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Autobauer sorgen sich

Peter Stützle3. Juli 2012

Der Weltmarkt für Autos wächst, und die deutschen Hersteller wachsen kräftig mit. Doch ihrem Industrieverband ist nicht nur zum Jubeln. Er befürchtet, dass der Standort Europa zunehmend ins Abseits gerät.

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Nuewagen verschiedener Fabrikaten warten im Hafen auf Weitertransport. Foto: Maurizio Gambarini dpa (zu dpa 0550 am 02.11.2011) +++(c) dpa - Bildfunk+++
Bild: Picture-Alliance/dpa

Die deutsche Autoindustrie kann vor Kraft kaum laufen. Um satte sechs Prozent legte ihr Umsatz in den ersten vier Monaten dieses Jahres zu, vier Prozent mehr Menschen als vor einem Jahr sind in ihren deutschen Werken beschäftigt. Weltweit werden die deutschen PKW-Hersteller 2012 voraussichtlich vier Prozent mehr Autos produzieren.

Getragen wird der Erfolg vor allem vom Absatz in den USA und China. Beide Märkte sind zuletzt gewachsen und werden das nach Einschätzung des Verbands der Automobilindustrie auch weiter. In beiden Ländern sind deutsche Hersteller überdurchschnittlich erfolgreich. In den Vereinigten Staaten trägt mittlerweile jeder achte verkaufte Neuwagen ein deutsches Markenzeichen, in China sogar jeder fünfte. Inzwischen verkaufen deutsche Konzernmarken in China mehr Autos als in Deutschland.

Fast schon ein Weltmonopol im Premium-Segment

Auch in vielen anderen Ländern verzeichnen die deutschen Hersteller Erfolge. Aber nicht in allen. Vor allem auf Westeuropa blickt der Verband der Automobilindustrie (VDA) mit Sorge."Die Staatsschuldenkrise wirkt sich mittlerweile dämpfend auf die Nachfrage nach Neufahrzeugen aus", stellt VDA- Präsident Matthias Wissmann fest. In den ersten fünf Monaten dieses Jahres seien in Westeuropa acht Prozent weniger PKW neu zugelassen worden als ein Jahr zuvor. Insbesondere Italien und Spanien seien in schwacher Verfassung.

Der Markteinbruch betrifft allerdings vor allem Autos der unteren und mittleren Preisklassen, weniger das sogenannte Premium-Segment. In diesem aber hat die deutsche Autoindustrie schon fast ein Weltmonopol: Ihr Anteil beträgt 80 Prozent. In Europa haben die deutschen Konzerne aber auch auf dem Massenmarkt die Nase vorn. Ihr Marktanteil in Westeuropa stieg im bisherigen Verlauf des Jahres um zwei Prozentpunkte auf 49,8 Prozent, also praktisch die Hälfte - vor allem, weil französische und italienische Hersteller an Boden verlieren.

Porträt Wissmann vor Wand mit VDA-Logos. Foto: Sebastian Kahnert dpa/lbn
Matthias WissmannBild: picture-alliance/dpa

Sorge um Deindustrialisierung in Teilen Europas

Letzteres sorgt VDA-Chef Wissmann, im früheren Leben christdemokratischer Wirtschaftspolitiker und Verkehrsminister. Er befürchtet eine Auseinanderentwicklung in Europa, die in der Eurozone auf Dauer nicht verkraftbar wäre. Nicht nur der Automobilsektor, sondern die gesamte Industrie verliert in vielen europäischen Ländern zunehmend an Bedeutung. In Frankreich trägt sie nur noch zwölfeinhalb Prozent zur Wirtschaftsleistung bei, halb so viel wie in Deutschland. Ohne Industrie, so Wissmann, könne ein Land aber auf Dauer nicht gedeihen.

Wissmanns Schlussfolgerung: "Wenn man die Euro-Zone langfristig zusammenhalten will, dann müssen vor allem in den jeweiligen Krisenländern die Hausaufgaben gemacht werden." Manchmal sei der Blick ihrer Politiker aber "mehr darauf gerichtet, wo sie Transfers herbekommen, als auf die dauerhafte Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit". Die schwierige Lage der europäischen Konkurrenz bringt die deutschen Hersteller also nicht zum Jubeln. Sie sorgen sich vielmehr um ein stabiles Marktumfeld in der Heimatregion Europa.