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BP-Chef gibt Fehler zu

18. Juni 2010

Tony Hayward ist in den USA der Buhmann der Stunde. Der BP-Chef wurde im Kongress fast sechs Stunden lang hart angegriffen. Wegen der zugesagten Entschädigungsmilliarden wurde die Bonität BPs weiter herabgestuft.

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Hayward vor dem Ausschuss
Gibt sich zerknirscht: Tony HaywardBild: Foto: ap

Nach einem sechsstündigen Kreuzverhör am Donnerstag (17.06.2010) vor einem Ausschuss des Repräsentantenhauses in Washington haben sich US-Politiker unzufrieden mit der Auskunftsbereitschaft von BP-Chef Tony Hayward gezeigt. Der Brite habe in der mit Spannung erwarteten Anhörung "gemauert", sagte der Vorsitzende des Energieausschusses Henry Waxman. Hayward habe nicht eine Frage richtig beantworten wollen und klare Detailangaben zu den Auslösern der Katastrophe vermieden, sagte der demokratische Abgeordnete. Es war das erste Mal seit der Explosion der Bohrinsel "Deepwater Horizon"am 20. April, dass der BP-Chef persönlich dem Kongress Rede und Antwort stand.

"Beispielose Serie von Fehlern"

Hayward räumte bei der Anhörung Versäumnisse ein. Eine "beispiellose Serie von Fehlern" habe zu der Ölpest im Golf von Mexiko geführt, die niemals hätte geschehen dürfen. Er selbst sei "am Boden zerstört" über dieses "schreckliche Ereignis".

Verölte Schilflandschaft (Foto: ap)
Wieviel kostet die Katasrophe?Bild: AP

Viele Abgeordnete des Energieausschusses stellten den Konzernchef mit scharfen Kommentaren zur Rede. Sie beschuldigten ihn, Berichte über Sicherheitsprobleme auf der Bohrinsel ignoriert zu haben. Außerdem habe BP falsche Angaben über das Ausmaß des Ölaustritts ins Wasser gemacht. Waxman warf Hayward vor, an der Sicherheit gespart zu haben. "Unter ihrer Führung hat BP extreme Risiken in Kauf genommen", sagte er zu Hayward.

"Berechtigte Forderungen"

Der BP-Chef zeigte sich in der Anhörung zuversichtlich, dass sein Konzern die finanziellen Lasten des Unglücks schultern könne. Am Vortag hatte sich BP auf Druck der US-Regierung bereiterklärt, zwanzig Milliarden Dollar in einen Entschädigungsfonds zu zahlen. Aus dem Fonds sollen "berechtigte Forderungen" beglichen werden. Dazu zählen laut BP Zerstörungen natürlicher Ressourcen und Kosten für staatliche und regionale Einsätze. Geldbußen und Strafmaßnahmen sind ausgenommen.

Als letzte der großen Ratingagenturen hat nun auch Standard & Poor's die Noten für die Kreditwürdigkeit des Ölkonzerns gesenkt. S&P begründete die Entscheidung am Donnerstag (Ortszeit) mit den "Herausforderungen und Ungewissheiten", vor denen BP wegen der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko stehe. Die Ratingagentur stufte BP von AA- auf A ab. Erst am Dienstag hatte die Ratingagentur Fitch die Kreditwürdigkeit des Unternehmens um sechs Stufen auf BBB abgesenkt.

100 Milliarden?

Der US-Bundesstaat Louisiana schätzt, dass die Umwelt- und Wirtschaftsschäden durch die Ölpest im Golf von Mexiko sich auf 40 bis 100 Milliarden Dollar belaufen könnten. Der geplante Entschädigungsfonds mit dem Volumen von 20 Milliarden Dollar reiche vermutlich nicht aus, sagte Louisianas Schatzmeister John Kennedy am Donnerstag Reuters Insider TV.

In der Ölquelle unter dem beschädigten Bohrloch im Golf von Mexiko befinden sich nach Schätzungen von BP noch mehr als sieben Milliarden Liter Öl. Damit würde die Quelle noch immer 94 bis 97 Prozent ihrer ursprünglichen Gesamtmenge enthalten. Angesichts der Geschwindigkeit, mit der das Öl austritt, würde es zwei bis vier Jahre dauern, bis die Quelle versiegt.

Autor: Oliver Samson

Redaktion: Martin Schrader