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Auf dem Weg zur Bundesuniversität?

Anja Braun11. April 2012

In Deutschland ist die Hochschulfinanzierung Ländersache. Der Bund darf nur Projekte fördern – zum Beispiel durch die Exzellenzinitiative. 2017 endet der Wettbewerb. Kommt dann die Bundesuniversität?

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Deutschlands Forschungsministerin Annette Schavan stellt das Kooperationsverbot von Bund und Ländern infrage (Foto: dapd)
Deutschlands Forschungsministerin Annette Schavan stellt das Kooperationsverbot von Bund und Ländern infrageBild: dapd

Ein deutsches Harvard, sagen wir in München, Karlsruhe oder Berlin, das klingt verlockend. Die Vorstellung, deutsche Spitzen-Universitäten mit so viel Geld auszustatten, dass sie die besten Forscher und die begabtesten Studierenden der Welt anlocken könnten, ist verführerisch. Deutsche Bundesuniversitäten könnten dann vielleicht sogar – so die Wunschvorstellung – in einer Liga mit Harvard, Yale und Stanford, mit Oxford und Cambridge spielen.

Bundesländer zu arm für international konkurrenzfähige Forschung?

Doch wie könnte der Weg dahin aussehen? Derzeit sind in Deutschland die 16 Bundesländer für die Finanzierung ihrer Hochschulen zuständig. Aber die Länderhaushalte bieten kaum Spielraum, das Geld für die Einrichtungen ist knapp bemessen. Kein Wunder, dass der Ruf nach bundesfinanzierten Universitäten – also Bundesuniversitäten – derzeit immer lauter wird.

Der Präsident der Humboldtuniversität zu Berlin, Jan-Hendrik Olbertz, hält die Einführung von Bundesuniversitäten gar für eine notwendige Entwicklung: “In Deutschland sollen regional finanzierte Hochschulen in einen internationalen Wettbewerb eintreten“, so Olbertz. "Aber die Länder sind gar nicht in der Lage ihre Hochschulen wirklich so auszustatten, dass sie auch nationale Schwerpunkte bilden können."  Deshalb fordert Olbertz, fünf bis sieben Bundesuniversitäten zu gründen: "universitäre Flaggschiffe von nationalem Rang".

Exzellenzinitiative führte zu Ranking der besten deutschen Unis

Hervorragende Vorarbeit für eine mögliche Entscheidung um den Titel "Bundesuniversität“ hat, wenn man so will, die Exzellenzinitiative geleistet. 2006 startete dieser bundesweite Wettbewerb um die besten Forschungsleistungen. Der Exzellenz-Wettbewerb hat die deutschen Universitäten aus ihren Gleichheitsträumen geweckt und sie dazu gebracht, sich in eine Rangliste einzuordnen. Nur die Forschungsbesten erhalten zusätzliches Geld für Forschungsgruppen, Graduiertenschulen oder komplette Unis.

(v.o.l. nach u.r.) RWTH Aachen, Freie Universität Berlin, Universität Freiburg, Uni Göttingen, Uni Heidelberg, Karlsruher Institut für Technologie (ehemals Uni Karlsruhe), Uni Konstanz, Ludwig-Maximilians-Uni München, Technische Universität München.(Montage: DW)
Elite-Universitäten in DeutschlandBild: dapd/picture-alliance/dpa/DW

Die Exzellenzinitiative ist zu drei Vierteln vom Bund und zu einem Viertel von den Ländern finanziert. Doch 2017 läuft der Wettbewerb aus. Dann sind wieder die Bundesländer alleine in der Pflicht, für die Spitzenforschung aufzukommen. Doch dafür fehlt vielerorts das Geld. So fordert selbst die Expertenkommission Forschung und Innovation, die von Bundeskanzlerin Angela Merkel einberufen wurde, Ende Februar in ihrem Gutachten, "die Einrichtung von Bundesuniversitäten ernsthaft zu prüfen".

Es ist nur noch eine Frage der Zeit, sagen Beobachter, bis es zur Gründung von Bundesuniversitäten kommen wird. Das fürchtet Thorsten Rekewitz, Vorstand des bundesweiten Studierendenverbandes FSZ, des Freien Zusammenschlusses von Studierenden. "Im Prinzip schnappt sich der Bund dann einzelne Universitäten und überführt sie in die alleinige Trägerschaft des Bundes", so Rekewitz. "Damit hätte das Bundesministerium einen besseren Zugriff auf diese Universitäten."

Bundesuniversitäten als Magnet für Spitzen-Wissenschaftler und besonders begabte Studierende? (Foto: dpa)
Bundesuniversitäten als Magnet für Spitzen-Wissenschaftler und besonders begabte Studierende?Bild: picture-alliance/dpa

Bisher wiegelt Bundesforschungsministerin Annette Schavan erstmal ab. Sie wolle die Länderhoheit für die Hochschulen nicht antasten, sagt sie. Diese Beruhigungstaktik macht Sinn, schließlich braucht Annette Schavan die Zustimmung der Bundesländer, um das Grundgesetz zu ändern. Genau das hat sie nämlich vor.

Bundesforschungsministerin will Grundgesetz ändern, um Unis zu fördern

Das Grundgesetz soll es dem Bund in Zukunft erlauben, im Wissenschaftsbereich eben nicht nur Projekte wie die Exzellenzinitiative, sondern auch ganze Institutionen zu fördern. Inoffiziell und auf verschlungenen Wegen tut er das bereits. So gilt das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) schon heute als "heimliche" Bundesuniversität. Für das Megainstitut sind zwei Einrichtungen miteinander verschmolzen worden: eine vom Bundesland finanzierte Universität und ein vom Bund finanziertes Forschungszentrum.

Das KIT verfügt heute über einen Mix aus Bundes- und Landesgeld in Höhe von 780 Millionen Euro im Jahr. Und es ist erfolgreich. Es hat seine Drittmitteleinnahmen verdoppelt, viele Forschungsprojekte vergrößert und sich international etabliert. Und wenn die deutsche Bundesforschungsministerin Annette Schavan die Grundgesetzänderung durchsetzt, nach der sie auch ganze Einrichtungen im Hochschulbereich finanzieren darf, ist der Weg eigentlich frei für die Gründung von "offiziellen" Bundesuniversitäten.