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Auch Schweden greift nun zu Verboten

16. November 2020

Bisher war Schweden für relativ lockere Corona-Auflagen bekannt. Angesichts rasant steigender Infektionszahlen verschärft die Regierung nun den Kurs. Reduziert wird vor allem die Zahl der Teilnehmer von Versammlungen.

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Schweden Stockholm | Ministerpräsident | Stefan Löfven
Nun tritt auch er auf die Bremse: Ministerpräsident Stefan LöfvenBild: Imago Images/M. Thore

Die schwedische Regierung ergreift aufgrund schnell zunehmender Neuinfektionen schärfere Maßnahmen im Kampf gegen die Coronavirus-Pandemie. Ab Dienstag kommender Woche dürfen sich nur noch maximal acht Menschen für öffentliche Zusammenkünfte und Veranstaltungen versammeln. Das teilte Ministerpräsident Stefan Löfven auf einer Pressekonferenz in Stockholm mit. Dies sei dringend notwendig, um die Corona-Ausbreitung einzudämmen, nachdem die Bereitschaft zur Einhaltung der Maßgaben abgenommen habe. Die Neuregelung gilt vorläufig für vier Wochen und damit bis unmittelbar vor Weihnachten.

Bislang liegt die maximale Teilnehmerzahl für Versammlungen in dem skandinavischen Land bei 50 Personen. Für Kinos, Konzerte, Theater und Sportveranstaltungen mit gewissen Sitzplatzkapazitäten gelten seit wenigen Wochen Ausnahmen von bis zu 300 Teilnehmern.

Deutliches Signal an jeden Schweden

"Wir leben in einer Zeit der Prüfung. Es wird schlimmer werden. Erfülle deine Pflicht, übernimm deine Verantwortung, um die Ausbreitung der Infektionen zu stoppen", sagte Löfven gleich zweimal eindringlich an seine Landsleute gerichtet. Mit Ratschlägen und Empfehlungen sei man im Frühjahr weit gekommen, nun aber brauche es Verbote, um die Zahl der Infizierten zu senken. Man sende ein deutliches Signal an jeden Schweden, sagte Löfven. Man solle darauf verzichten, ins Fitnessstudio zu gehen, in die Bibliothek zu gehen oder Feste zu feiern. Innenminister Mikael Damberg ergänzte, zu viele Menschen verhielten sich so, als sei die Gefahr vorüber.

Schweden: Corona-Sonderweg mit hohem Risiko

Schweden war in der Corona-Krise bislang einen viel beachteten Sonderweg mit vergleichsweise lockeren Maßnahmen und Appellen an die Vernunft der Bürger gegangen. Im Gegensatz zu den meisten europäischen Länder verzichtete die Regierung auf das Verhängen von Regeln und Einschränkungen und sprach stattdessen Empfehlungen für die Bürger aus. Kritiker warfen den schwedischen Behörden vor, mit dieser Strategie Menschenleben zu gefährden. Während der ersten Pandemie-Welle hatte Schweden eine der höchsten Sterberaten in Europa.

Wie im Frühjahr hat Schweden mit seinen rund 10,3 Millionen Einwohnern mittlerweile wieder die mit Abstand höchsten Neuinfektionszahlen Skandinaviens. Am Freitag wurden fast 6000 Neuinfektionen und 42 weitere Todesfälle gemeldet. Auf die Bevölkerung heruntergerechnet lag das Land in den vergangenen 14 Tagen bei etwa 430 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner, verglichen mit einem Wert von rund 309 für Deutschland. Insgesamt infizierten sich in Schweden mehr als 177.000 Menschen mit dem Coronavirus, mehr als 6160 Menschen starben. Das Robert Koch-Institut führt das gesamte Land seit Freitag als Corona-Risikogebiet.

kle/rb (afp, dpa)