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BMW spricht mit Toyota

Irene Preisinger, Jan Schwartz, Reuters28. Juni 2012

Autobauer müssen enorm viel Geld für Forschung und Entwicklung ausgeben - auch, um immer neue Umweltausgaben zu erfüllen. Kein Wunder, dass es deshalb zu immer mehr Kooperationen kommt.

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Das BMW-Logo auf eine Leichtmetall-Felge (Foto: dapd)
BMW logoBild: AP

Der Autobauer BMW will seine Partnerschaft mit Toyota vertiefen und womöglich eine neue mit der Mitsubishi -Tochter NedCar aufbauen. Toyota-Präsident Akio Toyoda besucht am Freitag den BMW-Vorstandsvorsitzenden Norbert Reithofer in München und tritt dort um 12.30 Uhr mit ihm gemeinsam vor die Presse, um neue gemeinsame Projekte zu präsentieren.

Über den Inhalt des Gesprächs schweigen sich die Unternehmen aus. Allerdings offenbarte der BMW-Konzern, dass er den Schulterschluss mit einem weiteren japanischen Hersteller sucht: "Wir führen Gespräche mit NedCar hinsichtlich einer möglichen Auftragsfertigung", sagte ein Sprecher. Welche Modelle in welchen Stückzahlen dies sein könnten, ließ er offen.

Den Premium-Thron verteidigen

Im hart umkämpften Oberklasse-Segment hat BMW weltweit die Spitzenposition inne, muss sich aber der aufholenden Konkurrenz erwehren. Die VW -Tochter Audi hat sich zum Ziel gesetzt, die Münchner bis 2015 vom Premiumthron zu stoßen; auch Daimlers Edelmarke Mercedes will bis 2020 zurück an die Spitze. Als relativ kleiner Hersteller setzt BMW deshalb auf Kooperationen, um Kosten zu sparen und Größenvorteile, wie sie etwa Audi im riesigen VW-Imperium hat, zu nutzen. Bis 2016 wollen die Münchner mehr als zwei Millionen Fahrzeuge verkaufen - zuletzt waren es 1,67 Millionen. Die Fertigung von Fahrzeugen bei einem Partner könnte bei der Kapazitätserweiterung helfen.

NedCar, im niederländischen Born angesiedelt, ist das einzige Mitsubishi-Werk in Westeuropa. Dort werden der Kleinwagen Colt und der Geländewagen Outlander produziert. Das Werk ist von der Schließung bedroht, weil die Verkaufszahlen der Japaner in Europa kräftig zurückgegangen sind. Eine Auftragsfertigung könnte den Standort vor dem Aus bewahren. Bei NedCar war zunächst niemand für eine Stellungnahme zu erreichen.

Die bestehende Kooperation zwischen BMW und Toyota zur Lieferung von Motoren und zur Grundlagenforschung in der Batterietechnik soll auf die Felder Hybridantriebe und Leichtbau ausgeweitet werden, wie zwei Personen aus dem Umfeld der Unternehmen sagten. Neue unterschriftsreife Verträge gibt es aber wohl noch nicht.

Toyota-Antriebe in BMW Autos?

Der kleine Oberklasse-Autobauer und der große Massenhersteller, der sich nach dem Katastrophenjahr in Japan zurück an die Weltmarktspitze gekämpft hat, arbeiten bereits seit einer Weile zusammen. Im Dezember hatten sie vereinbart, dass BMW ab 2014 Dieselmotoren an Toyotas europäische Tochter liefert. Zudem wollen die beiden Konzerne die nächste Generation von Lithium-Ionen-Batterien gemeinsam entwickeln, die für Hybridautos und das elektrische Fahren der Zukunft von zentraler Bedeutung sind.

Toyota könnte künftig Hybridtechnologie an BMW liefern, sagte einer der Insider. "Ich tippe darauf, dass es bald BMW-Fahrzeuge mit Hybrid-Antrieben von Toyota geben wird." Die Japaner sind in dieser Technologie führend und wollen sich mit Hybridautos wie dem Prius von der Masse abheben. Umgekehrt könnte Toyota von der Leichtbautechnik profitieren, bei der BMW dank seiner Beteiligung am Carbonfaser-Hersteller SGL einen Fuß in der Tür hat. Die Münchner setzen bei ihren geplanten Elektroautos i3 und i8 auf das leichte Material. Die Japaner haben mit dem Lexus LFA den Prototypen eines Sportwagens am Start, dessen Karosserie weitgehend aus Carbonfasern besteht.

Wie Toyota setzt auch BMW auf eine Vertiefung und Ausweitung von Partnerschaften, um die Milliardenkosten für Forschung und Entwicklung im Griff zu behalten. Weltweit müssen Autobauer viel Geld ausgeben, um verschärfte Umweltvorgaben für ihre Fahrzeuge zu erfüllen. Die Zahl der Zweckbündnisse zwischen den Herstellern hat deshalb deutlich zugenommen.