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Rettungsleine

19. Oktober 2008

Die Bayerische Landesbank braucht Gelkd: Sie will als erstes Kreditinstitut auf das milliardenschwere Rettungspaket der Bundesregierung zurückgreifen - in noch unbekannter Höhe.

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Ein steinerner Löwe "wacht" vor der Zentrale der Bayerischen Landesbank
Ein steinerner Loewe "wacht" vor der Zentrale der Bayerischen LandesbankBild: AP

Die BayernLB ist damit die erste deutsche Bank, die erklärt hat, dass sie den vom Staat gespannten Rettungsschirm nutzen will. Die von der Finanzkrise hart getroffene Landesbank braucht eine Milliardensumme aus dem von der Bundesregierung aufgelegten Rettungsfonds. Der Bund soll sich dabei auch direkt an der Landesbank beteiligen, wie der bayerische Finanzminister und Vorsitzende des BayernLB-Verwaltungsrats, Erwin Huber, der "Bild"-Zeitung (Montagausgabe) laut einer Vorabmeldung vom Sonntag (19.10.2008) sagte. "Wir fassen das ganz konkret ins Auge", sagte Huber.

Braucht Geld: Der bayerische Finanzminister und Vorsitzende des BayernLB-Verwaltungsrats, Erwin Huber
Braucht Geld: Der bayerische Finanzminister und Vorsitzende des BayernLB-Verwaltungsrats, Erwin HuberBild: AP

Der so genannte Bundesschirm bietet angeschlagenen Banken drei Hilfsmöglichkeiten an: Garantien, den direkten Zuschuss von Kapital und den Aufkauf so genannter Problem-Aktiva. Bei der BayernLB soll der Bund als Miteigentümer über eine "Form von Kapitalerhöhung" einsteigen, sagte Huber. Aber auch eine Kombination der drei Maßnahmen käme in Frage. Er erwarte, dass "die Bank am Dienstag entsprechende Zahlen vorlegt." Am Montag will das Bundeskabinett beschließen, zu welchen Bedingungen die Garantien und Eigenkapitalspritzen bereitgestellt werden.

"Gewaltige Umstrukturierungen"

Mit welcher Summe der Bund einsteigt, steht noch nicht fest. Sicher ist laut Huber nur: "Es geht um Milliarden Euro. Der Einstieg des Bundes ist eine Form von Kapitalerhöhung mit den entsprechenden Mitspracherechten." Huber kündigte ein neues Geschäftsmodell für die Bayern LB an: "Das Haus steht vor gewaltigen Umstrukturierungen."

Da dem Freistaat die Hälfte der Landesbank gehört, könnten die benötigten Milliarden für die BayernLB auch den bayerischen Staatshaushalt belasten. Die BayernLB bringt auch die Koalitionsverhandlungen in Bayern in Verzug. CSU und FDP verschoben ihre Gespräche deswegen am Wochenende überraschend auf den kommenden Mittwoch.

Banken zögern bisher mit dem Ruf nach staatlicher Hilfe, weil sie fürchten, dafür an den Aktien- und Kreditmärkten abgestraft zu werden. Bankenverbandspräsident Klaus-Peter Müller sagte, ein zwingender Einstieg des Staates wie in Großbritannien und in den USA bei Banken hätte Vorteile gegenüber dem deutschen Weg. Denn dort ließen sich aus der Teilverstaatlichung "keine diskriminierenden Rückschlüsse auf die wirtschaftliche Lage der Banken" ziehen.

ING braucht Geld

Auch in den Niederlanden wird offenbar erstmals ein Rettungspaket angefordert: Das niederländische Finanzunternehmen ING wird nach eigenen Angaben eine Kapitalspritze vom Staat erhalten. Die Londoner "Sunday Times" berichtete, das Unternehmen könnte bis zu neun Milliarden Euro frisches Kapital brauchen.

ING hatte am Freitag überraschend angekündigt, dass unter anderem aufgrund höherer Abschreibungen für das dritte Quartal ein Verlust von 500 Millionen Euro zu erwarten sei. Noch vor der Ankündigung hatten Gerüchte die ING-Aktie am Freitag um 24 Prozent einbrechen lassen. Sie schlossen in Amsterdam bei 7,70 Euro. (sams)