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Ludger Beerbaum tritt aus Nationalteam zurück

Joscha Weber (aus Rio de Janeiro)18. August 2016

Ludger Beerbaum reitet nicht mehr für Deutschland. Wenige Stunden bevor der 52-Jährige in Rio seinen Rücktritt verkündete, erklärte er im DW-Interview, warum es in seinem Sport schwerer geworden ist, Medaillen zu holen.

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Olympia Rio 2016 Springreiten Ludger Beerbaum
Bild: picture-alliance/nordphoto/Straubmeier

DW: In einem sehr engen Wettkampf haben Sie und Ihr Team am Ende Bronze geholt. Wie hart war das Duell mit Kanada um Bronze?

Ludger Beerbaum: Ja, das war sicherlich ein sehr enges Rennen, und spannend war das Ganze auch für uns. Wir hatten einen Fehler, dazu einen Zeitfehler, und so wurde es richtig knapp. So eine Situation hatten wir schon einmal: Bei den Weltreiterspielen 2016. Damals wären wir mit einem Abwurf weniger Weltmeister gewesen, so haben wir es nicht einmal auf das Treppchen geschafft. Man sieht an diesen Wettkämpfen, wie stark die Konkurrenz im Springreiten geworden ist. Aber das macht unsere Disziplin auch so spannend.

Springreiterteam mit Bronzemedaillen bei der Siegerehrung. Foto: Getty Images
Bronze für das deutsche TeamBild: Getty Images/D. Ramos

Wie hat sich diese enge Leistungsdichte auf das olympische Reitturnier ausgewirkt?

Acht Mannschaften hatten hier reelle Chancen auf das Podium. Inzwischen machen deutlich mehr Mannschaften als früher die Titel bei großen Turnieren wie WM, EM oder eben Olympia unter sich aus. Das Feld ist bunter geworden, und ich finde, diese Entwicklung ist gut für unseren Sport. Hier waren fast alle in der Lage, das Turnier zu gewinnen. Und das ist ein klarer Unterschied zu den Olympischen Spielen der Vergangenheit.

Wie wichtig war die fehlerfreie Runde, die Sie am Ende geritten sind?

Die hat uns im Spiel gehalten, die war sehr wichtig für uns. Denn sonst hätten wir keine Chance mehr auf eine Medaille gehabt.

Es ist im Vorfeld, aber auch während der Spiele viel über die Bedingungen gesprochen worden. Wie haben Sie Rio als Gastgeber des olympischen Reitturniers erlebt?

Sowohl für die Pferde als auch für uns Reiter waren die Bedingungen auf den Anlagen wirklich top. Im Dorf sah das etwas anders aus. Die Stimmung unter den Athleten ist zwar super. Aber es gibt auch einige Dinge, die nicht so rund laufen, wie die Reinigung oder der Transport. Das haben wir bei den vergangenen Olympischen Spielen schon besser erlebt. Aber ich will auch klar sagen: Rio hat definitiv noch andere Sorgen als das Olympische Dorf. Viele Menschen sind arm und darben vor sich hin. Deshalb möchte ich an dieser Stelle keine schlauen Ratschläge geben.

Ludger Beerbaum beim Sprung mit seinem Pferd. Foto: dpa-pa
Ludger Beerbaum hielt die Equipe mit seinem Null-Fehler-Ritt im MedaillenrennenBild: picture-alliance/dpa/AP Photo/J. Locher

Ihre ersten Olympischen Spiele bestritten Sie bereits 1988 in Seoul. Wo rangiert denn Rio de Janeiro in ihrem persönlichen Ranking?

Das ist schwer zu sagen. Alle olympischen Spiele, die ich miterlebt habe, sind Highlights für mich. Rio zählt somit zu den fünf Highlights. Rio ist vielleicht aber schon etwas Besonderes nach zwei Olympischen Spielen ohne eine Medaille, nun hier wieder Bronze zu holen. Von daher sehe ich Rio in den Top Drei.

Ludger Beerbaum, geboren 1963 im westfälischen Detmold, bekam als Achtjähriger von seinen Eltern ein Pony geschenkt. Das biss ihn in den Arm, und Beerbaum hatte zunächst kein Interesse mehr an Pferden. Über einen Freund kam er dann zum Reitsport und wurde prompt Junioren-Meister. Mit dem Mannschafts-Olympiasieg 1988 begann eine beispiellose Erfolgsgeschichte zu Pferd: Viermal Gold und einmal Bronze holte Beerbaum bei Olympischen Spielen. In Athen 2004 war Beerbaum Fahnenträger der deutschen Mannschaft, in Rio ist er der älteste Vertreter Deutschlands und holte mit der Mannschaft die Bronzemedaille im Springreiten. Einen Tag später gab er seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft bekannt - wenige Stunden nach dem DW-Interview. ""Ich bin dankbar dafür, dass ich mein Heimatland als Reiter vertreten durfte. Jetzt sollen jüngere Kollegen diesen Part übernehmen!"

Das Interview führte Joscha Weber.