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Astro-Alex: Der Countdown läuft

30. Mai 2018

Am Mittwoch um 13:12 Uhr wird Alexander Gerst mit Sergei Prokopyev und Serena Aunon-Chancellor von Baikonur aus zur ISS starten. Dabei hat er dieses Mal eine besondere Rolle: Er ist der erste deutsche Kommandant.

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Astronaut Alexander Gerst päsentiert das Logo seiner nächsten ISS-Mission
Bild: picture-alliance/dpa/O. Berg

Wenn am Mittwoch auf dem Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan die Sojus-Rakete mit @Astro-Alex und seinen russischen und amerikanischen Kollegen abhebt, haben die drei schon einen Großteil ihrer Arbeit hinter sich: Zwei Jahre lang haben die Raumfahrer intensiv für diese Mission trainiert.

Gerst hat etwa 50 Experimente durchgespielt, die er auf der Internationalen Raumstation (ISS) durchführen muss, und die dazugehörige Technik erprobt. Er hat sich körperlich fit gehalten und unzählige medizinische Tests und Versuchsreihen über sich ergehen lassen.

Raumschiff-Steuermann

Gerst hat auch gelernt, ein Sojus-Raumschiff zu steuern und sicher an die ISS anzudocken, er hat Weltraumspaziergänge geübt und sich nochmal mit allen technischen Systemen auf der ISS vertraut gemacht, mit Notfallszenarien und Verhaltensregeln. Bei allem hat er eng mit seinen Betreuern zusammengearbeitet, die ihn von der Erde aus während des Raumflugs begleiten und beraten werden.

Er hat sich mit Design-Studenten aus Darmstadt zusammengesetzt, die das Logo seiner "Horizons"- Mission für ihn entworfen haben. Und sogar eigenes Weltraumessen hat er bestellt und für gut befunden: Maultaschen und andere Spezialitäten aus seiner schwäbischen Heimat. Auch das Aufbessern der russischen Sprache gehörte zum Programm.

Mehr dazu: So funktionieren Raumanzüge

Twitterstar und Schullehrer

Bei all dem fand Gerst auch noch die Zeit, seine wachsende Fan-Gemeinde über seinen Twitter-Kanal auf dem Laufenden zu halten und junge Menschen für den Weltraum zu begeistern. Mehr als eine Million Twitter-Follower hat Gerst derzeit, knapp eine Woche vor dem Flug. Das sind fast fünfmal mehr als bei seiner ersten Mission.

Mit auf die Reise zur ISS geht eine Zeitkapsel: eine Metallkugel mit Aufsätzen und Wünschen von Schülern aus ganz Deutschland. Auch ein Astro-Pi wird mit dabei sein, ein Minicomputer, mit dem Schüler programmieren lernen. In einem Wettbewerb haben mehrere Schülerteams Software für Experimente in der Schwerelosigkeit geschrieben. 

Alana Bartolini zeigt den Mini-Computer Astro-Pi
Schülerexperimente für die ISS: ESA-Bildungsprogramm-Leiterin Alana Bartolini präsentiert den Astro-Pi.Bild: DW/F. Schmidt

Sogar die Maus und der Elefant aus der "Sendung mit der Maus" des Westdeutschen Rundfunks begleiten ihn. Auf der ISS wollen die beiden Kinderstars ausprobieren, wie eine kleine Spielzeugrakete in der Schwerelosigkeit fliegt.

Gerst nutzt sein Hobby als Funkamateur, um sich mit dem Nachwuchs auszutauschen. Sein Rufzeichen ist KF5ONO, und mit diesem wird er während seines Flugs unter anderem mit einer Schülergruppe aus Leverkusen Kontakt aufnehmen. Ein örtlicher Funkamateurverein wird mit den Schülern des Werner-Heisenberg-Gymnasiums die Technik installieren.

Das Ganze findet im Rahmen des Unterrichts statt - und in Gersts Freizeit. Denn selbst auf der ISS gibt es Zeit fürs Private. Schon bei seinem letzten Raumflug hatte Gerst eine Weltraum-Erde-Unterrichtsstunde bestritten.

Astronautenkost: Spätzle mit Speck
Da probieren auch die Kollegen gerne mal: schwäbische Spätzle mit SpeckBild: DW/E. Woodnorth

Erster deutscher Kommandeur

Natürlich durften auch die Medien nicht zu kurz kommen, denen er mit Engelsgeduld alle Fragen beantwortete -selbst wenn es zum hundertsten Mal war. Diese innere Ruhe wird ihm auch bei seiner neuen Aufgabe zu Gute kommen. Erstmals wird mit Gerst ein Deutscher eine Raumstation kommandieren.

Nach zwei Tagen Flugzeit wird die Sojuskapsel an der ISS andocken. Dann beginnt für @Astro-Alex der schöne Teil der Arbeit: die in der Schwerelosigkeit.

Erfahrungen damit hat er schon bei seinem ersten Raumflug gesammelt: Von Ende Mai bis in den November 2014 war der Geophysiker das erste Mal für 165 Tage auf der Raumstation, damals als Bordingenieur der "Blue Dot"-Mission. Auch ein Außeneinsatz gehörte dazu.

Der jetzige Flug wird wieder ein halbes Jahr dauern. Rechtzeitig vor Weihnachten wird Alexander Gerst wieder festen Boden unter den Füßen haben.

Schmidt Fabian Kommentarbild App
Fabian Schmidt Wissenschaftsredakteur mit Blick auf Technik und Erfindungen