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Bischof und Menschenrechtler Ruiz gestorben

25. Januar 2011

Die Ureinwohner Mexikos verlieren mit Bischof Samuel Ruiz García einen ihrer wichtigsten Fürsprecher. Durch seinen Einsatz für die Rechte der indigenen Bevölkerung wurde er weit über die Grenzen Mexikos hinaus bekannt.

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Samuel Ruiz García, der ehemalige Bischof von San Cristóbal de las Casas (Foto: AP)
Ruiz widmete sein Leben den Armen und Unterdrückten in ChiapasBild: AP

Samuel Ruiz García, der mexikanische Menschenrechtler und ehemalige Bischof von San Cristóbal de las Casas, verstarb am Montag (24.01.20011, Ortszeit) im Alter von 86 Jahren in einem Krankenhaus in Mexiko-Stadt, wie die mexikanische Bischofskonferenz mitteilte. Die Beisetzung soll am Mittwoch in Ruiz' ehemaliger Diözese stattfinden.

Priester segnen Ruiz Sarg mit Weihwasser während des Gedenkgottesdienstes am Montag in Mexiko-Stadt (Foto: AP)
Gedenkgottesdienst in Mexiko-Stadt für den Verstorbenen Bischof Ruiz.Bild: AP

Mexikos Präsident Felipe Calderón nannte Ruiz einen großen Mexikaner, der die Bewunderung aller verdiene, unabhängig von ihrer religiösen oder politischen Einstellung. Auch US-Außenministerin Hillary Clinton, die zurzeit auf Staatsbesuch in Mexiko ist, und der Vertreter der UN-Hochkommission für Menschenrechte in Mexiko, Javier Hernández Valencia, würdigten Ruiz' unermüdlichen Einsatz für die Menschenrechte der Urvölker in Mexiko. Clinton sagte, alle Menschen sollten Ruiz als Vorbild sehen und seinem Vermächtnis folgen.

Ein Fürsprecher der Armen und Unterdrückten

Von 1960 bis 2000 leitete Ruiz das Bistum im krisengeschüttelten mexikanischen Bundesstaat Chiapas. Hier setzte er sich vor allem für die Rechte der Ureinwohner ein, die ihn liebevoll "Tatik" nannten, was in der indigenen Sprache Tzotzil "Väterchen" bedeutet. In seiner Arbeit als Bischof und Seelsorger schreckte Ruiz nicht davor zurück, auch Aspekte der indigenen Religionen in seine katholische Kirchenpraxis mit einfließen zu lassen, eine Haltung, die ihm besonders aus konservativen Kreisen der katholischen Kirche viel Kritik einbrachte. Dies führte so weit, dass im Oktober 1993 die Botschaft des Vatikans in Mexiko Ruiz wegen theologischer Unstimmigkeiten und seiner seelsorglichen Praxis einen Rücktritt nahelegte. Ruiz lehnte dies jedoch ab, woraufhin ihm der Vatikan einen anderen Bischof als Koadjutor zur Seite stellte.

Auch auf politischer Ebene setzte sich Ruiz für die Rechte der Ureinwohner ein. Weltbekannt wurde er Mitte der 1990er Jahre durch seinen Einsatz als Vorsitzender der nationalen Vermittlungskommission, die nach dem Aufstand der Zapatistas für die Rechte der Indios in Chiapas zwischen der Zapatistischen Armee der Nationalen Befreiung EZLN und der mexikanischen Regierung erfolgreich Friedensverhandlungen führte.

Für seinen unermüdlichen Einsatz zugunsten der unterdrückten indigenen Bevölkerung Mexikos wurde Ruiz mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Simón-Bolívar-Preis der UNESCO im Jahr 2000. Mehrfach wurde er für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen.

Autorin: Tanja Schmidt (ap, epd, kna, rtr)
Redaktion: Thomas Grimmer