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Bangladesch schließt Textilfabriken

13. Mai 2013

Seit dem verheerenden Einsturz des Fabrikgebäudes in Bangladesch protestieren tausende Beschäftigte gegen ihre Arbeitsbedingungen. Jetzt werden Hunderte Textilfabriken geschlossen - ihre Besitzer fühlen sich bedroht.

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Näherinnen in einer Textilfabrik (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Die Wut über die elenden Arbeits- und Sicherheitsbedingungen trieb Bangladeschs Textilarbeiter in den vergangenen drei Wochen beinahe täglich zu Tausenden auf die Straße. Dabei versuchten sie auch immer wieder, Fabrikgebäude zu stürmen und zu verwüsten. Nun reagiert der Verband der Textilhersteller und -exporteure. Wegen der anhaltenden Streiks und Unruhen sollen Hunderte Fabriken am Dienstag geschlossen werden. Die Firmenbosse fühlten sich unsicher, begründete Verbandschef Atiqul Islam die Maßnahme.

Ashulia wird dicht gemacht

Auf unbestimmte Zeit eingestellt wird der Betrieb in allen Fabriken im bedeutenden Industriekomplex Ashulia, der unweit des eingestürzten Hochhauses nahe der Hauptstadt Dhaka liegt. In Ashulia produzieren rund 500 Fabriken, unter ihnen die wichtigsten des Landes.

Wegen neuer Proteste verließen dort am Montag laut Polizei die meisten Mitarbeiter ihre Arbeitsplätze. Die Näherinnen und ihre männlichen Kollegen verlangten höhere Löhne und die Hinrichtung des Eigentümers des am 24. April eingestürzten Rana-Plaza-Komplexes. Aus den Trümmern des Gebäudes wurden nach offiziellen Angaben bis Montagabend 1127 Leichen gezogen. Zudem wurden 2438 Verletzte registriert. Die Rettungskräfte stellten ihre Suche jetzt ein. Noch am vergangenen Freitag war eine Arbeiterin lebend geborgen worden.

Bangladesch: Modeketten wollen mehr Sicherheit

Gewerkschaften erlaubt

Um die Protestwelle im Land zu stoppen, zog die politische Führung in Dhaka nun erste Konsequenzen und stärkte die Rechte der Textilarbeiter. Sie dürfen sich künftig in unabhängigen Gewerkschaften zusammenschließen und Lohnverhandlungen führen, wie Sprecher Mosharraf  Hossain Bhuiyan bekannt gab. Die Regierung kippt damit eine Regelung, wonach die Arbeiter für die Gründung einer Gewerkschaft die Zustimmung des Fabrikbesitzers brauchen.

Das Unglück hat den Druck auf Politik und Industrie in dem südasiatischen Land erheblich verstärkt, internationale Arbeitsstandards besser einzuhalten. In den fast 4000 Textilunternehmen in Bangladesch sind mehr als 3,5 Millionen Menschen beschäftigt. Die Branche ist der wichtigste Wirtschaftszweig des Landes. Zahlreiche westliche Marken lassen in Bangladesch ihre Kleidung fertigen.

H&M und C&A unterstützen Brandschutzregeln

Die beiden weltgrößten Bekleidungsriesen, die schwedische Textilkette H&M und der spanische Zara-Mutterkonzern Inditex, sowie die deutsche Modekette C&A kündigten an, bessere Arbeitsbedingungen in Bangladesch mitzutragen. Man unterstütze Vorschläge von zwei Gewerkschaften des Landes zu neuen Brand- und Gebäudeschutz-Regeln, teilten Unternehmenssprecher mit. Bisher wurden diese Vorschläge durch westliche Großabnehmer von Textilien stets zurückgewiesen. Die Gewerkschaftsunion UNI Global Union begrüßte die Erklärung der Textilkonzerne.

Merkel fordert bessere Arbeitsbedingungen

Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel kündigte an, das Problem der "Dumping-Produktion" in internationalen Gesprächen auf die Agenda zu setzen. Europa müsse hier mit gutem Beispiel vorangehen, forderte sie in Berlin bei der 13. Jahreskonferenz des Rates für Nachhaltige Entwicklung. "Es kann nicht sein, dass die Menschen so gering entlohnt werden, für Dinge, für die wir hier in Deutschland teuer bezahlen", monierte Merkel.

se/kle (dpa, afp, epd, rtr)