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Festnahme nach Bengasi-Anschlag

17. Juni 2014

Bald zwei Jahre liegt der Anschlag auf das US-Konsulat im libyschen Bengasi zurück. Die Attacke hatte erhebliche Auswirkungen auf den Wahlkampf von Präsident Barack Obama, der nun einen Fahndungserfolg vermelden konnte.

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Anschlag auf das US-Konsulat in Bengasi (Foto: Reuters)
Bild: Reuters

Eine US-Spezialeinheit hat den Gründer und Führer der libyschen islamistischen Terrorgruppe Ansar al-Scharia, Ahmed Abu Khattalah, gefasst. Er sei am Sonntag bei einer Kommandoaktion in Libyen festgenommen worden, heißt es in Washington. US-Präsident Obama erklärte, seine Regierung werde ihre Bemühungen fortsetzen, alle Verantwortlichen für den Bengasi-Anschlag zur Rechenschaft zu ziehen.

Khattalah gilt als "Schlüsselfigur" des Angriffs vom 11. September 2012, bei dem US-Botschafter Christopher Stevens und drei weitere Diplomaten ums Leben kamen. Der Verdächtige soll persönlich am Anschlag beteiligt gewesen sein und werde "an einem sicheren Ort außerhalb von Libyen" festgehalten, sagte Pentagon-Sprecher John Kirby. Alle an dem Einsatz beteiligten US-Bürger hätten das nordafrikanische Land unversehrt wieder verlassen. Auch zivile Opfer habe es nicht gegeben. Wo genau sich der Festgenommene befindet, bleibt damit unklar. In ähnlichen Fällen hatten die US-Behörden Terrorverdächtige zunächst auf Kriegsschiffen verhört, ehe sie zur Strafverfolgung in die USA gebracht wurden.

Der Anschlag und die Innenpolitik

Der Anschlag von Bengasi ist nicht nur für die damalige US-Außenministerin Hillary Clinton bis heute ein Reizthema: Die oppositionellen Republikaner warfen der Regierung Versagen vor, weil das Außenministerium Hinweise auf Sicherheitslücken in Bengasi und die Bedrohung durch Extremisten ignoriert haben soll. Ein erst in diesem Januar veröffentlichter Bericht des Senats kam zu dem Schluss, dass die Attacke hätte verhindert werden können. Kürzlich richtete das Repräsentantenhaus einen weiteren Untersuchungsausschuss zu Bengasi ein.

Nach dem Anschlag hatten die Republikaner den Präsidenten außerdem beschuldigt, den terroristischen Hintergrund anfänglich verheimlicht zu haben. Im September 2012 befand sich Obama mitten im Wahlkampf gegen seinen republikanischen Herausforderer Mitt Romney.

Als Auslöser der Bengasi-Attacke galt zunächst eine spontane Demonstration wütender Muslime gegen ein in den USA produziertes islamfeindliches Video. Die damalige UN-Botschafterin Susan Rice geriet wegen dieser Einschätzung unter heftige Kritik und musste auf den ihr zugedachten Posten des US-Außenministers verzichten. Erst später schwenkte Obamas Regierungsmannschaft geschlossen auf die Linie ein, dass islamistische Extremisten für den Angriff verantwortlich gewesen seien.

Trauerfeier für die vier in Bengasi getöteten US-Diplomaten (Foto: dapd)
Trauerfeier für die vier in Bengasi getöteten US-DiplomatenBild: dapd

Seit Januar auf der Terrorliste

"Die Vereinigten Staaten haben den unerschütterlichen Willen, diejenigen zur Rechenschaft zu ziehen, die Amerikanern Schaden zufügen", erklärte Obama. Khattalah werde nun "das volle Gewicht des amerikanischen Justizsystems" zu spüren bekommen. Außenminister John Kerry ergänzte: "Diese verwegene Aktion des hervorragenden US-Militärs ist eine deutliche Mahnung an alle, die uns zu schaden wagen, dass sie nicht straflos davonkommen."

Die US-Regierung hatte Khattalah im Januar offiziell auf die Terrorliste gesetzt. Auf der Internetseite des Außenministeriums wird er als "ranghoher Anführer" des Extremistengruppe Ansar al-Scharia in Bengasi beschrieben. Die Organisation hatte nach dem Sturz von Libyens Machthaber Muammar al-Gaddafi im Jahr 2011 an Bedeutung gewonnen. Die USA machen Ansar al-Scharia für Mordattentate und Terroranschläge auf Zivilisten im Osten Libyens verantwortlich. Die Gruppe ist auch im Nachbarland Tunesien aktiv.

rb/gmf (afp, ap, dpa, rtr)