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Opfer der Entführungsindustrie

6. August 2008

In Afghanistan ist erneut ein Deutscher verschleppt worden. Das Auswärtige Amt geht von einer verbrecherischen Entführung aus. Der Entführte ist ein Deutsch-Afghane mit doppelter Staatsbürgerschaft.

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Die deutsche Botschaft in Kabul bei nacht (AP Photo/Musadeq Sadeq)
Die deutsche Botschaft in KabulBild: AP

Der Sachverhalt sei dem Krisenstab am 29. Juli - einen Tag nach der Rückkehr von Außenminister Frank-Walter Steinmeier aus Afghanistan - zur Kenntnis gebracht worden, sagte Außenamtssprecher Jens Plötner am Mittwoch (06.08.2008) in Berlin. Seit diesem Zeitpunkt bemühe sich der Krisenstab in enger Abstimmung mit den afghanischen Behörden und der Botschaft in Kabul um Klärung. Es gehe darum, den Mann, der sich zum fraglichen Zeitpunkt in Kabul aufhielt, möglichst rasch wieder in Freiheit und Sicherheit zu bekommen.

Typischer Fall

Nach Plötners Angaben handelt es sich bei dem Vermissten um einen Doppelstaatler mit deutscher und afghanischer Staatsangehörigkeit. Da der Mann zum Zeitpunkt seines Verschwindens in Afghanistan berufstätig war, geht die Bundesregierung davon aus, dass er seinen Lebensmittelpunkt dorthin verlegt hatte. Weitere Einzelheiten nannte Plötner - wie üblich in Entführungsfällen - nicht.

Auch aus Sicherheitskreisen in Kabul hieß es, offensichtlich handele es sich um einen Fall mit kriminellem Hintergrund. Der Geschäftsmann sei seit rund einem halben Jahr wieder in Afghanistan und sei abends nach der Arbeit in der Hauptstadt Kabul entführt worden. Man gehe weder von einem politischen Bezug noch von einem Bezug zu Deutschland aus. Es handele sich "um einen typischen Fall der hiesigen Entführungsindustrie".

Ohne Lebenszeichen

Rudolf Blechschmidt (AP Photo/Pajhwak News Agency)
Rudolf Blechschmidt war ebenfalls am Hindukusch entführt wordenBild: AP

Ende 2007 war der deutsche Schreiner Harald K. in der westafghanischen Provinz Herat entführt worden. Der zum Islam übergetretene K. war bereits vor mehreren Jahren nach Afghanistan gekommen und hatte eine Afghanin geheiratet. Der Hintergrund der Entführung ist noch immer unklar - seit Monaten gibt es von ihm kein Lebenszeichen.

Im Sommer 2007 waren die deutschen Ingenieure Rudolf Blechschmidt und Rüdiger D. am Hindukusch verschleppt worden. Blechschmidt war im Oktober nach fast drei Monaten Geiselhaft in Afghanistan freigekommen, sein Kollege war kurz nach der Entführung im Juli 2007 erschossen worden. (mas)