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Berliner Luftbrücke für Verletzte aus Libyen

8. Oktober 2011

Schwerverletzte aus dem Libyen-Krieg sollen zur medizinischen Behandlung nach Deutschland ausgeflogen werden. Wann startet die Luftbrücke? Diese Frage stellen derzeit zahlreiche Libyer, die dringend Hilfe benötigen.

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Schwerverletzte Libyer warten auf ihre weitere Behandlung (Archivfoto vom April: dpa)
Schwerverletzte Libyer warten auf ihre weitere BehandlungBild: picture alliance / dpa

Mehr als 50.000 Menschen sollen seit März im Bürgerkrieg gegen Libyens entmachteten Staatschef Muammar al-Gaddafi verletzt worden sein. Unter ihnen sind viele Frauen und Kinder, die durch Minen Hände, Arme oder Beine verloren. Bisher wurden sie nur notdürftig oder gar nicht behandelt.

Dr. Chalid Abdul Algddar, ein Krankenhausarzt in der libyschen Stadt Zlitan, bat vor deutschen Journalisten eindringlich um Hilfe. "Wir sind mit den Minenopfern einfach überfordert. Viele Kinder sind furchtbar verstümmelt. Einige haben wir nach Tunesien gebracht. Aber das reicht nicht, sie müssen in Spezialkliniken nach Europa, nach Deutschland. Sie brauchen Visa. Bitte helft uns. Wir werden es Euch nie vergessen."

Allein in Tunesien warten nach Angaben des libyschen Übergangsrates mehr als 2000 schwer verletzte Libyer auf ihre Behandlung.

Verletzte Libyer aus der belagerten Stadt Misrata auf dem türkischen Fährschiff 'Ankara' (Foto: dpa)
Verletzte Libyer werden im April mit einem türkischen Fährschiff zur Behandlung ins Ausland gebrachtBild: picture alliance/dpa

Deutsches Sanitätsteam in Tunis

Noch ist unklar, wann die Luftbrücke eingerichtet wird, mit der die Schwerverletzten ausgeflogen werden, um in deutschen Krankenhäusern behandelt werden zu können. "Wir arbeiten gemeinsam mit unseren libyschen Partnern mit Hochdruck daran, die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass dies sehr schnell umgesetzt wird", teilte ein Sprecher des Auswärtigen Amts in Berlin am Samstag (08.10.2011) mit.

Ein deutsches Sanitätsteam hält sich derzeit mit Ärzten der Bundeswehr in Tunesiens Hauptstadt Tunis auf. Es prüft in Absprache mit der libyschen Seite, wie verletzten Opfern "schnell und unbürokratisch" geholfen werden kann. Die deutschen Botschaften in Tunis und Ägyptens Hauptstadt Kairo wurden laut Auswärtigem Amt angewiesen, Visa für Verletzte schnell auszustellen. Auch die wieder eröffnete deutsche Botschaft in Tripolis stelle in dringenden Fällen Visa aus, erklärte der Sprecher weiter. Visa-Anträge von Verletzten würden vorrangig behandelt. Wie es hieß, ist Deutschland derzeit der einzige Staat der Europäischen Union, der Kriegsopfern aus Libyen eine Einreisegenehmigung für den Schengen-Raum erteilt.

Erbitterte Gefechte um Sirte

Libysche Aufständische greifen Gaddafi-Einheiten in Sirte an (Foto: dapd)
Der Kampf um Sirte ist noch nicht entschiedenBild: dapd

In Sirte, der Geburtsstadt des Ex-Diktators, liefern sich Gaddafi-Anhänger und Truppen des Übergangsrates weiter schwere Kämpfe. Über der Küstenstadt 410 Kilometer östlich von Tripolis stehen schwarze Rauchwolken. Am Freitag waren Milizen des Übergangsrates in das Stadtzentrum vorgedrungen. Dort stießen sie auf erbitterten Widerstand.

Ärzte berichteten von mindestens zwölf toten Kämpfern der Gaddafi-Anhänger und fast 200 verwundeten Soldaten der neuen libyschen Führung. Sirte gilt als letzte, strategisch bedeutende Stadt unter Kontrolle des alten Regimes.

Autorin: Susanne Eickenfonder (dapd, dpa, afp)
Redaktion: Reinhard Kleber