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Ausschuss erklärt Medienzar Murdoch für "unfähig"

1. Mai 2012

Im Abhörskandal hat ein Londoner Parlamentsausschuss Murdoch die Fähigkeit abgesprochen, ein führendes Medienunternehmen zu leiten. Das Urteil könnte dessen Vormarsch auf dem Fernsehmarkt in Großbritannien stoppen.

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Rupert Murdoch (Foto ap)
murdoch, medien, london, news corporationBild: ap

Der Bericht der elf Abgeordneten zieht eine vernichtende Bilanz: Rupert Murdoch könne nicht als "geeignete Person" angesehen werden, heißt es in der Abschlussanalyse des Ausschusses für Kultur und Medien. Das parteiübergreifende Gremium hatte die Affäre um illegale Recherchemethoden in Murdochs weltumspannenden Medienimperium unter die Lupe genommen.

Angesichts der illegalen Praktiken der Mitarbeiter des inzwischen eingestellten Boulevard-Blattes "News of the World" habe sich Murdoch "blind gestellt", kommentiert der 121 Seiten starke Bericht. Hinweise auf Fehlverhalten seien bewusst ignoriert und vertuscht worden. Für Murdoch und seinen ebenfalls an der Unternehmensspitze tätigen Sohn James stelle sich eindeutig die Frage der "Kompetenz".

Murdoch hatte schlicht geleugnet

Murdoch hatte bei seiner Vernehmung in London erklärt, ihm seien die weitverbreiteten Abhörpraktiken nicht bekannt gewesen. Die Abgeordneten verlangen jetzt, dass der 81jährige Medientycoon und sein Sohn zur Rechenschaft gezogen werden. Das Unterhaus müsse über eine Bestrafung entscheiden. Zu den Mitschuldigen zählt die Kommission auch weitere Spitzenmanager des Konzerns.

Rupert (r.) und James Murdoch bei ihrer Anhörung in London (Foto:ap)
Vater und Sohn: Rupert (r.) und James Murdoch bei ihrer Anhörung in LondonBild: Reuters

Die Einschätzung des Parlamentsausschusses könnte drastische Auswirkungen zum Beispiel auf das Engagement beim britischen Fernsehkonzern BSkyB haben. Derzeit hält Murdochs US-Konzern News Corporation 39,1 Prozent an der britischen Gruppe. Ein Versuch, auch die restlichen Anteile zu übernehmen, war bereits an der Abhöraffäre gescheitert. Auch die britische Medienaufsicht Ofcom geht der Frage nach, ob der Murdoch-Konzern geeignet ist, eine Fernsehlizenz in Großbritannien zu halten.

Skandal zieht Kreise bis in die Regierung Cameron

"News of the World" gehörte zu Murdochs Imperium "News Corporation". Journalisten des Boulevard-Blattes hatten über Jahre rund 800 Politiker, Prominente sowie zum Beispiel Anschlags- und Entführungsopfer abgehört. Redakteure der "Sun" stehen im Verdacht, Polizisten bestochen zu haben. Die Affäre hat auch die britische Regierung von Premierminister David Cameron erreicht. Diese hatte den beabsichtigten BSkyB-Deal durchgewunken. Im Nachhinein wurden enge Kontakte von Cameron und seinem Medienminister Jeremy Hunt zu Murdoch und dessen Lobbyisten bekannt.

SC/kle (dpa,afp,dpa)