden Töchtern Ferien gemacht.

Eine bewegte Nation

Großbritannien verharrt in tiefer Trauer um die beliebte Könginmutter. Vor dem Buckingham Palast häufen sich Blumensträuße. Die Presse widmete der Monarchin ganze Sonderausgaben. Der "Sunday Telegraph" übertitelte ein ganzseitiges Foto von "Queen Mum" mit ihren Lebensdaten "1900 - 2002". Rundfunk- und Fernsehstationen änderten ihre Programme. Die BBC verzichtete aus Pietätsgründen auf
die Vermeldung der Lotto-Ergebnisse. In Privatsendern spielte Trauermusik, ein Sender wollte bis Montag keine Werbung bringen.

"Symbol für Anstand und Mut"

Der britische Premierminister Tony Blair würdigte die
Königinmutter als Großbritanniens "Symbol für Anstand und Mut". Das ganze Land trauere mit der königlichen Familie. Die frühere Regierungschefin Margaret Thatcher, für die "Queen Mum" im privaten Kreise stets Bewunderung geäußert haben soll, bezeichnete die Verstorbene als "wunderbare Königin und außergewöhnliche Persönlichkeit".

Aus aller Welt trafen Beileidsbekundungen in London ein. Bundespräsident Johannes Rau nannte die Königinmutter eine "große Frau", die "in ihrem langen Leben für viele Menschen, nicht nur in Großbritannien, zum Vorbild" geworden sei. US-Präsident George W. Bush äußerte sich "tief traurig" über ihren Tod. Der russische Ministerpräsident, Wladimir Putin sprach Königin Elizabeth II. seine "tiefstes Beileid" aus. Dem russischen Volk sei "Queen Mum" wohlbekannt gewesen, und es habe ihren Beitrag zur Anti-Hitler-Koalition und ihr Bemühen um engere Verbindungen zwischen Großbritannien und Russland während des Zweiten Weltkriegs "hochgeschätzt".

Der Leichnam der Königinmutter soll am Sonntag in die Königliche Kapelle All Saints im Großen Park von Windsor übergeführt werden. Es wird damit gerechnet, dass die Trauerfeier in der Londoner Westminster-Abtei stattfinden wird.

"Queen Mum" wurde am 4. August 1900 als Elizabeth Angela Marguerite Bowes-Lyon geboren. 1923 heiratete sie Prinz Albert, den zweitältesten Sohn von König George V. Als dieser 1937 nach der Abdankung seines älteren Bruders Edward als König George VI. den Thron bestieg, wurde sie Königin Elizabeth.

Hohes Ansehen bei der Bevölkerung

In der Öffentlichkeit war sie zuletzt im Februar bei der Beerdigung ihrer zweiten Tochter Margaret gesehen worden. "Queen Mum" hatte sich in Großbritannien während des Zweiten Weltkriegs auf Dauer das Ansehen der Bevölkerung errungen.

Entgegen den Empfehlungen der Regierung, sich auf einen sicheren Landsitz zurückzuziehen, blieben George und Elizabeth damals im Buckingham-Palast. Regelmäßig besuchten sie die Ausgebombten im Londoner Arbeiterviertel East End und sprachen ihnen Mut zu. Bis an ihr Lebensende galt die Königinmutter seit jener Zeit als Symbol des britischen Widerstandes gegen die deutschen Nationalsozialisten. (mik)