1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Blutiger Donnerstag

23. November 2006

Der Bagdader Stadtteil Sadr City ist von der tödlichsten Anschlagsserie seit Beginn des Irak-Krieges erschüttert worden. 160 Menschen kamen ums Leben. Im Norden der Stadt griffen Aufständische ein Ministerium an.

https://p.dw.com/p/9QTZ
Allein im Oktober starben im Irak 3.700 Zivilsten
Ein Junge trauert nach den Anschlägen um getötete Angehörige. Allein im Oktober starben im Irak 3.700 ZivilistenBild: AP

Bei drei Selbstmordattentaten und zwei Mörserangriffen wurden im Bagdader Stadtteil Sadr City mindestens 160 Menschen getötet, wie die Polizei mitteilte. Rund 260 wurden verletzt, viele von ihnen schwer. Die insgesamt fünf Angriffe erfolgten im Viertelstundentakt beginnend auf einem belebten Gemüsemarkt. Mit weiteren Todesopfern wurde gerechnet.

Männer mit Sarg
3.700 Zivilsten wurden allein im Oktober getötetBild: AP

Im Norden Bagdads hatten Aufständische am Donnerstag das irakische Gesundheitsministerium mit Mörsern beschossen und sich heftige Kämpfe mit Wachleuten geliefert, wie aus Sicherheitskreisen verlautete. Die etwa 30 mutmaßlich sunnitischen Angreifer versuchten laut Fernsehberichten, das Gesundheitsministerium zu stürmen. Alle Zufahrtsstraßen zu dem Gebäude im Bezirk Bab el Muadham seien abgeriegelt worden, bis nach etwa drei Stunden US-Hubschrauber und irakische Panzerfahrzeuge die Angreifer in die Flucht geschlagen hätten. Die Mitarbeiter des Ministeriums konnten das Gebäude, an dem leichter Sachschaden entstand, unversehrt verlassen, wie ein Sprecher mitteilte.


Ministerien als beliebtes Ziel

Anschläge: trauriger Alltag in Sadr City
Anschläge: trauriger Alltag in Sadr CityBild: AP

Ministerien oder Behördenvertreter sind im Irak häufig Ziel von Angriffen. Erst Anfang vergangener Woche hatten bewaffnete Männer in einer spektakulären Massenentführung mehr als 100 Mitarbeiter des Instituts für Kulturforschung, das zum Hochschulministerium gehört, verschleppt. Die Kidnapper waren mit mehreren Fahrzeugen vor dem Gebäude vorgefahren und hätten die Wachleute überwältigt. Rund 70 der Geiseln sind seither freigekommen, von den anderen fehlt jede Spur.

Bei einer Razzia von US-Soldaten in Sadr-City waren am Donnerstagmorgen nach Polizeiangaben bereits vier Iraker gestorben und acht verletzt worden. Der Einsatz in Sadr City war der vierte der Koalitionstruppen in dem Stadtteil innerhalb von sechs Tagen. Die Soldaten durchsuchten laut Polizei mehrere Häuser und eröffneten das Feuer auf einen Kleinbus mit Arbeitern. Die US-Streitkräfte bestätigten den Einsatz, machten jedoch keine Angaben über Opfer.

Kein Thanksgiving-Besuch

Frauen trauern um getötete Angehörige
Frauen trauern um getötete AngehörigeBild: AP

Das Weiße Haus wies unterdessen Berichte zurück, wonach sich US-Vizepräsident Dick Cheney am Donnerstag in Bagdad aufgehalten haben soll. Cheneys einziger geplanter Besuch in der Region sei eine bereits angekündigte Reise nach Saudi-Arabien am Freitag, sagte Sprecher David Almacy in Washington. Das irakische Fernsehen hatte zuvor berichtet, Cheney sei in Bagdad, vermutlich um amerikanische Soldaten zum Thanksgiving-Fest zu besuchen.

Erst am Mittwoch hatte die UN-Hilfsmission für den Irak (UNAMI) berichtet, im Irak seien im Oktober mehr als 3.700 Zivilisten getötet worden. Im gleichen Zeitraum starben 102 US-Soldaten. (ina)