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Politik

Bericht: Student verübte Angriff in Hurghada

15. Juli 2017

Nun ist es traurige Gewissheit: Am Strand eines Hotels in dem ägyptischen Badeort wurden zwei deutsche Frauen erstochen. Bei dem Täter soll es sich um einen 28-jährigen Studenten mit Kontakten zum IS gehandelt haben.

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Ägypten Messerattacke in Hurghada
Sicherheitsleute und Arbeiter haben den Angreifer überwältigtBild: Reuters

In Ägypten getötete Frauen waren Deutsche

Der festgenommene Mann stamme aus dem Nil-Delta im Norden des Landes, berichtet die ägyptische Zeitung "Al-Masry al-Youm" unter Berufung auf Sicherheitskreise. Abdel-Rahman S. habe in seinem Heimatort einen guten Ruf. Seine Akte enthalte keine Angaben über eine kriminelle oder politische Vergangenheit, zitiert das Blatt einen Verantwortlichen aus dem Sicherheitsapparat. Wie die Deutsche Presse-Agentur aus Sicherheitskreisen in Kairo erfuhr, soll er der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) angehört haben. S. habe mit den Extremisten über das Internet in Kontakt gestanden und von ihnen den Auftrag erhalten, Ausländer anzugreifen. Eine offizielle Bestätigung für diese Angaben gab es zunächst nicht. 

Am Freitag hatte ein einzelner Angreifer in dem beliebten Badeort Hurghada am Roten Meer mit einem Messer zwei deutsche Frauen getötet. Außerdem verletzte er bei der Tat am Strand vier weitere Ausländer. Bei zwei von ihnen soll es sich um Frauen aus Russland und Tschechien handeln.

Ägypten Messerattacke in Hurghada
Am Strand dieser Hotelanlage geschah die BluttatBild: Reuters/M. Aly

Nach Angaben des Innenministeriums war der Angreifer von einem öffentlichen Strand zunächst zum Zahabia Hotel geschwommen, wo er die Deutschen tötete und zwei Personen verletzte. In der benachbarten Ferienanlage Sunny Days El Palacio verletzte er zwei weitere Menschen. Der Mann wurde nach der Tat überwältigt und festgenommen. Seine Motive sind unklar.

Auswärtiges Amt bestätigt

Am Samstag bestätigte das Auswärtige Amt den Tod der beiden deutschen Frauen. "Wir haben nunmehr die traurige Gewissheit, dass zwei deutsche Urlauberinnen bei dem Angriff in Hurghada ums Leben gekommen sind", sagte eine Ministeriumssprecherin. Die Tat sollte offenkundig gezielt ausländische Touristen treffen. Es handele sich um einen "besonders hinterhältigen und verbrecherischen Akt, der uns traurig, bestürzt und wütend zurücklässt", sagte die Sprecherin weiter. Mitarbeiter der Deutschen Botschaft in Kairo seien vor Ort und stünden mit den Behörden in Kontakt.

Dagegen sagte der ehemalige deutsche Honorarkonsul Hurghadas, Peter-Jürgen Ely, am Samstagmorgen der Deutschen Presse-Agentur, es handele sich bei den beiden deutschen Todesopfern nicht um Urlauberinnen, sondern um dauerhafte Bewohnerinnen Hurghadas. Er habe die beiden persönlich gekannt. Sie seien häufiger zu den Treffen der großen deutschen Gemeinde gekommen. Eine weitere Bekannte von ihm habe die Frauen nach der Tat identifiziert.

Regierungssprecher entsetzt

Regierungssprecher Steffen Seibert zeigte sich bestürzt über den gewaltsamen Tod der Bundesbürgerinnen. "Wir trauern zutiefst um die beiden deutschen Frauen, die in Hurghada hinterhältig ermordet wurden und denken in Anteilnahme an ihre Familien", schrieb Seibert im Internetdienst Twitter.

Hurghada ist mit seinen mehr als 250 Hotelanlagen neben Scharm el Scheich das größte ägyptische Touristenzentrum am Roten Meer. Die Ferienregion ist auch bei deutschen Urlaubern beliebt. Der Badeort ist vor allem für seine warmen Temperaturen und die faszinierende Unterwasserwelt bekannt, weshalb Hurghada als wichtigstes Ziel für Tauchurlauber gilt.

Rückschlag für Fremdenverkehr

Der Tourismus in Ägypten kämpft seit dem Sturz von Langzeitmachthaber Husni Mubarak im Jahr 2011 mit vielen Problemen. Auf der Sinai-Halbinsel verüben islamistische Gruppierungen immer wieder Anschläge, vor allem gegen Soldaten. Die Extremisten hatten zuletzt ihre Attentate vom Sinai vermehrt weiter nach Ägypten hinein verlagert. Häufig waren Christen das Ziel. Allein seit Dezember wurden bei Selbstmordanschlägen und anderen Angriffe auf die koptische Minderheit mehr als 100 Menschen getötet.

Aber auch auf Touristen wurden bereits Anschläge verübt. Vor knapp zwei Jahren stürzte eine russische Passagiermaschine kurz nach dem Start aus dem Ferienort Scharm el Scheich über der Sinai-Halbinsel ab. Die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) behauptete später, das Flugzeug mit 224 Insassen durch eine Bombenexplosion zum Absturz gebracht zu haben.

Der Staatliche Informationsdienst hebt hervor, dass die Gewalt gegen Touristen in dem nordafrikanischen Land in den vergangenen Jahren deutlich gesunken sei. Tatsächlich galten bis zuletzt die Urlaubsgebiete am Roten Meer bisher als weitgehend sicher. Der Tourismus machte in der Vergangenheit mindestens elf Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus. Fast 2,9 Millionen Arbeitsplätze waren direkt oder indirekt vom Geschäft mit den Urlaubern abhängig - das ist etwa jeder neunte Beschäftigte. Zuletzt ging es vor allem mit den deutschen Urlaubern wieder bergauf. Reiseveranstalter bezeichneten Ägypten vor kurzem als das Trendziel für den Winter.

kle/mak (dpa, afp, rtr)