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Gemeinsam gegen Verbrechen

13. November 2009

Drogenhandel, Menschenschmuggel und Schutzgelderpressung: Die Kriminalität auf dem Balkan ist weit verbreitet. Doch die internationale Zusammenarbeit der Polizei und Justiz wird verstärkt - mit ersten Erfolgen.

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Soldaten schichten weiße Heroin-Päckchen aufeinander (Foto: dpa)
Drogen aus Afghanistan gelangen oft über den Balkan nach EuropaBild: dpa

Rund 80 Tonnen Heroin gelangen jedes Jahr aus den Staaten in Zentralasien, die Opium anbauen, über den Balkan nach Europa, so eine Studie der UN. Diese so genannte Balkan-Route spiele eine große Rolle im Drogenhandel, sagt Oliver Erdmann, Kommissar des Drogendezernats aus Hamburg.

Grenzüberschreitende Zusammenarbeit

Ein Grenzübergang (Foto: Ruslan Krivobok/RIA Novosti)
Die Zusammenarbeit der Polizei und Justiz scheint zu funktionierenBild: RIA Novosti

Erdmann ist Teil der EU-Polizeimission und berät seit zwei Jahren die Kollegen in Sarajevo. Die Arbeit der Polizei zeigt Erfolge: Bei spektakulären Razzien wurden Mitglieder gefährlicher krimineller Banden verhaftet und Beweise gesammelt. Gleichzeitig wurden regionale Mafiabosse und deren Mittelsmänner im benachbarten Serbien und Kroatien festgenommen. "In der letzten Zeit hat sich die internationale Zusammenarbeit verbessert. Es gibt relativ viele internationale Verfahren, wo Nachbarstaaten involviert sind", sagt Erdmann.

Diese Zusammenarbeit läuft erst seit ein paar Jahren, doch sie scheine zu funktionieren, sagt Tobias Flessenkemper. Der Kölner ist politischer Berater bei der polizeilichen EU-Mission in Bosnien. "Wir sehen einen langsamen Prozess und einen Willen von der politischen Seite, die Rahmenbedingungen zu schaffen. Man darf nur nicht dem Glauben verfallen, dass man das Problem der Kriminalität löst. Man soll es nur besser managen - und das ist eine Gemeinschaftsaufgabe."

Abstimmung bei Anklagen

Rettungswagen in der Nacht (Foto: dpa)
Am 23. Oktober 2008 wurde Ivo Pukanic getötetBild: picture-alliance/ dpa

Im Moment beschränkt sich die Zusammenarbeit der Polizei und Justiz meist auf Serbien, Kroatien und Bosnien-Herzegowina. Zeitgleich wurden beispielsweise in Belgrad und Zagreb Organisatoren und Auftragskiller im Mordfall Ivo Pukanic offiziell angeklagt. Dem kroatischen Journalisten Pukanic wurden Kontakte mit der Mafia nachgesagt. Für seine Ermordung soll der serbische Drogen-Zar Sreten Jocic 1,5 Millionen Euro gezahlt haben.

Der in Belgrader in Untersuchungshaft sitzende mutmaßliche Mörder soll von bisher unbekannten Auftraggebern für das Attentat mehr als eine Million Euro bekommen haben. Mit einem Teil dieses Geldes soll er die Ermordung der serbischen Justizministerin geplant haben. Sie hatte ein Anti-Mafia-Gesetz auf den Weg gebracht. Doch der Anschlag wurde vereitelt. "Man ermittelt jetzt im finanziellen Bereich, nicht nur um den Gewinn aus dem Verbrechen sicherzustellen, sondern um das ganze Vermögen der angeklagten Person zu überprüfen“, sagt Richterin Maja Kovacevic-Tomic. „Falls es eine Diskrepanz zwischen den Einnahmen und dem Vermögen gibt, ordnet man die Enteignung an. Die Staatsanwaltschaft geht nämlich dann davon aus, dass das Vermögen aus Verbrechensquellen kommt."

Seit etwa einem Jahr gibt es im Balkan auch Meldungen über Tote und Verletzte in kleinen Bandenkriegen. Das organisierte Verbrechen ist vielleicht durch die internationale Sicherheits-Kooperation nervös geworden.


Autor: Filip Slavkovic
Redaktion: Julia Kuckelkorn