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Breakfast with a Kick

Eckhard Tollkühn 10. Juni 2002

Schon immer gab es in Washington Power Breakfasts. Seit neuestem gibt es die Soccer Breakfasts. Eckhard Tollkühn war bei einem Fußball-Frühstück dabei.

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Das gesellschaftliche Leben Washingtons hat sich in die frühen Morgenstunden verlagert. Gäbe es noch Hähne in der Hauptstadt, dann würden sich deren Schreie mit dem Jubel der Fans beim Tor mischen. Richtig: König Fußball macht hartgesottene Fans zu Frühaufstehern. Zumindest die sogenannten "Ex-Pats" , Zugereiste aus fußballbesessenen Ländern, die zeitweilig "Ex Patria" in den USA leben müssen.

Die Spielzeiten im fernen Japan und Korea treiben Fußballfans hier zur Bettflucht. Sportkneipen wie Summer’s im Washingtoner Vorort Arlington öffnen ihre Tore seit Beginn der Weltmeisterschaft um 7 Uhr morgens. Eine Sonderlizenz erlaubt den Ausschank von Alkoholika ab 8 Uhr. Die erste Stunde sitzen die Fans auf dem Trockenen.

"Fahnen willkommen, Leuchtfeuer nicht"

Auch die Deutsche Botschaft in Washington hat ein Herz für Fußball. Zu den Spielen mit der Deutschen Nationalelf wird zum "Soccer-Breakfast" geladen. "Deutsche Fahnen, Trikots und Schals sind willkommen, bengalische Leuchtfeuer und Gashörner nicht," so hieß es in der Einladung. Eine besonders nette Geste: Auch Anhänger der gegnerischen Mannschaft waren eingeladen.

Rund 60 verschlafene Fans erschienen zum ersten "Soccer-Breakfast dienstagfrüh um 7 Uhr. Darunter mindestens ein Dutzend Iren, einige in grünen Trikots. Auf dem Büfetttisch gab es Kaffe, O-Saft und Teilchen, nicht Bier und Brezel wie sich vielleicht der eine oder andere Fan trotz der frühen Stunde erhofft hatte. Aber das wurde nach Auskunft von Botschaftssprecher Hans-Dieter Lucas nie ernsthaft in Erwägung gezogen.

Am Anfang war der Optimismus

Zuerst wurde fachgesimpelt über den Stellenwert der deutschen Mannschaft nach dem Schützenfest gegen Saudi-Arabien. Aber auch über den der Iren. Schließlich hatten sie Holland in den Qualifikationsspielen ausgebootet. Alles in allem waren sich beide Seiten einig, dass die Deutschen wohl auch diesmal wieder die Oberhand behalten würden.

Um 7 Uhr 25 nahm man Platz vor der Großleinwand. Auf jedem Sitz ein schwarz-rot-goldenes Papierfähnchen. Die wurden zum ersten Mal euphorisch in der 24 Minute geschwenkt, als Miro Klose zeigte, dass sein Hattrick gegen die Saudis kein Zufall war. Zuversichtlich ging man in die Halbzeit. Unter schattigen Bäumen im Botschaftsgarten – es war erst Viertel nach 8 aber die Sonne brannte schon heiß - klönte man schon wieder über Politik und das normale Tagesgeschäft. Denn das Spiel selbst schien gelaufen.

Beispiel macht Schule

Dachte man. In der 90. Minute tanzten die "Grünen" im Raum. Die deutschen Fähnchen blieben regungslos auf dem Schoß. Doch man erholte sich schnell von dem Schock, reichte den Iren die Hände zum Glückwunsch. Wenn das Fußballspiel auch nur ein halber Erfolg war, das Fußballfrühstück war ein voller. Gegen Kamerun wird man sich wieder in der Botschaft zu früher Stunde einfinden. Allerdings werden Fans aus Kamerun nicht zugegen sein. Ihre Botschaft veranstaltet ihr eigenes Soccer-Breakfast. Denn das Beispiel macht Schule, seit die Washington Post über die Initiative der Deutschen Botschaft berichtete.