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Arbeitslosigkeit auf 20-Jahres-Tief

3. Januar 2012

Die Arbeitslosigkeit in Deutschland ist im Jahr 2011 auf den niedrigsten Stand seit 20 Jahren gefallen. Einige Experten rechnen aber für 2012 mit einem Ende des Aufschwungs am Arbeitsmarkt.

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Menschen hinter Glastür mit Logo der Arbeitsagentur (Goto: dapd)
Im Jahresdurchschnitt lag die Arbeitslosenzahl unter der Drei-Millionen-MarkeBild: dapd

Im Jahresdurchschnitt seien 2,98 Millionen Arbeitslose gemeldet gewesen, teilte die Bundesagentur für Arbeit (BA) am Dienstag (03.01.2012) in Nürnberg mit. Noch weniger Arbeitslose hatte es zuletzt 1991 gegeben. Dies waren 263.000 Arbeitslose weniger als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote sank im Vergleich zum Vorjahr um 0,6 Prozentpunkte auf 7,1 Prozent. Der Aufschwung am Arbeitsmarkt setzte sich damit auch im Dezember fort. "Der deutsche Arbeitsmarkt hat sich auch zum Jahresende 2011 positiv entwickelt", sagte BA-Vorstandschef Frank-Jürgen Weise in Nürnberg.

Der für die Winterzeit übliche Anstieg fiel im vergangenen Monat jedoch geringer aus als in den Vorjahren. Bei der BA seien 2,78 Millionen Arbeitslose registriert gewesen. Dies seien 67.000 mehr gewesen als im November, aber 231.000 weniger als noch vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote stieg im Monatsvergleich um 0,2 Punkte auf 6,6 Prozent. Das Winterwetter führt alljährlich auf dem Bau, in der Landwirtschaft, in Gärtnereien und der Gastronomie vorübergehend zu einem Jobabbau.

Experten: So viele freie Stellen wie nie

Arbeiter am Bahnhof in Frankfurt am Main (Foto: dpa)
Arbeiter am Bahnhof von Frankfurt am MainBild: picture-alliance/dpa

Bestärkt sahen sich die Volkswirte von den jüngsten Daten der Bundesagentur für Arbeit zur Entwicklung bei den offenen Stellenangeboten. Danach gibt es aktuell in Deutschland so viele freie Stellen wie seit der Wiedervereinigung 1990 nicht mehr. Die unverändert starke Nachfrage nach Arbeitskräften hat damit sogar das Rekordniveau vom November 2011 noch einmal übertroffen, berichtete die Bundesagentur für Arbeit am Montag in Nürnberg.

Den größten Arbeitskräftebedarf meldete nach Bundesagentur-Angaben weiterhin die Zeitarbeit. Inzwischen stamme jede dritte Stelle aus dieser Branche. Zudem suchen laut BA auch Unternehmen des Groß- und Einzelhandels, Baufirmen und die Gastronomie neue Mitarbeiter. Eine größere Nachfrage nach Arbeitskräften gebe es darüber hinaus im Gesundheits- und Sozialwesen.

Gemischte Erwartungen für 2012

Gesamtmetall-Präsident Martin Kannegiesser (Foto: dapd)
Gesamtmetall-Präsident Kannegiesser blickt zuversichtlich in die ZukunftBild: dapd

Dennoch herrscht bei Fachleuten beim Blick auf den Arbeitsmarkt im Jahr 2012 große Unsicherheit. Während die Experten im ersten Halbjahr 2012 mit einer leichten Abschwächung der Konjunktur und damit steigenden Arbeitslosenzahlen rechnen, sehen andere bereits eine deutliche bessere wirtschaftliche Entwicklung.

Zu den Optimisten gehört etwa Allianz-Volkswirt Rolf Schneider. Der Experte rechnet für das Jahr 2012 mit einem Wirtschaftswachstum von einem Prozent. Damit ist er deutlich optimistischer als die meisten seiner Kollegen. Er geht davon aus, dass es nach einer kurzen Phase des Stillstands 2012 mit dem Arbeitsmarkt schon bald wieder bergauf geht.

Deutsche Bank-Volkswirt Steffen Schneider sieht dagegen eher eine nachlassende Bemühung von Unternehmen, neue Mitarbeiter einzustellen. Er geht daher davon aus, dass die aktuell leichte Abschwächung der Konjunktur auch auf den Arbeitsmarkt ausdehnt. "Der Trend ist ziemlich eindeutig: Die Verunsicherung bei den Unternehmen hat zugenommen." Dennoch bleibe die Hoffnung, dass sich der Arbeitsmarkt im zweiten Halbjahr 2012 wieder festigt.

Die Metall- und Elektroindustrie wird nach Einschätzung der Arbeitgeberseite trotz eines schwächer erwarteten Wachstums die Verluste von Arbeitsplätzen in diesem Frühjahr wieder aufgeholt haben. Die Branche hatte in den Krisenjahren 2008 und 2009 viele Stellen kürzen müssen. Der Zuwachs der Beschäftigung werde zwar nun etwas schwächer ausfallen, dennoch könne die Branche "im Frühjahr 2012 bei der Beschäftigung wieder auf das Niveau vor der Krise kommen", sagte Gesamtmetall-Präsident Martin Kannegiesser der "Berliner Zeitung" (Dienstagsausgabe).

Autorin: Naima El Moussaoui (dpa, rtr, afp)

Redaktion: Thomas Grimmer/Arne Lichtenberg