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Arbeitsmarkt macht Sommerpause

1. August 2017

Die Zahl der Arbeitslosen ist im Juli leicht gestiegen. Das ist aber kein Ende des Booms am Arbeitsmarkt, sondern nur die übliche Sommerpause. Die Nachfrage nach Arbeitskräften bleibt hoch.

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Arbeitsmarkt
Bild: picture-alliance/dpa/O. Berg

Bei der Bundesagentur für Arbeit (BA) waren 2,518 Millionen Arbeitslose registriert und damit 45.000 mehr als im Juni, wie die Bundesagentur für Arbeit am Dienstag mitteilte. Das waren aber immer noch 143.000 weniger als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote kletterte von 5,5 auf 5,6 Prozent. "Die Zahl der arbeitslosen Menschen hat im Juli aus jahreszeitlichen Gründen zwar zugenommen, saisonbereinigt gab es aber einen Rückgang", sagte BA-Chef Detlef Scheele. "Die Beschäftigung ist erneut kräftig gewachsen und die Nachfrage der Betriebe nach neuen Mitarbeitern steigt auf hohem Niveau weiter an."

Im Juli ist ein Anstieg aus zwei Gründen üblich: Zum einen stellen viele Unternehmen wegen der Betriebsferien keine neuen Mitarbeiter ein, zum anderen melden sich viele junge Menschen nach dem Ende ihrer betrieblichen oder schulischen Ausbildung vorübergehend arbeitslos. Werden solche jahreszeitliche Schwankungen ausgeklammert, dann sank die Zahl der Arbeitslosen um 9000. Ökonomen hatten hier nur mit einem Minus von 5000 gerechnet.

Offene Stellen auf Rekordniveau

Zudem waren 750.000 Arbeitsstellen bei der BA gemeldet, 76.000 mehr als ein Jahr zuvor. Am stärksten wuchs die Nachfrage nach Arbeitskräften im Juli in der Industrie, im Handel und im Baugewerbe, hat die Bundesagentur für Arbeit (BA) am Montag mitgeteilt. Gestiegen sei der Personalbedarf auch bei Unternehmensdienstleistern wie Steuerberatern, Rechtsanwälten, Werbeagenturen und Unternehmensberatern.

Entsprechend lag der monatliche Stellenindex BA-X - ein Indikator für die Nachfrage nach Arbeitskräften - im Juli mit 238 Punkten drei Zähler höher als im Juni und 21 Punkte höher als vor einem Jahr. Der BA-X ist seit 2014 nahezu kontinuierlich gestiegen.

Inzwischen gebe es kaum noch eine Branche, die nicht nach geeigneten Mitarbeitern suche. Mit Ausnahme des öffentlichen Dienstes und des Bereichs Erziehung und Unterricht sei die Arbeitskräftenachfrage in allen Branchen höher ein Jahr zuvor, berichtete die Bundesagentur. Als Grund nennt die Nürnberger Bundesbehörde die stabile wirtschaftliche Lage. Das führe auch dazu, dass Mitarbeiter in der Hoffnung auf einen besser bezahlten Job häufiger die Firma wechselten - und die Unternehmen dann nicht gleich einen Nachfolger fänden. Solche Stellen können dann mitunter Monate in der Statistik bleiben.

Leichte Abkühlung im Herbst?

Für die zweite Jahreshälfte rechnen Experten derweil mit einer leichten Abkühlung auf dem deutschen Arbeitsmarkt. Trotz weiterhin gut laufender Konjunktur sei in den nächsten Monaten nicht mehr mit einem so starken Rückgang der Arbeitslosigkeit zu rechnen wie zuletzt, sagten Volkswirte deutscher Großbanken in einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur. Die meisten rechnen mit einer Stagnation auf niedrigem Niveau.

Das hänge auch mit der erwarteten steigenden Zahl arbeitsloser Flüchtlinge zusammen. "Wir haben Anzeichen, dass sich in den kommenden Monaten die Fluchtmigration stärker in den offiziellen Arbeitslosenzahlen niederschlagen wird", sagte der Commerzbank-Ökonom Eckart Tuchtfeld.

DZ-Bank-Ökonom Michael Holstein sieht beim Jobaufschwung im ersten Halbjahr zudem gewisse "Überzeichnungs"-Tendenzen: "Ein so schneller Abbau der Arbeitslosigkeit lässt sich nicht auf Dauer durchhalten." Der Chefvolkswirt der KfW-Bankengruppe, Jörg Zeuner, geht dagegen weiterhin von einer "Aufwärtsentwicklung" auf dem Arbeitsmarkt aus. 

wen/ul (dpa, rtrd, Archiv)