Ausländische Wissenschaftler zieht es nach Deutschland
Deutschland ist für sehr viele ausländische Forscher ein attraktiver Standort. Sie schätzen unter anderem die guten Arbeitsbedingungen und die Förderprogramme. Die deutsche Sprache ist für sie kein Hindernis.
Im Jahr 2016 lehrten und forschten mehr als 46.000 ausländische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an deutschen Hochschulen. Im Vergleich zu 2007 stieg ihre Zahl um mehr als 84 Prozent. Das stellte das Bundesministerium für Bildung und Forschung in dem Bericht „Wissenschaft weltoffen 2018“ fest, der gemeinsam mit dem Deutschen Akademischen Austauschdienst und dem Deutschen Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung im Sommer 2017 veröffentlicht wurde. Manche dieser Forscher* kehren in ihr Heimatland zurück, manche bleiben für immer. Zu ihnen gehört Professor Sanjay Mathur. Er leitet den Lehrstuhl für Anorganische Chemie an der Universität zu Köln und gilt in seinem Fachbereich als Koryphäe Koryphäe, -n (f.) jemand, der in einem Fachgebiet besonders kompetent ist und dafür anerkannt ist . 1994 kam er als Stipendiat der Alexander von Humboldt-Stiftung aus Indien nach Deutschland – und blieb. Dafür gab es einige Gründe, wie er sagt:
„Ich fühle mich einfach hier im System zu Hause, habe ich meine Netzwerke hier, meine Kontakte und ich glaube, ich kann viel mehr für Indien aus Deutschland tun, als wenn ich in Indien wäre. Die Programme, die wir hier haben, sind extrem freundlich für das Forscherleben. Und ich bin selbst auch in vielen Teilen dieser Welt unterwegs, und ich kann sagen, dass die Freiheit, die man hier hat, die ist einmalig und unbezahlbar.“
Professor Mathur schätzt die Bedingungen, die er als Forscher in Deutschland vorfindet. Er fühlt sich in diesem System wohl, weil er unter anderem Kontakte mit vielen anderen Forschern aufgebaut, ein Netzwerk geschaffen hat. Außerdem ist die Möglichkeit einer freien Forschung für ihn unbezahlbar,sehr wichtig und wertvoll. Die Bedingungen, die der Forschungsstandort Deutschland bietet, empfindet er als sehr günstig, als extrem freundlich. Mit dieser Meinung steht er nicht allein da.
Vor allem nach Beginn der Weltwirtschaftskrise 2008 entdeckten immer mehr Wissenschaftler weltweit die Vorzüge deutscher Hochschulen. Deutschland überstand im Vergleich zu anderen Ländern die Krise besser, der Bildungsetat wurde sogar weiter erhöht. Das zog Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vor allem aus West- und Osteuropa, aus asiatischen Staaten wie China und Indien sowie aus den USA an – auch jemanden wie den Doktor der Philosophie Brendan. Er erzählt, warum er kam:
„Es ist für Forscher wie mich in Deutschland viel einfacher, freie Forschungsgelder zu bekommen als in den USA. Und etwas, das meiner Erfahrung Deutschland im Vergleich zu anderen europäischen Ländern wie Frankreich, Italien oder Spanien ganz besonders macht, ist, dass es nicht schwer ist, in Deutschland zu leben, wenn man Englisch spricht.“
Viele amerikanische Wissenschaftler gingen nach Deutschland, weil in den USA die Forschungsetats an Hochschulen gekürzt wurden. Brendan schätzt die guten Bedingungen, die Wissenschaftler in Deutschland vorfinden, vor allem, wenn es darum geht, Forschungsmittel für ein Projekt zu erhalten. Die Bundesregierung und die Bundesländer starteten 2006 die sogenannte „Exzellenzinitiative“ zur Förderung von Wissenschaft und Forschung an den Hochschulen. Bis Oktober 2017 wurden Gelder in Milliardenhöhe bereitgestellt, um herausragende Projekte und Einrichtungen an Hochschulen zu unterstützen. Daran schloss sich dann eine neue Bund-Länder-Initiative zur Förderung universitärer Spitzenforschung an.
Die deutsche Sprache ist dabei oft für keinen der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ein Hinderungsgrund, sich für den Forschungsstandort Deutschland zu entscheiden. Denn Englisch als Verkehrssprache Verkehrssprache, -n (f.) eine Sprache, die Sprechern verschiedener Muttersprachen die Kommunikation untereinander ermöglicht setzt sich in Deutschland im Wissenschaftsbereich immer mehr durch – egal, ob es um die Einrichtung kompletter Studiengänge auf Englisch geht, um Förderanträge für Projekte oder die Publikation von Forschungsergebnissen.
Natürlich erleichtert das die Entscheidung für einen Forschungsstandort. Wer heutzutage im Wissenschaftsbereich tätig ist, sollte nach Ansicht von Professor Sanjay Mathur allerdings grundsätzlich bereit sein, sich auch örtlich zu verändern:
„Als Wissenschaftler spielt die Mobilität eine enorm große Rolle, weil: die Projekte werden immer internationaler und die Forschung sehr interdisziplinär. Und es gibt auch viele Förderprogramme, wo die internationalen Netzwerke dann unterstützt werden – und in Deutschland ist das besonders gut ausgeprägt.“
Die Forscher von heute müssen mobil sein, sich über die eigenen Ländergrenzen hinaus bewegen wollen. Denn im Allgemeinen wird fächerübergreifend, interdisziplinär, gearbeitet. Gerade das ist etwas, so Professor Mathur, was in der deutschen Forschungslandschaft gut ausgebildet, ausgeprägt, ist. Nicht ohne Grund. Denn die Bundesregierung fördert eine stärker vernetzte internationale Zusammenarbeit in den Bereichen Bildung, Wissenschaft und Forschung bereits seit 2008. Finanziell unterstützt werden Forschungsvorhaben mit internationaler Beteiligung. Das Ziel dieser Strategie zur Internationalisierung von Bildung, Wissenschaft und Forschung ist, so das Ministerium, mehr Synergien Synergie, -n (f.) hier: das Zusammenwirken verschiedener Kräfte, um einen Nutzen für alle Beteiligten zu schaffen und Kohärenz Kohärenz, -en (f.) hier: der Zusammenhalt zu schaffen, mehr Brücken zu bauen – auch um „nachhaltige Lösungen für die großen globalen Themen zu finden“.
______________________________________________________________________
* Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird manchmal auf die gleichzeitige Verwendung männlicher und weiblicher Sprachformen verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für beiderlei Geschlecht.
Ausländische Wissenschaftler zieht es nach Deutschland
Koryphäe, -n (f.) — jemand, der in einem Fachgebiet besonders kompetent ist und dafür anerkannt ist
Verkehrssprache, -n (f.) — eine Sprache, die Sprechern verschiedener Muttersprachen die Kommunikation untereinander ermöglicht
Synergie, -n (f.) — hier: das Zusammenwirken verschiedener Kräfte, um einen Nutzen für alle Beteiligten zu schaffen
Kohärenz, -en (f.) — hier: der Zusammenhalt