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Ökumene beim Katholikentag

Klaus Krämer26. Mai 2014

Auch der höchste Repräsentant der evangelischen Kirche in Bayern hält auf dem Katholikentag in Regensburg Gottesdienste ab und nimmt an Diskussionsrunden teil. Gelebtes Miteinander entscheidet, glaubt er.

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Heinrich Bedford-Strohm Evangelisch-lutherische Kirche in Bayern
Bild: ELKB/vonwegener.de

DW: Herr Bedford-Strohm, Katholikentag im vermutlich katholischsten Bundesland der Republik, in Bayern. Wo ist in Regensburg der Platz für die Ökumene?

Henrich Bedford-Strohm: Der Platz für die Ökumene ist schlicht und einfach da, wo die Menschen zusammenkommen. Das ist das Entscheidende und deshalb ist der Katholikentag ebenso wie die evangelischen Kirchentage ein wunderbarer Ort, wo Katholiken, Protestanten, aber auch orthodoxe Christen zusammenkommen, zusammen feiern, miteinander diskutieren und die Erfahrung machen, dass sie alle miteinander Schwestern und Brüder um Christus herum sind und dass es keinen katholischen, keinen evangelischen und keinen orthodoxen Christus gibt, sondern den einen Christus. Das wirklich zu erfahren und im Herzen zu erleben, das ist das entscheidende bei der Ökumene und davon wird es viel geben beim Katholikentag, genauso wie bei den evangelischen Kirchentagen.

Ökumene kann also beflügelt werden durch die direkte Begegnung der Gläubigen, durch das Miteinander des Glaubens?

Genauso ist es. Ich glaube, dass ist das Allerwichtigste. Alles was wir an Lehrdiskussionen haben, an notwendigen theologischen Diskussionen, über Fragen, die etwa mit dem Abendmahl zu tun haben und die Frage, was können wir gemeinsam sagen, all das lebt letztlich von der gemeinsamen ökumenischen Erfahrung. Ich habe auch die Erfahrung gemacht, dass es unseren theologischen Diskussionen gut tut, wenn wir wirklich diese Erfahrung im Herzen haben.

Sie haben das Stichwort Abendmahl schon genannt. Umfragen ergaben ja, dass zahlreiche katholische Gläubige längst nicht mehr allen Leitlinien ihrer Kirche folgen, dass Ökumene an der Basis vielerorts weiter ist, als es Kirchenpapiere definieren oder erlauben – auch beim Konfessionsverschiedenen Abendmahl. Wie bewerten sie diese Vorstöße an der Basis?

Zunächst ist es ja so, dass wir Evangelischen die katholischen Mitchristen zum Abendmahl einladen. Insofern sind sie bei uns herzlich willkommen. Für uns ist das Abendmahl immer ein gemeinsames Abendmahl. Wir müssen es aber respektieren, dass die katholische Seite das anders sieht. Deshalb bin ich sehr gespannt, was die Diskussionen innerhalb der katholischen Kirche um diese Frage ergeben. Ich bin ganz optimistisch, dass es an bestimmten Punkten – etwa dem Abendmahl für konfessionsverbindende Ehen – in absehbarer Zeit Fortschritte geben wird. Aber, ich sag es noch mal, das ist zunächst eine innerkatholische Frage.

Es ist ja nun das erste Treffen katholischer Laien seit der Wahl von Papst Franziskus, der ja mit seiner den Menschen zugewandten Art und unorthodoxen Einstellung in mancherlei Hinsicht nicht nur Katholiken beeindruckt hat. Kann das bereits auf die Ökumene beim Katholikentag in Regensburg abfärben?

Ich glaube schon. Ich habe mich riesig gefreut, als Franziskus gewählt wurde, vor allem, als bekanntgegeben wurde, wie er sich nennt. Der Name Franziskus ist eben auch Programm. Und wenn man jetzt auf die erste Zeit seiner Amtszeit zurückschaut, dann kann man sagen, das hat sich tatsächlich bewahrheitet, was sich mit diesem Namen angekündigt hat. Ich habe schon große Hoffnungen, dass diese Menschennähe, diese Zugewandtheit zu den Menschen auch die inhaltlichen Impulse im Sinne der biblischen Option für die Armen etwas ist, dass uns als Konfessionen zusammenführt. Denn da gibt es keine konfessionellen Differenzen, sondern das ist etwas, was einfach der Geist Jesu zum Ausdruck bringt: Nähe zu den Menschen, gerade die Sorge für die Schwachen. Das ist etwas, was uns Christen gemeinsam bewegen muss – insofern freue ich mich von Herzen darüber, dass der neue Papst in dieser Richtung Impulse setzt.
Wir haben eine ökumenische Sozialinitiative in Deutschland gestartet, die ich gemeinsam mit Kardinal Marx auf den Weg gebracht habe. Das ist der Versuch, das in die Gesellschaft hinein zu sagen, was wir gemeinsam als Orientierung für die Gesellschaft geben wollen. Das wird jetzt diskutiert – auch auf dem Katholikentag. Und ich bin sehr zuversichtlich, dass wir als Kirchen auch gemeinsam in die Gesellschaft hineinsprechen können.

Was erwarten sie mittelfristig in Sachen ökumenischer Annäherung auf hochoffizieller Kirchlicher Ebene?

Das Jahr 2017 kann dafür eine ziemlich gewichtige Rolle spielen. In diesem Jahr feiern wir das Reformationsjubiläum – die Katholiken sagen lieber, das "Reformationsgedenken", weil dabei auch viel Schmerz über die Trennung der Kirche im Spiel ist. Diesen Schmerz empfinden wir auch, deshalb wollen wir auch Bußgottesdienste abhalten, eben auch gedenken. Aber wir wollen uns auch freuen über die Impulse, die Martin Luther und die Reformatoren in die Kirche hineingegeben haben und die letztlich auch der katholischen Kirche zugute gekommen sind. Ich hoffe, dass es uns gelingt, dieses Reformationsjubiläum zu einem großen Christus-Fest zu machen. Die Signale sind so, dass sowohl die orthodoxe Kirche - der Patriarch Bartholomaios von Konstantinopel hat sich in entsprechender Weise geäußert - als auch die katholische Kirche an diesem Fest mitfeiern wollen. Meine Hoffnung ist, dass uns dieses große Christusfest 2017 wieder mehr zusammenführen wird. Am Ende liegt es in Gottes Hand, aber wir sollen einfach auf Gott, auf Christus hören. Je mehr wir das tun, desto mehr werden wir auch zusammen kommen. Deswegen bin ich ganz zuversichtlich.

Heinrich Bedford-Strohm (Systematischer Theologe mit dem Schwerpunkt Sozialethik) ist seit 1. November 2011 Landesbischof der Evangelisch-lutherischen Kirche in Bayern mit etwa 2,5 Millionen Mitgliedern.