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Aufwertung des NATO-Standorts Ramstein

4. Februar 2012

Die Logistikzentrale des Raketenabwehrschilds wird im rheinland-pfälzischen Ramstein beheimatet sein. Eine gute Nachricht für Europa und Deutschland.

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Das Eingangsschild der US-Airbase in Ramstein, der Kommandozentrale für den NATO-Raketenschild (Foto: dapd)
Bild: dapd

Die Pläne eines Abwehrschilds, das sowohl das amerikanische als auch das europäische Territorium vor Raketenangriffen schützt, gibt es schon lange. Nun wird die milliardenschwere Idee in Deutschland realisiert.

Das steht im Kontrast zu den Ankündigungen, dass das Pentagon in den kommenden beiden Jahren zwei Brigaden aus Europa abziehen will. Tausende Soldaten werden die Standorte in Deutschland verlassen, dann stehen Kasernen leer, die Gemeinden müssen nach neuen Nutzungskonzepten Ausschau halten.

Mit den GIs verschwinden auch viele Arbeitsplätze in den betroffenen Regionen. Weltweit werden insgesamt 90.000 Soldaten weniger in der US-Army Dienst tun als im Moment. Das amerikanische Militärbudget soll nach den Vorstellungen von Präsident Barack Obama in den kommenden zehn Jahren um rund 450 Milliarden Dollar schrumpfen.

Luftaufnahme der US-Airbase in Ramstein (Foto: Ronald Wittek/dapd)
Ort mit Zukunft: Die US-Air Base in RamsteinBild: dapd

Angesichts dieser Entwicklung ist der Aufbau des Raketenabwehrsystems von großer Bedeutung: In Ramstein wird diese Entscheidung neue, zukunftssichere Arbeitsplätze schaffen. Während anderswo Kasernenflächen zu Wiesen und Weiden umfunktioniert werden müssen, stehen hier die Zeichen auf Expansion.

Reorganisation der europäischen NATO-Strukturen

Ramstein profitiert aber auch von der Entscheidung, die Kommandozentrale im türkischen Izmir zu schließen. Als Folge werden, so Manfred Reudenbach, Sprecher der NATO-Fliegerkräfte, etwa 100 Arbeitsplätze zusätzlich an den rheinland-pfälzischen Standort verlegt.

Doch aus diesen Entscheidungen leitet sich nicht automatisch eine herausgehobene Bedeutung für die Bundesrepublik allein ab, sondern für Europa insgesamt. So betonte die amerikanische Außenministerin Hillary Clinton auch gerade bei der Münchner Sicherheitskonferenz, die Europäer seien nach wie vor die wichtigsten Verbündeten der USA - auch wenn das Pentagon sein Engagement in Asien ausbauen will. Und Verteidigungsminister Leon Panetta fügte hinzu, Europa bleibe der "Sicherheitspartner für Militäreinsätze und Diplomatie in aller Welt".

US-Außenministerin Hillary Clinton bei der Sicherheitskonferenz in München (Foto: Tobias Hase dpa/lby)
US-Außenministerin Clinton: "Europa bleibt Amerikas wichtigster Verbündeter"Bild: picture-alliance/dpa

Europa bleibt wichtigster Verbündeter der USA

Auch Karl-Heinz Kamp, Forschungsdirektor des NATO Defence College in Rom, bestätigt im Gespräch mit der DW, dass die Entscheidung zugunsten des Standorts Ramstein nicht so sehr die gestiegene Bedeutung Deutschlands, sondern ganz Europas zu verdanken ist. Schließlich war das Raketenabwehrsystem in der ursprünglichen Planung so konzipiert, dass dort alle Entscheidungen von Amerikanern getroffen werden sollten. Beim NATO-Treffen in Lissabon im November 2010 wurde dann aus dem rein amerikanischen ein gemeinsames transatlantisches Projekt. Für Karl-Heinz Kamp ist die Mitsprache der Europäer wichtig, denn neben den Amerikanern trügen nun die anderen 27 NATO-Staaten etwas bei und bekämen dafür auch ein Mitspracherecht.

Für die Bundesrepublik bedeutet die gestiegene Verantwortung im Rahmen der NATO geradezu einen Tabubruch. Verteidigungsminister Thomas de Maizière wies in München daraufhin, dass man über eine stärkere militärische Rolle der Bundesrepublik so offen wie jetzt noch nie diskutiert habe. Für das Selbstverständnis vieler Deutscher sei das nicht einfach: "Wir nehmen aus guten Gründen schon jetzt mehr internationale Verantwortung wahr, als wir es manchen unserer Bürger vermitteln können. Mentalitäten verändern sich langsamer als die Lage."

Autor: Matthias von Hellfeld
Redaktion: Klaus Dahmann