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Sport in der Schule

Olivia Fritz22. April 2013

Wissenschaft, Lehrer und Politiker sind sich einig: Schulsport gehört zu der Persönlichkeitsentwicklung der Kinder dazu. In einer Bildungspartnerschaft sollen Sportvereine und Schulen besser vernetzt werden.

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Schüler der zweiten Klasse machen in Hamburg einen Kopfstand. (Foto: Daniel Reinhardt/dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Gesundheit und Persönlichkeitsentwicklung spielen eine zentrale Rolle, wenn es um das Thema Schulsport geht. Kinder sollen schon von klein an animiert werden, sich zu bewegen, sollen motorische und soziale Fähigkeiten entwickeln. Wie kann der Sport noch besser im schulischen Umfeld integriert werden? Auf dem Kongress "Sport im Ganztag – Bildung braucht Bewegung" diskutierten darüber neben Vertretern von Politik, Schule und Sportvereinen auch diejenigen, die es im Sport ganz weit nach oben geschafft haben, wie Markus Weise, der deutschen Hockey-Bundestrainer. Weise hielt ein Plädoyer für den Sport: "Sport bietet einen Hebel für verschiedene Dinge wie zum Beispiel Integration, Bildung oder zur Schaffung von Erfolgserlebnissen."

Weise betonte, dass Sport eine Investition in die Gesellschaft sei. Dabei sei der Leistungssport immer nur ein kleiner Teil des Gesamtsystems. "Das wird mir immer zu unsystemisch diskutiert: Medaillenspiegel, Leistungsport. Aber wir müssen eigentlich nach unten gucken auf die ganze Pyramide, die unter diesem Leistungssport aufgebaut ist. Dann redet man auch über einen Problemstadtteil. Das gehört alles zusammen."

Steffi Jones: "Kinder lernen soziale Kompetenz"

Schulen spielen gerade in Problemstadtteilen eine enorm wichtige Rolle beim Thema Sport und Bewegungsangebot. Drei Stunden pro Woche sind laut einer Richtlinie im Lehrplan an deutschen Schulen vorgesehen, in der Realität sieht es anders aus: Oft sind es nur zwei Stunden pro Woche. Sport sei allerdings wie Mathematik und Deutsch ein Fach, das man nicht abwählen könne, argumentiert die Politik gern. Dabei sei Sport das Fundament für die Zukunft der Kinder, erklärte Steffi Jones, Direktorin für Frauenfußball beim Deutschen Fußball-Bund. "Ich glaube, dass ich von mir selbst sagen kann: Dieser Sport hat mir so viel geben können." Damit meine sie nicht die Nationalmannschaft, sondern den Beginn im Breitensport. "Integration, Toleranz. Diskriminierung findet da nicht statt. Da spielt es keine Rolle, wie ich aussehe und woher ich komme. Das ist es, was die Kinder mitbekommen: Soziale Kompetenz. Und das haben alle verdient, diesen Respekt und diese Wertigkeit."

Steffi Jones war früher selbst leidenschaftliche Fußballerin. Sie schaffte es sogar in die Nationalmannschaft. An sportbetonten Schulen in Deutschland wird Kindern diese Möglichkeit in Kooperation mit ortsnahen großen Vereinen oder Olympiastützpunkten geboten – allerdings gilt das nur im Leistungssportbereich für junge Talente. So weit schaffen es nicht viele, weiß Steffi Jones. Deshalb plädierte sie auf dem Kongress für die Chancengleichheit aller Kinder schon von klein an im Breitensport. "Da ist es ganz klar, dass wir immer wieder schauen müssen, dass wir die Politik animieren, dass wir wirklich allen Kindern die Chance geben, dass sie Sport treiben können."

Bundesland NRW will täglichen Schulsport

Das Bundesland Nordrhein-Westfalen hat es sich bei dem Kongress auf die Fahnen geschrieben, täglich Sportangebote in Ganztagsschulen anzubieten. Viele Kinder aus sozial schwachen Familien können sich Sport außerhalb der Schule nicht leisten. Die für Kinder meistens reduzierten Vereinsbeiträge sind noch zu hoch. Kooperationen von Schulen und Vereinen sollen dieses Problem lösen. Ganztagsschulen bieten zusätzliche Bewegungsangebote wie Sportfeste, Schulsporttage und Pausensport, dazu Schnupperkurse beim ortsansässigen Sportverein und sie fördern mit einem abgestimmten Schulplan den Leistungssport.

Die Idee sei gut, aber es könnte noch besser gehen, findet Markus Weise. Schließlich sei jeder heute zuständig für die Gesellschaft der Zukunft. "Es muss noch mehr vernetzt werden, es muss noch mehr Durchschlagskraft entwickelt werden." Noch ein Punkt, an dem die Politik ansetzen könnte: An Grundschulen wird oft fachfremd gelehrt. "Die Position eines deutschen Sporttrainers oder der Sportlehrer-Trainer muss viel mehr gestärkt werden", findet Weise und erntet Applaus. Schließlich ist wissenschaftlich längst bewiesen, dass Sport bei der Bildung eine zentrale Rolle spielt: Bewegung fördert die Konzentration. Kinder, die morgens schon Sport treiben, lernen besser.

Steffi Jones spielt mit Schülern Fußball. (Foto by Thorsten Wagner/Bongarts/Getty Images)
Ex-Nationalspielerin Steffi Jones plädiert für mehr Sport in der Schule.Bild: Getty Images/Bongarts