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Den Austausch fördern

13. Februar 2012

Sie will mehr deutsche Studenten ins Ausland schicken und mehr ausländische Studierende an die deutschen Unis holen. Margret Wintermantel hat als neue Präsidentin des DAAD ehrgeizige Pläne.

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Margret Wintermantel, die neue Präsidentin des Deutschen Akademischen Austausch Dienstes (DAAD) posiert am Montag (16.01.2012) in Berlin vor einer Pressekonferenz für die Fotografin. Ziele der Präsidentin sind unter anderem, mehr internationale Studenten für ein Studium in Deutschland zu gewinnen und dass jeder zweite deutsche Absolvent die Möglichkeit hat, im Ausland zu studieren. Foto: Caroline Seidel dpa/lbn
Margret WintermantelBild: picture-alliance/dpa

Deutsche Welle: Frau Wintermantel, seit Anfang Januar sind Sie Präsidentin des Deutschen Akademischen Austauschdienstes. Was reizt Sie an der neuen Aufgabe?

Margret Wintermantel: Bis Ende April bin ich auch noch Präsidentin der Hochschulrektorenkonferenz. Außerdem bin ich im Vorstand der Europeen University Cooperation und auch im Beirat der United Nations University. Das heißt, ich habe in den letzten Jahren sehr viele internationale Erfahrungen sammeln können und es reizt mich, weil ich denke, dass wir sehr viel mehr für die Internationalisierung unserer Hochschulen tun müssen. Mir ist sehr wichtig, dass möglichst viele junge Leute internationale Erfahrungen machen.

Für Ihre Amtszeit haben Sie schon konkrete Zahlen genannt: Sie möchten, dass die deutschen Unis künftig 300.000 ausländische Studierende haben, also 55.000 mehr als heute. Warum ist Ihnen das so wichtig?

Unsere jungen Leute und auch die jungen Leute aus anderen Ländern müssen, wenn sie eine gute Ausbildung haben wollen, die Perspektiven anderer Kulturen wahrnehmen und erkennen, und sie müssen globale Verantwortung übernehmen. Das ist heute anders als es früher der Fall war. Die großen Herausforderungen, sei es der Klimawandel oder die Energie- und Gesundheitsversorgung, sind alles Fragen, die nicht Halt machen an nationalen Grenzen. Sie machen es erforderlich, sich überall auf der Welt bewegen und Verantwortung übernehmen zu können.

Diese nationalen Grenzen sind für viele ausländische Studierende aber noch stark zu spüren. Viele stöhnen über die Bürokratie in Deutschland und fühlen sich an den Unis auch nicht sehr willkommen. Was muss sich ändern?

Die ausländischen Studierenden sind willkommen an den deutschen Universitäten und Hochschulen! Allerdings haben wir derzeit so viele Studierende wie noch nie zuvor. Auch wenn unsere Hörsäale und Seminare voll sind, können wir nicht unsere Türen zumachen. Unsere Leute müssen rausgehen an andere Universitäten, und Leute von außen müssen auch zu uns kommen. Was die Bürokratie anbelangt, glaube ich nicht, dass sie in Deutschland besonders ausgeprägt ist. Aber natürlich müssen wir zusehen, dass unsere ausländischen Studierenden gut beraten werden und man ihnen dabei hilft, sich hier zurechtzufinden. Dringender scheint mir die Frage der Anerkennung von Studienleistungen außerhalb der deutschen Unis zu sein. Wenn jemand im Ausland ein Seminar gemacht hat und möchte das jetzt innerhalb eines Studiengangs anerkannt bekommen, dann gibt es da zu viele Unsicherheiten. Das müssen wir noch besser klären.

Mehr Internationalisierung an den Hochschulen bedeutet auch, dass deutsche Studenten mobiler werden. Derzeit entscheidet sich etwa jeder dritte Student für ein Auslandsstudium, was international gesehen gar nicht schlecht ist. Trotzdem wollen Sie, dass künftig jeder zweite Student ins Ausland geht. Ist das nicht ein sehr hohes Ziel?

Es ist tatsächlich ein ehrgeiziges, aber auch ein realistisches Ziel. Eine Voraussetzung dafür ist, dass unsere Universitäten auch mit ausländischen Hochschulen Verträge schließen. Ganz wichtig ist, dass die Studierenden keine Zeit verlieren, wenn sie ins Ausland gehen. Es ist eine ganz entscheidende Frage, ob die Studienleistungen von woanders anerkannt werden können. Und da haben wir noch einiges zu tun.

Ein Auslandsstudium ist aber auch eine Frage des Geldes. Laut der Studie "Eurostudent-Report" sind es in Deutschland vor allem Akademikerkinder, die ins Ausland gehen und das größtenteils von ihren Eltern finanziert bekommen. Wie aber wollen und können Sie den anderen Studierenden helfen?

Der DAAD hat eine Reihe von Stipendienprogrammen. Aber natürlich müssen wir uns diese Programme noch einmal genau ansehen und überlegen, wie man künftig stärker fördern kann. Aber wir brauchen auch die Bemühungen aus Brüssel, wenn es um den Europäischen Hochschulraum geht. Auch von der Europäischen Union benötigen wir Gelder, um den Auslandsaufenthalt von Studierenden unterstützen zu können.

Bis Ende April sind Sie noch Präsidentin der deutschen Hochschulrektoren-Konferenz. Dann geben Sie das Amt ab. Welche Bilanz ziehen Sie?

Es ist sehr, sehr vieles passiert. Die Hochschulen haben eine enorme Entwicklung gemacht in den letzten Jahren. Ich bin dankbar, dass ich so nah dabei sein konnte. Wir hatten noch nie zuvor so viele Studierende, was sehr positiv ist. Wir brauchen junge, gut ausgebildete, kreative, intelligente, neugierige Leute, und wir haben sehr gute Hochschulen, an denen es eine hohe Motivation gibt und den Willen, die Herausforderungen der Zukunft anzupacken. Auch das Ausland schaut auf unsere Hochschulen und darüber können wir ganz froh sein.


Das Gespräch führte Sabine Damaschke.
Redaktion: Gaby Reucher