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Polizei dementiert Meldungen über Festnahme

23. März 2016

Die Meldung kam von mehreren Medien. Doch die Erleichterung über eine Festnahme des Dschihadisten Laachraoui in Brüssel hielt nicht lange an. Derweil wurde bekannt, auch in Brüssel auch Deutsche verletzt wurden.

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Die mutmaßlichen Nach jetzigem Stand die beiden Selbstmord-Attentäter von Brüssel (li. und Mi.) und der bislang noch Flüchtige (Foto: picture-alliance/dpa/Federal Police)
Das ist sicher: Die Person in der Mitte ist der mutmaßliche Attentäter Ibrahim El BakraouiBild: picture-alliance/dpa/Federal Police

Belgische Medien haben Informationen über die Festnahme eines Hauptverdächtigen der Brüsseler Anschläge zurückgezogen. Mehrere Zeitungen und Rundfunksender erklärten, die von ihnen verbreitete Information, dass im Brüsseler Viertel Anderlecht Najim Laachraoui gefasst worden sei, werde nun von der Polizei dementiert. Bei den Anschlägen im Flughafen und in einer U-Bahn-Station im Europaviertel waren am Dienstag 31 Menschen getötet und rund 270 weitere verletzt worden.

Erst am Montag zur Fahndung ausgeschrieben

Nach dem Dschihadisten Laachraoui wird schon länger gesucht. Nach den Anschlägen veröffentlichten Belgiens das obige Foto von Verdächtigen auf dem Brüsseler Flughafen. Es wurde von einer Überwachungskamera gemacht. Laachraoui könnte der Mann ganz rechts (mit Hut) sein, was jedoch nach Einschätzung der Staatsanwaltschaft noch längst nicht sicher ist. Laachraoui wird auch mit den Attentaten von Paris im November 2015 in Verbindung gebracht.

Die belgische Polizei hatte den 24-Jährigen am Montag - einen Tag vor den tödlichen Attentaten auf den Flughafen und die U-Bahn in Brüssel - zur Fahndung ausgeschrieben. Zu den Attentaten hatte sich die Extremistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) bekannt.

Nur Stunden zuvor hatten belgische Medien gemeldet, dass die Brüder Ibrahim und Khalid El Bakraoui sowohl den Anschlag am Brüsseler Flughafen als auch das U-Bahn-Attentat verübt hätten. Ibrahim El Bakraoui ist auf dem obigen Fahndungsfoto die Person in der Mitte, wie die Staatsanwaltschaft inzwischen bestätigte.

Sein Bruder Khalid El Bakraoui hatte demnach unter falscher Identität auch eine Wohnung im Brüsseler Stadtteil Forest angemietet, wo es bereits am Dienstag vergangener Woche bei einer Hausdurchsuchung zu einer Schießerei mit der Polizei kam. Ein mutmaßlicher Terrorist kam dabei ums Leben, zwei Verdächtige flüchteten. Die beiden identifizierten Brüder waren der Polizei laut dem belgischen Sender RTBF bereits als Schwerkriminelle bekannt, standen bisher jedoch nicht unter Terrorverdacht.

Auch Deutsche unter den Opfern

Bei den Anschlägen in Belgien sind auch Deutsche verletzt worden. "Wir müssen leider bestätigen, dass unter den bei dem Terroranschlag verletzten Personen auch deutsche Staatsangehörige sind, darunter mindestens eine schwer verletzte Person", teilte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes in Berlin mit. Aus dem Ministerium hieß es weiter, es könne nicht ausgeschlossen werden, dass Deutsche auch unter den Todesopfern seien.

Schweigeminute und Fußballspiel-Absage

Um genau 12 Uhr wurde in Brüssel der Anschlagsopfer mit einer Schweigeminute gedacht. Im Verlauf des Nachmittags sollen noch in zahlreichen anderen belgischen Städten Schweigeminuten abgehalten werden. Die Regierung hatte am Dienstag bereits Staatstrauer bis zum Donnerstag ausgerufen, landesweit wehen die Flaggen an öffentlichen Gebäuden auf Halbmast.

Fast zeitgleich wurde das für kommenden Dienstag angesetzte Fußball-Länderspiel zwischen Belgien und Portugal abgesagt. Das gab der belgische Verband bekannt. Aus Sicherheitsgründen habe die Stadt Brüssel darum gebeten, dass die EM-Testbegegnung im König-Baudouin-Stadion nicht stattfindet, hieß es in einer Mitteilung.

EU-Kommission für Kontrollen schon vor Flughäfen

Als Reaktion auf die Anschläge erwägt die EU-Kommission einem Zeitungsbericht zufolge die Einführung von Sicherheitskontrollen, die bereits vor Eintritt in das Flughafengebäude stattfinden sollen. "Das macht Sinn, weil dann alle Besucher von Flughäfen schon vor Betreten der Terminals überprüft würden", heißt es in der "Welt" unter Berufung auf Kommissionskreise.

Die USA rufen ihre Bürger zu Wachsamkeit bei Europa-Besuchen auf. In einer Mitteilung des Außenministeriums heißt es, es bestehe das Risiko weiterer Anschläge bei Sport-Veranstaltungen, an Touristen-Orten, in Restaurants und öffentlichen Verkehrsmitteln. Besonders an religiösen Feiertagen sollten die Amerikaner sehr aufmerksam sein.

Der EU-Ministerrat wird möglicherweise am Donnerstag zu einer Sondersitzung wegen der Anschläge in Brüssel zusammenkommen. Belgien habe um dieses Treffen gebeten, und die Niederlande, die derzeit die EU-Ratspräsidentschaft innehaben, bereiteten es vor, teilte der niederländische Justizminister Ard van der Steur über den Kurznachrichtendienst Twitter mit.

Zugverkehr kommt wieder in Gang

Der Flughafen Brüssel bleibt am Mittwoch noch geschlossen. Der öffentliche Nahverkehr soll teilweise wieder fahren. Der Zugverkehr aus den Niederlanden nach Belgien wurde inzwischen wieder aufgenommen. Die Züge würden allerdings nicht am Flughafen Zaventem halten, teilte die niederländische Bahn mit.

haz/sti/kle (afp, dpa, rtr)