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Politik

Kölner Kardinal schließt Rücktritt nicht aus

6. Februar 2021

Im Streit um ein zurückgehaltenes Missbrauchs-Gutachten will Erzbischof Rainer Maria Woelki Verantwortung übernehmen. Den Gläubigen an der Basis reicht das nicht.

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Kardinal Rainer Maria Woelki wird auch verdächtigt, Missbrauchsvorwürfe gegen einen mittlerweile verstorbenen Priester vertuscht zu haben (Archiv)Bild: Marius Becker/dpa/picture alliance

In der Affäre um ein nicht veröffentlichtes Gutachten zu Missbrauchsfällen in seinem Erzbistum schließt der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki einen Rücktritt nicht aus. "Die Übernahme von Verantwortung, die ich von allen anderen verlange, werde ich auch mir abverlangen", sagte Woelki der Düsseldorfer "Rheinischen Post". Die Zeitung hatte ihn gefragt, ob er möglicherweise als Erzbischof zurücktrete, wenn ihm ein neu in Auftrag gegebenes Gutachten pflichtwidriges Verhalten attestiere.

Das neue Gutachten des Juristen Björn Gercke werde "auch meine Rolle in diesem Fall beurteilen", erläuterte Woelki in dem Interview. Im Zusammenhang mit der Aufarbeitung der Missbrauchsvorwürfe gegen katholische Priester räumte der Kardinal erneut eigenes Fehlverhalten ein: "Auf dem Weg habe auch ich Fehler gemacht, und die sind in der Tat schmerzlich. Ich hoffe sehr, dass der Vertrauensverlust wiedergutzumachen ist."

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Bollwerk des Katholizismus: Westfassade des Kölner Doms (Archivbild)Bild: picture-alliance/dpa/Joko

Die Reforminitiative katholischer Frauen "Maria 2.0" forderte, die "systemischen Ursachen" des Missbrauchs und seiner Vertuschung zu beseitigen. Viele Katholiken verstünden nicht, "wie eine Organisation, der schwerwiegende Fehler nachgewiesen werden können, ihr eigener Richter sein kann", kommentierte Angelika Erkelenz von "Maria 2.0" die Aussagen Woelkis. Es brauche dringend eine Aufarbeitung von außen, forderte sie.

Für den Präsidenten des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Thomas Sternberg, kommen diese Äußerungen zu spät und er bezeichnete Woelkis Verhalten als "katastrophal". Zwar habe der Kölner Kardinal nun endlich über Verantwortung gesprochen. Dies hätte er aber bereits zu Weihnachten tun sollen.

Kölner Kardinal Woelki unter Druck

Aufarbeitung von Missbrauch dauert an

Ursprünglich hatte das Kölner Erzbistum die Münchner Kanzlei Westphal Spilker Wastl mit einem Gutachten zur Aufarbeitung von Missbrauchsfällen innerhalb der katholischen Kirche beauftragt. Dieses schon seit Monaten vorliegende Gutachten hält Woelki jedoch unter Verschluss. Er führt dafür rechtliche Bedenken an und verweist stets auf die Veröffentlichung des neuen Gercke-Gutachtens am 18. März.

Im Gespräch mit der "Rheinischen Post" verteidigte er diesen Schritt abermals. Er halte das Gutachten zurück, "weil wir nicht sehenden Auges geltendes Recht brechen können", sagte der Kardinal. Wegen möglicher Verstöße gegen das Persönlichkeits- und das Äußerungsrecht bestehe die Gefahr, dass das Gutachten "gar nicht das Licht der Welt erblickt und vorher weggeklagt wird", sagte Woelki. Er steht selbst unter Verdacht, Missbrauchsvorwürfe gegen einen mittlerweile verstorbenen Priester vertuscht zu haben. Er weist diesen Vorwurf zurück.

uh/rb (dpa, afp, kna)