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Blutfehden hindern Kinder in Nordalbanien am Schulbesuch

9. September 2003
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Bonn, 8.9.2003, DW-radio / Albanisch

Aufgrund langwieriger Blutfehden halten sich im Norden Albaniens über 2000 Familien ständig im Schutz ihrer Häuser auf. In ihren offizielle Verlautbarungen spielt die Polizei von Shkodra das Ausmaß des Phänomens herunter: "Es sind nur 127 Familien in unserer Region, die wegen der Blutrache zu Hause bleiben", heißt es dort.

Tatsache ist, dass die Zahl der Toten wegen der Blutrache um ein Mehrfaches höher ist als in anderen Regionen Albaniens. Um nicht getötet zu werden, suchen diese Familien Schutz in ihrem Haus, denn nach dem Kanun (das albanische Gewohnheitsrecht, das u. a. auch die Blutrache regelt – MD) darf die Blutrache nur außerhalb des Hauses vollstreckt werden.

Kinder sind vom Kanun nicht betroffen, das heißt, es würde ihnen nichts geschehen, wenn sie sich nach draußen begeben würden. Trotzdem bleiben 875 Kinder in Nordalbanien unter dem Schutz des Hauses und gehen nicht hinaus, auch nicht in die Schule. Dadurch steigt die Zahl der Analphabeten.

Dieses Phänomen ist auch bei den Kreisen der Regierung Albaniens bekannt. Vergleicht man den Anteil der von der Blutrache Betroffenen an der Bevölkerung, so nimmt im regionalen Vergleich Albaniens die Region Shkodra den zweiten Platz ein. (Übersetzung Artur Gielbeg) (MK)