In Deutschland leben heute 2,5 Millionen Menschen, die oder deren Eltern aus der Türkei kommen. Zwischen 1961 und 1973 wurden ihre Verwandten als Gastarbeiter ins Land geholt. Viele von ihnen blieben.
Mit dem Wirtschaftswunder nach dem Zweiten Weltkrieg brauchte Deutschland Arbeitskräfte. Die fand es unter anderem in der Türkei: Gesunde, unverheiratete Türken wurden zum Arbeiten in Fabriken und im Bergbau nach Deutschland geholt. Das 1961 geschlossene Anwerbeabkommen regelte die Bedingungen.
Interessierte Türken konnten sich in einer Istanbuler Außenstelle des deutschen Arbeitsamtes bewerben. Wurden sie genommen, zahlte Deutschland ihnen die Fahrkarte. Eine Einwanderung war jedoch nicht erwünscht: Die Gastarbeiter sollten zunächst nur für zwei Jahre ins Land kommen. Diese Regel wurde später allerdings geändert.
Auch die Türkei profitierte von dem Vertrag: In Deutschland wurden die Männer gut bezahlt. Meist schickten sie ihr Geld an ihre Familien in der Heimat. Sie qualifizierten sich durch ihre Jobs weiter und sollten ihr Wissen später zurück in die Türkei bringen. Mit der Wirtschaftskrise 1973 wurde die Anwerbung von Gastarbeitern gestoppt. Etwa die Hälfte der 750000 türkischen Gastarbeiter blieb in Deutschland.
Anwerbeabkommen gab es auch mit anderen Ländern wie zum Beispiel Italien oder Marokko. Mit 2,5 Millionen stellen die Menschen mit türkischem Migrationshintergrund aber heute die größte Migrantengruppe in Deutschland dar. Viele von ihnen besitzen mittlerweile die deutsche Staatsangehörigkeit.
Glossar
Arbeitskraft, die – der/die Arbeiter/in
Gastarbeiter/in, der/die – jemand, der in ein anderes Land geht, um dort zu arbeiten
Wirtschaftswunder, das – die Zeit in Deutschland von 1948 bis Mitte der 1960er Jahre, in denen die deutsche Wirtschaft extrem gewachsen ist
Bergbau, der – das Herausholen von Kohle, Metallen oder Salz aus dem Boden
ein Abkommen schließen – einen Vertrag machen
Anwerbeabkommen, das – der Vertrag, der die Bedingungen regelt, unter denen Arbeiter in ein Land geholt werden können
Außenstelle, die – hier: das Büro
Einwanderung, die – die Tatsache, dass Menschen für immer in ein anderes Land gehen
etwas ist erwünscht – etwas ist gewollt
von etwas profitieren – Vorteile durch etwas haben
gut bezahlt werden – genug Geld verdienen
sich weiterqualifizieren – beruflich etwas lernen
etwas darstellen – hier: etwas sein
Mensch mit Migrationshintergrund, der – eine Person, die oder deren Familie nach 1950 nach Deutschland gekommen ist
Migrant/in, der/die – jemand, der aus seiner Heimat in ein anderes Land geht, um dort zu leben
Staatsangehörigkeit, die – die Nationalität
Fragen zum Text
1. In den 1960er Jahren brauchte Deutschland …
a) sehr qualifizierte Arbeiter, die ihr Wissen ins Land bringen sollten.
b) mehr Arbeiter in den Fabriken und im Bergbau.
c) keine weiteren Arbeitskräfte.
2. In Deutschland leben heute 2,5 Millionen Menschen(,) …
a) die als Gastarbeiter ins Land kamen.
b) die in der Türkei geboren wurden.
c) mit türkischem Migrationshintergrund.
3. Die türkischen Arbeitskräfte kamen … nach Deutschland.
a) über eine Außenstelle des deutschen Arbeitsamtes
b) alleine und auf eigenes Risiko
c) mit Hilfe türkischer Unternehmen
4. Die türkischen Gastarbeiter wurden gut …
a) bezahlt.
b) angezahlt.
c) gezahlt.
5. Zur Zeit des Wirtschaftswunders hat Deutschland viele Gastarbeiter …
a) beworben.
b) angeworben.
c) erworben.
Arbeitsauftrag
Einwanderer kommen nicht nur zum Arbeiten in ein Land. Sie bringen immer auch ihre Lebensweise und Kultur mit. Gibt es in Ihrem Heimatland auch viele Einwanderer? Aus welchen Ländern kommen sie? Gibt es Dinge wie z.B. beliebte Gerichte, die die Einwanderer in Ihrem Land eingeführt haben? Gibt es unter den Einwanderern bekannte Personen wie z.B. Künstler oder Politiker? Schreiben Sie einen kurzen Text.
Autoren: Klaudia Prevezanos/Anne Gassen
Redaktion: Shirin Kasraeian