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Braunkohlegegner besetzen Tagebau

14. Mai 2016

Bagger besetzt, Schienen blockiert, Braunkohlekraftwerk zum Drosseln gezwungen: Demonstranten aus mehreren europäischen Ländern suchen in der Lausitz die Kraftprobe mit dem Energieriesen Vattenfall.

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Umweltaktivisten besetzen den Braunkohletagebau (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa/NurPhoto/M. Heine

Umweltaktivisten haben das Braunkohlekraftwerk Schwarze Pumpe in der Lausitz im Bundesland Brandenburg mit Gleisblockaden zeitweise vom Nachschub abgeschnitten. Kohlezüge konnten das Kraftwerk bei Cottbus nicht erreichen. Aktivisten der Umweltorganisation "Robin Wood" seilten sich an einer Bahnbrücke ab und entfalteten Banner mit Aufschriften wie "Kohleausstieg jetzt!".

Über die Bahnverbindung wird das Kohlekraftwerk des Energiekonzerns Vattenfall mit Braunkohle aus den benachbarten Tagebauen beliefert. Nach Angaben einer Sprecherin des Protestbündnisses "Ende Gelände" beteiligten sich bis zu 1.500 Menschen aus ganz Europa an den Aktionen. Die Polizei sprach von temporären Aktionen von Gruppen zwischen 200 und 600 Personen.

Bereits am Freitag waren rund 1600 Braunkohlegegner auf den nahegelegenen Tagebau Welzow geströmt. Bekleidet in Schutzanzügen (Artikelbild) besetzten sie Bagger, Gleise und Förderbänder. "Wir können die Kohle stoppen, sie können uns nicht stoppen", jubelte die Sprecherin von "Ende Gelände", Hannah Eichberger. Vattenfall hatte bereits am Donnerstag den Betrieb auf dem Gelände unterbrochen.

Polizei: Kein Grund zum Eingreifen

Vattenfall erstattete Strafanzeigen unter anderem wegen Hausfriedensbruchs und Nötigung und forderte die Polizei wiederholt zum Einschreiten auf. Diese teilte allerdings mit, die Staatsanwaltschaft sehe in dem Eindringen der Demonstranten keinen Hausfriedensbruch, weil das riesige Gelände nur zum Teil umzäunt sei. Die Aktivisten hätten sich im Tagebau nach erster Prüfung auch nicht der Nötigung schuldig gemacht, da der Betrieb seit Donnerstag ruhe. Auch der Kraftwerksbetrieb sei durch die Blockaden nicht gefährdet.

Demonstranten im Braunkohlerevier (Foto: dpa)
Demonstranten im BraunkohlerevierBild: picture-alliance/dpa/NurPhoto/M. Heine

Am Samstagnachmittag war es offenbar vereinzelt zu gewaltsamen Zusammenstößen mit dem Wachpersonal des Energiekonzerns Vattenfall und der Polizei gekommen. Es seien rund 120 Menschen in Gewahrsam genommen worden, sagte eine Polizeisprecherin. Derzeit werde ihre Identität festgestellt. Zwei Umweltaktivisten seien verletzt worden. Eine Sprecherin von "Ende Gelände" sprach von einer "Einzelgruppe" und dementierte, dass Gewalt angewendet wurde.

Vattenfall-Sprecher Thoralf Schirmer beklagte, die Demonstranten brächten mit ihrer Aktion sich und andere in Gefahr. Das unbefugte Betreten eines Tagebaus berge große Risiken. Auch Sprecherin Ines Filohn von der Polizeidirektion Süd in Cottbus sagte, das Vorgehen der Protestteilnehmer sei "nicht ungefährlich". Mehrere Menschen seien auf Großgeräte wie Braunkohlebagger geklettert.

Die Aktionen von "Ende Gelände" sollen über das Pfingstwochenende fortgesetzt werden. Der Protest ist Teil einer weltweiten Aktionsreihe, die sich unter dem Slogan "#breakfree2016" gegen die Nutzung fossiler Rohstoffe wie Kohle und Öl richtet.

Vattenfall verkauft Braunkohlesparte

Im Tagebau Welzow-Süd werden jährlich rund 20 Millionen Tonnen Braunkohle gefördert; Hauptabnehmer ist das Kraftwerk Schwarze Pumpe. Vattenfall hatte kürzlich angekündigt, seine gesamte deutsche Braunkohlesparte mit Tagebauen und Kraftwerken an das tschechische Energieunternehmen EPH und den Finanzinvestor PPF Investments zu verkaufen. Der schwedische Konzern will sich stärker auf umweltfreundliche Energie ausrichten.

wl/jh (dpa, afp, epd)