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Schöne Grüße von Eure Marlene

Tillmann Bendikowski10. Juni 2013

Wir stellen jede Woche ein Bild vor und erzählen seine Geschichte. Diesmal gehen wir zurück in das Jahr 1931: Eine deutsche Schauspielerin grüßt aus Hollywood.

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Marlene Dietrich mit ihrer Tochter Maria am Swimmingpool ihrer Villa in Hollywood, 1931 (Foto: ullstein bild)
Bild: ullstein bild

Die Neue Welt ist schön – und diese Frau zeigt es allen daheim: Marlene Dietrich posiert im Jahr 1931 mit ihrer Tochter Maria am Swimmingpool ihrer gerade erworbenen Villa in Hollywood. "Seht her", scheint sie mit dieser Aufnahme ausdrücken zu wollen, "ich habe es geschafft, ich bin in Hollywood, ich bin ein Star." Tatsächlich ist ihr gerade der Durchbruch in den USA gelungen: Für den Film "Marokko" an der Seite von Gary Cooper hat sie eine Oscar-Nominierung als beste Hauptdarstellerin erhalten.

Doch in ihrer alten Heimat will man ihr den Erfolg nicht gönnen. Trotz ihres Erfolgs als Lola Lola im "Blauen Engel" hatte man ihr Talent nicht recht erkannt. Aber dass sie daraufhin einen lukrativen Vertrag in Hollywood abschließt, versteht man als Kränkung. In den USA hingegen setzt Dietrich bald Maßstäbe, und dies nicht nur auf der Leinwand: Als sie 1932 öffentlich erstmals in einem eleganten Männeranzug auftritt, sorgt sie für erhebliche Verwirrung. Fortan trägt sie bei gesellschaftlichen Anlässen nur noch Männerkleidung – und löst einen neuen Modetrend aus.

Marlene Dietrich und Deutschland entfernen sich nach der nationalsozialistischen Machtergreifung 1933 immer weiter voneinander. Das anfängliche Werben der Nazis um den Star ist aussichtslos. Marlene Dietrich wird amerikanische Staatsbürgerin, wirbt später für Kriegsanleihen und tritt mehrfach im Rahmen der Truppenbetreuung vor US-Soldaten auf. Im "Dritten Reich" ist sie verfemt, ihre Filme sind Filme verboten.

Nach dem Krieg startet Marlene Dietrich ihre Karriere als Sängerin – und kehrt 1960 im Rahmen einer Europa-Tournee auch nach Deutschland zurück. Hier gibt es Fans, hier wird sie aber auch angefeindet, sogar regelrecht gehasst. Fraglos wirkt die Diffamierung aus der NS-Zeit weiter. Als "Vaterlandsverräterin" brandmarken sie einige, bei einem Konzert wird sie angespuckt und beworfen. Marlene Dietrich zeigt sich souverän, erklärt aber später einem Interview: "In Deutschland möchte ich nicht begraben sein." Als sie nach vielen Jahren der Zurückgezogenheit 1992 in Paris stirbt, zeigt sich allerdings, dass sich auch eine ungeliebte Schöne im Tod über die Ablehnung vieler hinwegsetzen kann: Auf ihren eigenen Wunsch wird sie in ihrer Heimatstadt Berlin beigesetzt.