"Blended Learning" in Georgien: Zukunftsfähige Medien durch finanzielle Sicherheit | Europa/Zentralasien | DW | 06.07.2020
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Europa/Zentralasien

"Blended Learning" in Georgien: Zukunftsfähige Medien durch finanzielle Sicherheit

Guter Journalismus muss bezahlt werden. In einem Managementlehrgang der Caucasus Media E-School können Medienschaffende nachhaltige Geschäftsmodelle entwickeln und unternehmerisches Handeln lernen.

Die Grenze ist nah… und mit ihr die Schwierigkeiten, manchmal auch die Angst, in jedem Fall die Herausforderungen – gerade für Journalistinnen und Journalisten. Saba Tsitsikashvili leitet Qartli.ge, ein Onlinemedium in der georgischen Region Innerkartlien. Die Region grenzt an Südossetien, das früher auch ein Teil Georgiens war, heute aber nach Jahrzehnten oft blutiger Konflikte unabhängig ist. Saba Tsitsikashvili ist ein ruhiger Mann um die 40, einer, der lieber zuhört als große Reden zu schwingen. Wer wie er für den Journalismus brennt, für den gibt es in Innerkartlien viel zu tun, denn guter Journalismus kann den Menschen in der vom Grenzkonflikt geprägten Region helfen, um wieder in einen Dialog zu treten.

Als Manager eines privaten Onlinemediums muss Saba Tsitsikashvili neben dem journalistischen Handwerk aber noch andere Aufgaben beherrschen. „Ohne einen entsprechenden strategischen Plan und eine angemessene Aufteilung der vorhandenen Ressourcen würden wir langfristig nicht überleben”, sagt Tsitsikashvili. “Unerwartete Entwicklungen in unserem Land können unsere redaktionelle Planung und unseren Zeitplan beeinflussen.“ Und damit eine gut recherchierte Berichterstattung gefährden. Ausreichende finanzielle Mittel sind entscheidend für das Überleben der lokalen Unternehmen, weshalb die Caucasus Media E-School genau dort mit ihrem Managementlehrgang ansetzt.

Eigenverantwortung ­und Selbstvertrauen

In den vier Modulen der Media E-School werden unter anderem strategisches Denken, Marketing, Finanzmanagement und digitale Kompetenzen vermittelt. Lokale Trainerinnen und Trainer erweitern außerdem die journalistischen Fähigkeiten der Teilnehmenden. Der Bedarf ist groß, denn auch die Menschen in Georgien wollen in schwierigen Zeiten wie einer Pandemie, genau verstehen, was vor ihrer Haustür passiert – durch Berichte von unabhängigen, kompetenten Journalistinnen und Journalisten vor Ort. „Wir arbeiten Seite an Seite mit den Trainerinnen und Trainern, wenn es darum geht, eine Geschichte zu identifizieren und sie in ein großartiges Stück zu verwandeln“, sagt Tsitsikashvili. Er ist begeistert von dieser Art zu Lernen und kann es oft nicht abwarten, die Geschichten am Ende mit den Leserinnen und Lesern zu teilen.

Saba Tsitsikashvili ist leidenschaftlicher Journalist und Manager von Quartli.ge

Saba Tsitsikashvili ist leidenschaftlicher Journalist und Manager von Quartli.ge

Eigenverantwortung und Selbstvertrauen stärken, sowohl journalistisch als auch wirtschaftlich - das sind die Ziele der Caucasus Media E-School. „Hier lernen wir, unseren Enthusiasmus und unsere Liebe für unseren Beruf so einzusetzen, dass wir damit auch Einkünfte erzielen“, sagt Tsitsikashvili. Trotz Corona-Krise blickt er deswegen optimistisch in die Zukunft. Für Qartli.ge hat Saba Tsitsikashvili zwei freiberufliche Anzeigenvertreter eingestellt, um zusätzliche Mittel einzuwerben und seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bezahlen zu können. „Bislang habe ich immer blind meiner Buchhalterin vertraut. Jetzt habe ich selbst den Überblick. So kann ich unsere journalistischen Projekte viel besser auf unser wirtschaftliches Potenzial abstimmen“, so der Manager.

Durch die Krise mit „Blended Learning“

Die Module der Media E-School wurden von Anfang an als „Blended Learning“ konzipiert. Trotz Ausgangssperre in Georgien gelang die komplette Umstellung auf E-Learning zu Beginn der Corona-Pandemie daher mühelos. Das Konzept lässt außerdem grenzüberschreitendes Arbeiten zu und auch Medienschaffende aus anderen Ländern des Kaukasus, wie Armenien und Aserbaidschan, sollen in Zukunft daran teilnehmen können – mit der Vision, dass die Grenzen mit Hilfe von Pressefreiheit und kompetentem Journalismus durchlässiger werden.

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