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Blatter will Technik zumindest diskutieren

29. Juni 2010

Nach den zahlreichen Fehlentscheidungen der Schiedsrichter bei der FIFA-WM in Südafrika wird der Ruf nach dem Einsatz technischer Hilfsmittel immer größer. Nun kommt zumindest etwas Bewegung in die Sache.

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Der wohl schlimmste Schiedsrichterfehler - das nicht gegeben Tor der Engänder (AP Photo/Alessandra Tarantino)
Der wohl schlimmste Schiedsrichterfehler - das nicht gegebene Tor der Engländer gegen die DeutschenBild: AP

Nachdem FIFA-Präsident Joseph S. Blatter zunächst immer nur seine Pressesprecher vorgeschickt hatte und selbst stumm geblieben war, sah er sich nach den letzten kapitalen Schiedsrichterfehlern und der anschließenden Diskussion nun offensichtlich doch genötigt, selbst Stellung zu nehmen. "Nach den bisherigen Erfahrungen bei dieser WM wäre es Nonsens, das Thema Torlinien-Technologie nicht noch einmal zur Sprache zu bringen", sagte Blatter am Dienstag (29.06.2010) in einem Interview. Im Juli solle das zuständige Gremium innerhalb der FIFA, das International Football Association Board (IFAB) das Thema auf seiner regelmäßigen Sitzung diskutieren.

FIFA-Präsident Sepp Blatter (AP Photo/Hassan Ammar)
FIFA-Präsident Joseph BlatterBild: AP

Damit hat Blatter zunächst einmal die Gemüter beruhigt, passiert ist letztlich aber noch nichts – und Blatter selbst hat seine Position auch nicht verändert. Es ist bekannt, das er in jeglicher Hinsicht strikt gegen den technischen Einfluss im Fußball ist – und in dieser Position wird er auch von der Mehrheit der meist älteren, konservativen Fußballführer unterstützt. Auch der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), Dr. Theo Zwanziger, vertritt diese Position. Das Credo ist, das die Entscheidungen im Fußball in menschlicher Hand bleiben sollen.

Es wird keine schnelle Lösung geben

Eine schnelle Lösung darf man, unabhängig von Blatter, ohnehin nicht erwarten. Das Thema war schon mehrfach im ebenfalls sehr konservativen FIFA-Regelgremium, ohne dass sich wirklich etwas geändert hat. Getestet wurde zumindest der mit einem Chip versehene Ball, trotz guter Resultate wurde er aber letztlich abgelehnt. Momentan laufen Versuche mit Torrichtern in den Spielen der Europa League, der Champions League und in der EM-Qualifikation.

Bleibt noch der Videobeweis, der in anderen Sportarten wie Eishockey, Rugby, Baseball, American Football, Hockey, Ski alpin schon lange funktioniert - selbst das konservative Wimbledon hat den im Tennis längst eingeführten Videobeweis inzwischen akzeptiert. Allerdings sind sich hier selbst Experten nicht einig, ob man damit immer den richtigen Blickwinkel erreicht.

Gleiche Bedingungen für alle

DFB-Präsident Theo Zwanziger (Foto: dpa)
Auch eher gegen die Technik - Theo Zwanziger, Präsident des DFBBild: dpa

Ein großes Problem in der Angelegenheit ist die Tatsache, dass die FIFA gleiche Bedingungen für alle in ihren über 200 Mitgliedsländern haben will. Es dürfte aber kaum möglich sein, eine flächendeckende technische Lösung selbst auch nur in den obersten Spielklassen aller Mitgliedsländer zu installieren. Deshalb und eben angesichts der konservativen Haltung der Fußballfunktionäre dürfte der Torrichter wohl die erste Wahl bei der Lösung des Problems sein.

Übrigens ist auch die Haltung zu technischen Hilfsmitteln unter den Betroffenen – also Spielern und Schiedsrichtern – gespalten. So will ein junger Spieler wie Sami Khedira, dass alles so bleibt, während sich der erfahrene Miroslav Klose für die Hilfsmittel ausspricht. Der langjährige Schiedsrichter-Lehrwart Eugen Strigel hat sich für den Chip im Ball ausgesprochen, während FIFA- und Bundesliga-Schiedsrichter Knut Kircher die Wiederaufnahme der Debatte über den Chip-Ball für "Blödsinn" hält.

Bei den Fans ist die Meinung dagegen eindeutig: Bei einer bereits vor der WM durchgeführten Umfrage haben sich 70 Prozent für den Einsatz technischer Hilfsmittel ausgesprochen.

Autor: Wolfgang van Kann (mit sid,dpa)
Redaktion: Jens Krepela