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Belarus: Oppositionspolitiker im Hungerstreik

26. Oktober 2006

Der ehemalige belarussische Präsidentschaftskandidat Alexandr Kosulin hat einen unbefristeten Hungerstreik begonnen. Er will damit die Aufmerksamkeit des Westens auf die Situation in seinem Land lenken.

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Kosulin greift zu drastischen MittelnBild: AP

Als Alexandr Kosulin, Rektor der Weißrussischen Universität Minsk, vor zwei Jahren erklärte, er sei bereit, sein Leben für das Vaterland zu opfern, konnte kaum jemand glauben, dass der Professor dies wortwörtlich gemeint haben könnte. Doch es ist offenbar so gewesen: Seine vehementen Aktionen während der Präsidentschaftswahlen und seine Versuche, für alle Kandidaten gleiche Wahlkampfchancen zu erreichen, hatten zur Folge, dass er brutal verprügelt und wegen angeblicher Organisation von Massenkrawallen zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt wurde - trotz seines angegriffenen Gesundheitszustandes.

Kosulins vier Forderungen

Am 20. September, als die zweite Amtszeit von Präsident Lukaschenko ablief, erklärte Alexandr Kosulin den Hungerstreik. Damit wolle der oppositionelle Politiker seinen Forderungen Nachdruck verleihen. Seine Ehefrau skizzierte diese in einem Interview mit DW-RADIO. "Er stellt vier Forderungen. Die erste ist, dass Lukaschenko vor den Internationalen Gerichtshof gestellt werden muss. Die zweite ist, einen Kongress der demokratischen Kräfte durchzuführen, um eine Strategie gegen das illegitime Regime in Weißrussland zu entwickeln. Die dritte Forderung besagt, dass der belarussische Regierungschef die Macht übernehmen soll. Und viertens: Der Sicherheitsrat der Vereinten Unionen muss endlich die Situation in Belarus überprüfen".

Solange im Hungerstreik, bis reagiert wird

Einige Oppositionsführer und Vertreter der Öffentlichkeit, die Kosulins Forderungen zustimmen, sind der Meinung, dass er den Hungerstreik aufgeben solle. Doch sein Anwalt, Igor Rynkevitsch, sieht wenig Chancen, Kosulin davon zu überzeugen. "Er sagte, er werde so lange wie möglich im Hungerstreik bleiben", erklärte Rynkevitsch im Gespräch mit DW-RADIO. "Und zwar, damit die internationale Öffentlichkeit endlich aufhöre, mit dem Regime in Belarus zu spielen. Damit die Illusion aufgegeben wird, man könne durch Deklarationen und Erklärungen die Probleme in Belarus lösen". Kosulin wolle so lange im Hungerstreik bleiben, bis die belarussische Opposition, die Regierung im Amt und die internationale Öffentlichkeit auf das Geschehen im Land reagierten.

Sergej Pantschenko
DW-RADIO/Russisch, 22.10.2006, Fokus Ost-Südost