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Aprilscherze in Zeiten von Fake News

Brenda Haas
31. März 2024

Am 1. April dachte sich die Presse früher wilde Geschichten aus, in Zeiten von Fake News geht das nicht mehr so einfach. Mit welchen Aprilscherzen Medien Schlagzeilen machten und warum sie heute darauf verzichten.

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Symbolbild Emojis
Am 1. April ist es erlaubt, sich Scherze zu erlauben, aber die haben sich gewandeltBild: Jakub Porzycki/NurPhoto/picture alliance

Wie ist der Aprilscherz eigentlich entstanden? Schon darum ranken sich Mythen. Hartnäckig hält sich die Legende, dass dies mit der Kalenderumstellung im Jahr 1582 zusammenhängen könnte. Damals, 20 Jahre nach dem Konzil von Trient, wurde der julianische Kalender abgeschafft unddurch den gregorianischen ersetzt. Papst Gregor XIII. wollte es so: Das neue Jahr sollte am 1. Januar beginnen. Doch wer den Umstellungstermin verpasst hatte, hielt weiterhin den 1. April für den ersten Tag des neuen Jahres. Und wurde so zur Zielscheibe des Spotts - der Aprilscherz war geboren.

Aber auch andere Theorien halten sich hartnäckig. Bis heute machen Aprilscherze die Runde, meist lustige Schwindeleien, die mit einem "April, April" enden. Auch die Medien wagten sich vor, wie etwa die BBC am 1. April 1957, als sie in ihrem Vorzeigeprogramm Panorama einen dreiminütigen Film ausstrahlte, der eine Familie in der Südschweiz zeigte, die angeblich Spaghetti von einem Spaghettibaum erntete. Da Spaghetti im Vereinigten Königreich zu dieser Zeit ein relativ unbekanntes Produkt waren, wandten sich viele Zuschauer an die BBC und baten um Rat, wie sie ihre eigenen Spaghettibäume anbauen könnten.

Wenn Aprilscherze missverstanden werden

Heutzutage gehen viele Nachrichten in den soziale Medien viral. Das birgt die Gefahr, dass Witze für bare Münze genommen werden können und sogar weltweit für Schlagzeilen sorgen, was wiederum den Medien schadet, die immer häufiger zu Unrecht verdächtigt werden, Fake News zu verbreiten. Oder umgekehrt, dass ihre Aprilscherze mit der Realität verwechselt werden.

Blick in das Wachsfigurenkabinett, in dem auf einem Sockel nur zwei Schuhe stehen.
Aprilscherz oder real: Wer sieht den "Invisible Man" im Madame Tussaud's in London?Bild: Jonathan Brady/empics/picture alliance

So veröffentlichte die Internetplattform "Futurism.com 2017" einen Artikel mit der Überschrift "Pluto wurde offiziell als Planet eingestuft" und fügte obendrein die Statusänderung der Internationalen Astronomischen Union hinzu. Obwohl es sich um einen Aprilscherz handelte, wurde diese "Nachricht" von anderen Websites ohne jeglichen Faktencheck übernommen. Als der Wörterbuchverlag Collins "Fake News" zum Wort des Jahres 2017 deklarierte, veranlasste das diverse Zeitungen weltweit, von der Tradition der Veröffentlichung von Aprilscherzen abzusehen.

Redaktionen verabschieden die Aprilscherztradtion

Magnus Karlsson, Chefredakteur der schwedischen Tageszeitung Smalandsposten, erklärte auf der Website des Blatts, er wolle nicht, dass die Marke der Zeitung "mit einer potenziell viralen und falschen Geschichte beschädigt wird". "Wir arbeiten mit echten Nachrichten, auch am 1. April", schrieb er. In der Zwischenzeit haben viele namhafte "Scherzkekse", darunter auch Google, auf die Aprilscherztradition verzichtet. Seit dem Pandemiejahr 2020 kamen mit der Entdeckung des Corona-Virus nämlich bereits sehr viele Fehlinformationen in Umlauf.

Trotzdem verkneifen wir es uns jetzt nicht, ein paar Streiche aufzuzählen, die am 1. April für Schlagzeilen gesorgt haben:

Gefakte Landkarte der nicht existierenden Insel San Serriffe
Die Fake-Insel "San Serriffe"Bild: British Library

1977: Kennen Sie den Weg nach San Serriffe?

Der Guardian berichtete am 1. April über den 10. Unabhängigkeitstag der tropischen Insel San Serriffe, einem Paradies in Form eines Strichpunkts in der Nähe der Seychellen. Dem siebenseitigen Bericht lag eine Karte des Archipels bei, auf der Orte, Häfen und Gegenden verzeichnet waren, deren Namen allesamt Wortspiele aus Schriftarten und Schriftbildern waren.

1993: Um der Fortpflanzung willen

Der Westdeutsche Rundfunk meldet einen Erlass der Stadt Köln, wonach Jogger nur noch mit einer Höchstgeschwindigkeit von 10 Kilometern pro Stunde durch die Parks der Stadt laufen dürfen. Ein höheres Tempo wäre für die Eichhörnchen in der Paarungszeit nicht förderlich.

Pandabären Meng Xiang und Meng im Zoo
Echt oder original? Bild: Shan Yuqi/Xinhua/picture alliance

2009: Aufregung um gefälschte Pandas

In der Taipei Times hieß es: "Die Beziehungen zwischen Taiwan und China haben gestern einen schweren Rückschlag erlitten, als sich herausstellte, dass die Pandas des Taipeh-Zoos nicht das sind, was sie zu sein scheinen."

2016: Keine Nacktheit bitte

National Geographic, bekannt für seine Naturdokumentationen, kündigte 2016 via Twitter an, dass sie keine Fotos von nackten Tieren mehr veröffentlichen werden.

Adaption aus dem Englischen: Sabine Oelze