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Attentäter von Arizona angeklagt

11. Januar 2011

Die Schüsse von Tucson im US-Bundesstaat Arizona bewegen das ganze Land: Ist die Tat, bei der sechs Menschen starben, das traurige Ergebnis der politischen Radikalisierung? Der mutmaßliche Täter wurde nun angeklagt.

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Anhänger bekunden ihr Mitgefühl für Gabrielle Giffords (Foto: AP)
Vor dem Büro der Politikerin Gabrielle Giffords, die im Krankenhaus um ihr Leben kämpftBild: AP

Nach dem Attentat auf die Kongressabgeordnete Gabrielle Giffords hat die Staatsanwaltschaft am Sonntag (09.01.2011) Anklage gegen den mutmaßlichen Schützen in fünf Punkten erhoben. Der 22-Jährige muss sich wegen Mordversuchs an der Politikerin verantworten, außerdem wegen Tötung und versuchter Tötung von Bundesbediensteten. Der offenbar psychisch labile Mann wurde nach dem Blutbad vor einem Einkaufszentrum in Tucson am Samstag festgenommen, wo sechs Menschen getötet und 14 weitere verletzt wurden. Über sein Motiv ist weiterhin nichts bekannt. Am Montag musste der Attentäter erstmals vor Gericht erscheinen.

Gabrielle Giffords, die schwer verletzte Kongressabgeordnete (Foto: picture alliance/dpa)
Gilt als Hoffnungsträgerin der Demokraten: Gabrielle GiffordsBild: picture alliance / dpa

Der Festgenommene hatte Giffords während einer Bürgersprechstunde aus kurzer Entfernung in den Kopf geschossen. Die Ärzte zeigten sich aber optimistisch, dass die demokratische Politikerin überleben kann. Sie reagierte am Sonntag nach einer Operation auf die Ansprache der Ärzte und wurde später in ein künstliches Koma versetzt. Gabrielle Giffords ist als mögliche Bewerberin für einen Senatssitz im Gespräch, außerdem für das Amt des Gouverneurs von Arizona, der im Jahr 2014 neu gewählt wird.

Der Tatort in Tucson nach dem Anschlag (Foto: AP)
Sechs Menschen wurden bei der Schießerei getötetBild: AP

Unter den sechs Getöteten sind nach Behördenangaben ein neunjähriges Mädchen, der wichtigste Bundesrichter des Staates Arizona sowie ein Mitarbeiter der Abgeordneten. Fünf der 13 Verletzten sind nach Krankenhausangaben noch in einem kritischem Zustand. Ein Sheriff vor Ort erklärte, das Blutbad habe erst geendet, als der Täter von zwei Personen überwältigt werden konnte. Der 22-jährige Schütze sei "psychisch instabil". Vor der Tat soll er einen Abschiedsgruß im Internet veröffentlicht haben.

Möglicher Komplize wurde entlastet

Ein zweiter Mann, der zusammen mit dem Schützen in der Nähe des Tatorts gesehen und von den Ermittlern als möglicher Komplize gesucht wurde, ist mittlerweile von der Polizei entlastet worden. Es handele sich um einen Taxifahrer, der den 22-Jährigen gefahren hatte.

Präsident Obama bei seinem Statement am Wochenende
Präsident Barack Obama zeigte sich entsetzt über die BluttatBild: AP

US-Präsident Barack Obama nannte den Anschlag eine "Tragödie für das gesamte Land". Ermittler sehen die Bluttat vor dem Hintergrund einer zunehmend "hasserfüllten politischen Rhetorik" in den USA. Gifford hatte sich vor allem wegen ihrer Unterstützung für die Gesundheitsreform bei den Republikanern Feinde gemacht und die Wahl im November knapp gegen einen von der erzkonservativen Tea Party unterstützten Republikaner gewonnen.

Ein Wahlbezirk im Fadenkreuz

Erst im März vergangenen Jahres war in Tucson das Büro Giffords' verwüstet worden - wenige Stunden, nachdem das Repräsentantenhaus für die Gesundheitsreform gestimmt hatte. Die Republikanerin Sarah Palin hatte vor den Kongresswahlen im vergangenen November Giffords Mandat als eines der wichtigsten "Ziele" bezeichnet und deren Bezirk auf ihrer Internetseite in einem Fadenkreuz dargestellt. Palin muss sich dafür nun heftige Vorwürfe anhören.

Den mutmaßlichen Täter beschrieb ein früherer Schulkamerad Medienberichten zufolge als einen Einzelgänger, der Marihuana geraucht habe. Auf einer "MySpace"-Seite des 22-Jährigen, die am Samstag von den Ermittlern untersucht wurde, heißt es: "Auf Wiedersehen, meine Freunde. Bitte seid mir nicht böse."

Autor: Marko Langer (mit dapd, dpa, rtr)
Redaktion: Rainer Esser