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Automarkt schwach wie seit 25 Jahren nicht

15. Juli 2022

Der unter Lieferkettenprobleme leidende EU-Automarkt zeigt keine Anzeichen für eine Trendwende. Im Juni wurden in der Europäischen Union so wenige neue Autos wie seit 1996 nicht mehr in einem Juni angemeldet.

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Deutschland Audi Produktion im Werk Ingolstadt
Bild: Imago/S. Simon

Im Juni fielen die PKW-Neuzulassungen um 15,4 Prozent auf 886.510 Fahrzeuge, wie der europäische Herstellerverband ACEA mitteilt. Von den vier wichtigsten Märkten war der Rückgang am stärksten auf dem deutschen Markt zu spüren, mit 18,1 Prozent weniger Neuzulassungen im Vergleich zum Vorjahresmonat, gefolgt von Italien (minus 15 Prozent), Frankreich (minus 14,2 Prozent) und Spanien (minus 7,8 Prozent). Im ersten Halbjahr sank die Anzahl der neu zugelassenen Autos in der EU um 14 Prozent auf etwa 4,6 Millionen Einheiten.

Der Krieg in der Ukraine, der anhaltende Halbleitermangel und hochschnellende Rohstoff- und Energiekosten machten Autobauer in ganz Westeuropa - einschließlich der Länder der Europäischen Freihandelsassoziation EFTA und Großbritannien - in der ersten Jahreshälfte zu schaffen. Am härtesten getroffen waren die Hersteller Volvo und Mazda, mit Rückgängen von 49,1 beziehungsweise 47,5 Prozent.

Die deutsche Marke VW büßte 22,3 Prozent gegenüber dem Corona-geprägten Vorjahr ein. Bei BMW waren es minus 19,3 Prozent, bei der Opel-Mutter Stellantis minus 15,4 Prozent und bei Mercedes-Benz minus 2,2 Prozent. Frankreichs Renault wuchs im gleichen Zeitraum um 0,8 Prozent.

Lichtblick in Fernost

Der deutsche Verband der Automobilindustrie (VDA) zählt die Gründe für den bröckelnden PKW-Absatz auf: "Noch immer belasten gestörte Wertschöpfungs- und Logistikketten Märkte und Produktion, insbesondere der Halbleitermangel wirkt limitierend. Der Krieg in der Ukraine sorgt vorrangig in Europa weiterhin für Verunsicherung. Die hohe Preisdynamik in den USA und in Europa belasten die Märkte zusätzlich", teilte der Verband am Freitag mit.

Auch auf anderen Märkten schwänden die Absatzzahlen, so der VDA. So gingen in den USA die Verkäufe von PKW um 25 Prozent zurück. In Japan sei der PKW-Absatz im ersten Halbjahr gegenüber dem Vorjahresvergleich um 16 Prozent zurückgegangen. Im Juni erreichten die Verkäufe ein Niveau von 268.100 Pkw, etwa zehn Prozent weniger als im Juni des Vorjahres.

Deutschland, Wolfsburg | VW Elektroautos ID.3 und ID.4
VW hat schon viele E-Autos im Angebot - die Verkaufszahlen sind zurzeit aber nicht gerade ermutigendBild: Peter Steffen/picture alliance/dpa

Auch der russische Markt habe "aufgrund der verhängten Sanktionen in der ersten Jahreshälfte einen deutlichen Einbruch verzeichnen müssen. In den ersten sechs Monaten wurden 370.200 Light Vehicle verkauft, 57 Prozent weniger als im ersten Halbjahr 2021. Im Juni lag der Absatz mit 29.900 Light Vehicle um 82 Prozent unter dem Vorjahresniveau."

In Fernost habe es laut Verband aber auch einen Lichtblick gegeben: "Der chinesische PKW-Markt ist in der ersten Jahreshälfte um knapp vier Prozent gewachsen. Dabei lag der Absatz im Juni mit 2,2 Millionen Neufahrzeugen (ein Plus von 42 Prozent) auf einem neuen Juni-Rekordwert."

Brennstoffzelle als Alternative?

Während etwa Volkswagen für die unmittelbare Zukunft auf Batterie-elektrisch betriebene Autos setzt, wird in Bayern ein anderer Weg beschritten: BMW prüfe die Serienproduktion von Wasserstoffautos, sagte der Vorstandsvorsitzende Oliver Zipse dem "Handelsblatt".

Ab 2025 soll zudem eine "neue Klasse" von Elektroautos mit besseren und billigeren Batterien auf den Markt kommen. "Zum Start planen wir eine kompakte Limousine im 3er-Segment und ein entsprechendes sportliches SUV."

BMW arbeitet demnach auch an der Entwicklung von Wasserstoffantrieben für diese neue Fahrzeuggeneration. "Ich kann mir gut vorstellen, dass wir in der neuen Klasse perspektivisch auch die Brennstoffzelle im Serieneinsatz sehen werden", sagte Zipse. "Wasserstoff als Energieträger wird in vielen Weltregionen eine wichtige Rolle spielen."

dk/hb (rtr, dpa, VDA)