Autismus – Gefühle lesen lernen
Die Emotionen der Mitmenschen zu verstehen, fällt Autisten schwer. Auch ihre eigenen Gefühle können sie nicht richtig ausdrücken. Computerprogramme und viel Training helfen ihnen, die Mimik ihres Gegenübers zu lesen.
SPRECHER:
Das Gesicht eines Menschen verrät etwas verraten hier: etwas erkennen lassen; etwas zeigen uns seine Gefühle, eine universelle universell hier: allgemeingültig; so, dass etwas für alle gleich ist und alle verstehen Sprache, die jeder versteht. Doch es gibt Menschen, denen die Fähigkeit fehlt, die Emotionen in der Mimik Mimik (f., nur Singular) die Bewegungen des Gesichts, mit denen jemand Gefühle zeigt und kommuniziert ihres Gegenübers Gegenüber, - (n.) die Person, die vor einem steht zu lesen. Menschen mit Autismus Autismus (m., nur Singular) eine psychische Störung, bei der man vor allem Probleme im sozialen Miteinander hat und die Gefühle anderer schlecht lesen und verstehen kann wie Rainer können in den Gesichtern ihrer Mitmenschen nichts erkennen. Dadurch haben sie Schwierigkeiten, auf andere emotional zu reagieren. Sie fühlen sich ausgegrenzt jemanden aus│grenzen jemanden aus einer Gemeinschaft ausschließen; dafür sorgen, dass sich jemand nicht als Teil einer Gemeinschaft fühlt und einsam. Wissenschaftler an der Humboldt-Universität in Berlin erforschen, wie man Menschen beibringen jemandem etwas bei|bringen jemandem zeigen, wie etwas geht; jemanden etwas lehren kann, Gefühle richtig zu deuten etwas deuten hier: etwas erkennen und verstehen; etwas interpretieren . Isabel Dziobek entwickelt mit ihrem Team Methoden, mit denen Autisten das, was eigentlich intuitiv intuitiv so, dass man etwas macht, ohne darüber nachdenken zu müssen geschehen soll, erlernen können.
ISABEL DZIOBEK (Emotionsforscherin an der Humboldt-Universität Berlin):
Mein persönliches Ziel ist tatsächlich, Menschen mit Autismus, ob’s jetzt Kinder sind oder Erwachsene, zu helfen, in der Welt besser zurechtzukommen zurecht│kommen keine Probleme haben; gut leben können . Ich glaube, das ist ‘n ganz wesentlicher Aspekt, mit anderen Menschen auszukommen mit jemandem aus│kommen sich mit jemandem verstehen; eine gutes Verhältnis haben . Und das ist so wichtig, nicht nur für unser Sozialleben, auch für unser Berufsleben, für praktisch alles in unserm Leben. Ich glaub, dass ’n ganz wesentlicher Aspekt ist, dass wir andere Menschen lesen können.
SPRECHER:
Isabel Dziobeks Team hat eine Software entwickelt, die autistischen Menschen ermöglicht, das Erkennen von Emotionen zu üben. Dafür haben Schauspieler mehr als vierzig Gefühle mimisch mimisch mit dem Gesicht; mit der Mimik zum Ausdruck gebracht etwas zum Ausdruck bringen etwas sagen; etwas zeigen . Wie sehen wir aus, wenn wir gerührt gerührt hier: so, dass man bestimmte Emotionen (wie Mitleid oder Sympathie) fühlt; so, dass man im Herzen berührt ist , frustriert frustriert so, dass man wegen Enttäuschungen den Mut verliert (Substantiv: die Frustration) oder einfach glücklich sind? Diese kleinsten Veränderungen in der Mimik, in Tausenden von Ausdrücken Ausdruck, Ausdrücke (m.) hier: das Zeigen von Gefühlen nur mit Veränderungen im Gesicht; die Miene , müssen Autisten mühsam mühsam mit viel Anstrengung; mit viel Mühe erlernen. Eine Aufgabe besteht darin, die Ausdrücke von Augen und Mund richtig zusammenzufügen etwas zusammen|fügen aus mehreren Einzelteilen ein großes Teil machen . Autisten sollen verstehen, welche einzelnen kleinen Bewegungen welchem Gefühlszustand entsprechen etwas entsprechen hier: gut zu etwas passen .
ISABEL DZIOBEK:
In früheren Studien, die wir gemacht haben, haben wir herausgefunden, dass Menschen mit Autismus weniger auf die Augen schauen, wenn Leute Gefühle ausdrücken. Nun sind die Augen aber ganz besonders wichtig, wenn wir Gefühle lesen wollen, weil sie häufig am ausdrucksstärksten ausdrucksstark hier: so, dass etwas viel sagt oder zeigt sind.
SPRECHER:
Deshalb zeigen die Wissenschaftler den Autisten, wohin sie schauen sollen. Nur drei Stunden Training pro Woche verbessern das Lesen von Gesichtern. Isabel Dziobek hat herausgefunden, dass sich sich in etwas wider│spiegeln sich in etwas zeigen; durch etwas erkennbar werden diese Fähigkeit in einer messbaren messbar so, dass man etwas messen und in Zahlen ausdrücken kann Aktivierung des Gehirns widerspiegelt sich in etwas wider│spiegeln sich in etwas zeigen; durch etwas erkennbar werden und welche Region dafür entscheidend ist. Das Gehirn zu stimulieren jemanden/etwas stimulieren jemanden/etwas so beeinflussen, dass die Leistung besser wird; jemanden/etwas anregen oder motivieren , geht am besten im Kindesalter. Das Programm von Simone Kirst soll autistischen Kindern die soziale Interaktion soziale Interaktion, -en (f.) die Kommunikation zwischen Personen und Gruppen; die Handlungen, die aufeinander bezogen sind erleichtern. Denn Autisten verfügen über etwas verfügen etwas haben; etwas besitzen genau wie jeder andere über Gefühle. Sie können sie nur nicht passend ausdrücken. Lutz hat das sogenannte Asperger-Syndrom, eine spezielle Entwicklungsstörung Entwicklungsstörung, -en (f.) die Probleme bei der Entwicklung eines Kindes innerhalb des Autismus. Lutz geht auf eine normale Schule, ist überdurchschnittlich überdurchschnittlich mehr als normal intelligent. Doch der Kontakt mit anderen Kindern fällt schwer|fallen, etwas fällt jemandem schwer etwas ist schwierig für jemanden; jemand kann etwas nicht so gut ihm schwer schwer|fallen, etwas fällt jemandem schwer etwas ist schwierig für jemanden; jemand kann etwas nicht so gut .
KATJA WUSOWSKI (Mutter von Lutz):
Im Unterricht macht er richtig gut mit, er hat Spaß dran, da klappt das ganz toll. Das Problem und die Schwierigkeiten sind dann die Pausen. Lutz weiß nicht, was er machen soll. Das Resultat ist dann, dass er durch die Klasse rennt, dass er anfängt, zu stänkern stänkern umgangssprachlich für: schimpfen; motzen; Streit verursachen , zu schubsen jemanden schubsen jemanden mit Absicht stoßen; jemandem einen Schubs geben – einfach, um auf sich aufmerksam auf sich aufmerksam machen dafür sorgen, dass man beachtet wird zu machen und zu sagen: „Hey, ich will mit euch reden.“ Aber er kann‘s nicht.
SPRECHER:
Das neue Trainingsprogramm wird heute zum ersten Mal getestet. Wird Lutz auf Anhieb auf Anhieb sofort; beim ersten Versuch die Gefühle der Schauspieler deuten und benennen können?
LUTZ (Autist):
Ich glaube mal: eher ängstlich.
SPRECHER:
Im Programm für Erwachsene geht es darum, die verschiedenen Gefühlsausdrücke beim Gegenüber zu erkennen. Kinder sollen zudem lernen, adäquat adäquat passend; richtig; entsprechend auf die Emotionen ihrer Mitmenschen zu reagieren. Lutz macht ein solches Training schon seit Jahren und hat in dieser Zeit erhebliche erheblich sehr groß; stark Fortschritte gemacht.
KATJA WUSOWSKI:
Es war ja nicht einfach mit Lutz. Und da bricht man dann auch mal in Tränen aus. Und da hat er gelacht, da hat er sich gefreut, das fand er total aufregend. Und heute ist es so, wenn ich jetzt ’n Tränchen habe, dann kommt er und bringt mir ’n Taschentuch. Er freut sich immer noch ein bisschen, aber er weiß, es ist was Trauriges, und er weiß, wie er reagieren muss.
SPRECHER:
Damit sie die Gesichter erkennen und andere Menschen emotional einschätzen jemanden ein│schätzen hier: jemanden verstehen; wissen, wann und warum jemand etwas macht können, müssen autistische Menschen aber permanent permanent immer; die ganze Zeit üben.
Autismus – Gefühle lesen lernen
etwas verraten — hier: etwas erkennen lassen; etwas zeigen
universell — hier: allgemeingültig; so, dass etwas für alle gleich ist und alle verstehen
Mimik (f., nur Singular) — die Bewegungen des Gesichts, mit denen jemand Gefühle zeigt und kommuniziert
Gegenüber, - (n.) — die Person, die vor einem steht
Autismus (m., nur Singular) — eine psychische Störung, bei der man vor allem Probleme im sozialen Miteinander hat und die Gefühle anderer schlecht lesen und verstehen kann
jemanden aus│grenzen — jemanden aus einer Gemeinschaft ausschließen; dafür sorgen, dass sich jemand nicht als Teil einer Gemeinschaft fühlt
jemandem etwas bei|bringen — jemandem zeigen, wie etwas geht; jemanden etwas lehren
etwas deuten — hier: etwas erkennen und verstehen; etwas interpretieren
intuitiv — so, dass man etwas macht, ohne darüber nachdenken zu müssen
zurecht│kommen — keine Probleme haben; gut leben können
mit jemandem aus│kommen — sich mit jemandem verstehen; eine gutes Verhältnis haben
mimisch — mit dem Gesicht; mit der Mimik
etwas zum Ausdruck bringen — etwas sagen; etwas zeigen
gerührt — hier: so, dass man bestimmte Emotionen (wie Mitleid oder Sympathie) fühlt; so, dass man im Herzen berührt ist
frustriert — so, dass man wegen Enttäuschungen den Mut verliert (Substantiv: die Frustration)
Ausdruck, Ausdrücke (m.) — hier: das Zeigen von Gefühlen nur mit Veränderungen im Gesicht; die Miene
mühsam — mit viel Anstrengung; mit viel Mühe
etwas zusammen|fügen — aus mehreren Einzelteilen ein großes Teil machen
etwas entsprechen — hier: gut zu etwas passen
ausdrucksstark — hier: so, dass etwas viel sagt oder zeigt
messbar — so, dass man etwas messen und in Zahlen ausdrücken kann
sich in etwas wider│spiegeln — sich in etwas zeigen; durch etwas erkennbar werden
jemanden/etwas stimulieren — jemanden/etwas so beeinflussen, dass die Leistung besser wird; jemanden/etwas anregen oder motivieren
soziale Interaktion, -en (f.) — die Kommunikation zwischen Personen und Gruppen; die Handlungen, die aufeinander bezogen sind
über etwas verfügen — etwas haben; etwas besitzen
Entwicklungsstörung, -en (f.) — die Probleme bei der Entwicklung eines Kindes
überdurchschnittlich — mehr als normal
schwer|fallen, etwas fällt jemandem schwer — etwas ist schwierig für jemanden; jemand kann etwas nicht so gut
stänkern — umgangssprachlich für: schimpfen; motzen; Streit verursachen
jemanden schubsen — jemanden mit Absicht stoßen; jemandem einen Schubs geben
auf sich aufmerksam machen — dafür sorgen, dass man beachtet wird
auf Anhieb — sofort; beim ersten Versuch
adäquat — passend; richtig; entsprechend
erheblich — sehr groß; stark
jemanden ein│schätzen — hier: jemanden verstehen; wissen, wann und warum jemand etwas macht
permanent — immer; die ganze Zeit