Blick über Caracas
DaF-Verbände weltweit

Venezolanischer Deutschlehrerverband

Der venezolanische Deutschlehrerverband kann schon auf 20 Jahre Verbandsgeschichte zurückschauen. Obwohl es in dem Land keinen offiziellen Deutschunterricht an den Schulen gibt, ist Deutsch sehr beliebt.

Renate Koroschetz de Maragno ist die Vizepräsidentin des venezolanischen Deutschlehrerverbands. Sie war eine der Mitbegründerinnen. Renate Koroschetz de Maragno kommt ursprünglich aus Südtirol in Italien. Heute unterrichtet sie am Goethe-Institut Caracas.

Deutsche Welle: Frau Koroschetz de Maragno, Sie leben seit 40 Jahren in Venezuela und vor 20 Jahren haben Sie den Deutschlehrerverband mitgegründet. Wie ist es damals dazu gekommen?

Renate Koroschetz de Maragno: Nachdem ich mit meinem Mann nach Venezuela gezogen bin, habe ich ein Jahr als Lehrerin unterrichtet, später hatte ich eine Stelle an der Universität, am Institut für Übersetzer und Dolmetscher. Das hat mir große Freude bereitet.

Als dann in den 90er-Jahren die Deutschlehrerverbände gegründet werden sollten, wurde ich auf einem Kongress angehalten, in Venezuela einen Deutschlehrerverband zu gründen. Man wollte den Lehrkräften einen Austausch ermöglichen. Also haben wir den Verband 1996 gegründet, vor allem mit der Idee, dass wir uns zusammenfinden, uns treffen, informieren und austauschen können.

Sie vertreten mit Ihrem Verband nicht nur Lehrerinnen und Lehrer, sondern auch andere Berufe, die sich mit Deutsch beschäftigen. Warum halten Sie das so offen?

Das liegt daran, dass in Venezuela nicht die Masse an Leuten Deutsch lernt. Es ist keine Schulfremdsprache. Deswegen haben wir wenige Leute, die von der Schule kommen. Die, die Deutsch studieren, tun es aus Interesse. Und es gibt nur zwei Universitäten, an denen man Deutsch studieren kann. An der Universität, an der ich damals war, als ich den Verband gründete, studierten 150 bis 200 Menschen Deutsch. Die meisten wollten Dolmetscher oder Übersetzer werden und nicht Lehrer. Obwohl sie dann am Ende oft doch Lehrer werden, da die Tätigkeit als Dolmetscher oder Übersetzer nicht kontinuierlich Geld einbringt.

Und obwohl Deutsch in Venezuela keine besonders verbreitete Sprache ist, ist die Nachfrage nach den Deutschkursen auch bei Ihnen am Goethe-Institut sehr hoch. Woran liegt das?

Ja, das stimmt. Wir haben sogar eine höhere Nachfrage, als wir Kurse anbieten können. Viele der jungen Leute versuchen, aus dem Land wegzukommen.

Es ist sehr unsicher. Selbst wenn man als Partygänger erst um sieben Uhr morgens nach Hause kommt, wird man überfallen und ausgeraubt. Caracas ist im Moment eine der gefährlichsten, wenn nicht die gefährlichste Stadt weltweit.

Auf der anderen Seite gibt es die Inflation. Es gibt keine offizielle Zahl, schon seit 2015 nicht. Es gibt ein paar Stellen, die eine Prozentzahl errechnen. Die Konservativen sagen, es sind 200 Prozent, die weniger Konservativen sagen, es sind 300 Prozent. Das heißt für die Leute, dass sie mit ihrem Gehalt nicht überleben können. Es müssen mindestens drei bis vier Leute in der Familie arbeiten und gut verdienen.

Zudem sind viele Produkte der Regulierung unterworfen und somit nicht erschwinglich oder gar nicht vorhanden. Es gibt Berichte, dass Lehrerinnen sich vertreten lassen oder gar nicht zum Unterricht kommen, damit sie sich am Supermarkt anstellen können, um Maismehl zu kaufen. Maismehl ist wie die Milch reguliert. Die Regierung setzt den Preis fest. Das erschwert einem das Leben.

Trotz dieser Schwierigkeiten machen Sie im Verband weiter. Worauf legen Sie bei Ihrer Arbeit besonderen Wert?

Der Vorstand des Venezolanischen Deutschlehrerverbands Avenpa
Der Vorstand des venezolanischen Deutschlehrerverbandsnull Avenpa

Uns ist sehr wichtig, dass die Leute, die bei uns Mitglieder werden, etwas für das Deutsche tun. Das hat oberste Priorität. Und dass sie sehr gut Deutsch sprechen. Wir haben eine Homepage, die übersichtlich aufgebaut ist und immer aktualisiert wird.

Unser Jahresbeitrag entspricht im Moment drei bis fünf Euro, je nach Wechselkurs. Dafür können alle Mitglieder umsonst an unseren Fortbildungen teilnehmen, auch wenn wir sie in Kooperation mit dem Goethe-Institut anbieten. Im Moment gibt es zudem eine lateinamerikaweite Deutschlehrer-Zeitschrift, die zuletzt 2010 in Venezuela herausgegeben wurde. Es handelt sich hier um eine Wanderredaktion, die DAF-Brücke.

Mit dem Deutschlehrerverband planen Sie derzeit Ihr 20-jähriges Jubiläum. Gibt es etwas, worauf Sie besonders gerne zurückblicken?

Seit wir 1997 in den IDV aufgenommen wurden, war ich persönlich bei jeder Internationalen Deutschlehrertagung dabei, die alle vier Jahre stattfindet. Und 2009 konnte ich erstmals zwei junge Kollegen mitnehmen. Darauf bin ich sehr stolz.
Und seit 2013 haben wir in guter Zusammenarbeit mit der Universität, dem Goethe-Institut, dem DAAD und dem Deutschlehrerverband einen Aufbaustudiengang für Deutsch als Fremdsprache an der Universität eröffnen können. Es hat lange gedauert, aber 2013 hat es geklappt, und wir haben mit sieben Lehrerinnen, die heute fast fertig sind, gestartet.
 

Die wichtigsten Infos in Kürze:

Der venezolanische Deutschlehrerverband (Asociación Venezolana de Profesores de Alemán, AVenPA) wurde 1996 gegründet und hat 40 Mitglieder.
 

Vorstandsgremium:

  • Iliana Goncalves (Präsidentin)
  • Renate Koroschetz de Maragno (Vizepräsidentin)
  • Erika Contreras (Sekretärin)
  • Ronny Mora (Schatzmeister)
     

IDV- Kontaktperson:

Renate Koroschetz; ilianaucv [at] gmail.com und Iliana Gonçalves; ls [at] caracas.goethe.org