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Politik

Appell: Frauen in Afghanistan haben Rechte

18. August 2021

Viele westliche Staaten, darunter die EU und die USA, sind äußerst besorgt über die Lage der Frauen und Mädchen in Afghanistan. Sie fordern die neuen Machthaber auf, die Menschenrechte einzuhalten.

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Afghanistan Frauen
Afghanische Frauen in der Hauptstadt Kabul (Archivbild) Bild: Boris Roessler/dpa/picture-alliance

Es geht explizit um die Rechte von Frauen und Mädchen in einem gemeinsamen Statement, das  von der EU und 19 weiteren Ländern verfasst wurde. Darin pochen die Staaten darauf, Mädchen und Frauen in Afghanistan hätten es ebenso wie die männliche Gesellschaft dort verdient, in Sicherheit, Geborgenheit und Würde zu leben. Jede Form von Diskriminierung und Missbrauch sei zu vermeiden, heißt es an die Adresse der radikal-islamischen Taliban gerichtet. Die neuen Machthaber müssten den Schutz von Frauen und Mädchen garantieren und ihre Rechte auf Bildung, Arbeit und Bewegungsfreiheit wahren. Zu den Mitunterzeichnern des Appells gehören auch Großbritannien, die Schweiz, Kanada, Australien, Neuseeland und mehrere süd- und mittelamerikanische Staaten.

Islamische Gelehrte sollen über Frauen-Rechte entscheiden

Die Rechte von Frauen in Afghanistan sollen einem ranghohen Taliban-Anführer zufolge künftig von einem Rat islamischer Gelehrter festgelegt werden. Diese Gelehrten würden letztlich über Arbeit und Bildung für Frauen, ob Mädchen zur Schule gehen dürfen, und wie sich Frauen zu kleiden haben entscheiden, sagte Taliban-Vertreter Wahidullah Haschimi, der in die Entscheidungsprozesse der Islamisten eingebunden ist, der Nachrichtenagentur Reuters. Sie würden auch darüber entscheiden, ob Frauen einen Kopftuch-ähnlichen Hidschab, eine den ganzen Körper umhüllende Burka oder nur einen Schleier und eine Abaja - eine Art Ganzkörpergewand, bei der das Gesicht unbedeckt ist - oder etwas anderes tragen sollen. "Das bleibt ihnen überlassen."
 

Afghanistans größte Mädchenschule in Kabul
Die "Zarghona High School", Afghanistans größte Mädchenschule in Kabul - bleibt sie auch künftig offen? Bild: Paula Bronstein/Getty Images

Nach der faktischen Machtübernahme der militanten Taliban mehrt sich die Sorge, dass Frauen und Mädchen in dem Land am Hindukusch künftig unterdrückt werden. Viele befürchten, die Islamisten könnten eine ähnliche Schreckensherrschaft errichten wie zwischen 1996 und 2001. Damals folgten die Taliban einer extrem rigiden Auslegung der Scharia, des islamischen Rechts.

Frauen durften keiner Erwerbstätigkeit nachgehen, Mädchenschulen wurden geschlossen. Die Strafen bei Gesetzesverstößen waren oft grausam. Dieben wurde die Hand abgehackt. Des Ehebruchs bezichtigte Frauen wurden zu Tode gesteinigt.

Tote bei Protesten gegen Taliban 

Unterdessen sind in der westafghanischen Stadt Dschalalabad bei Protesten gegen die Taliban mindestens drei Menschen getötet und mehr als ein Duzend weitere verletzt worden. Augenzeugen und ein früherer Polizeivertreter berichteten, Taliban-Kämpfer hätten das Feuer eröffnet, als Einwohner der Stadt auf einem Platz versuchten, die Landesflagge zu hissen.

Die Islamisten führten inzwischen erste Gespräche mit anderen politischen Kräften Afghanistans. Ex-Präsident Hamid Karsai und der Leiter des Hohen Rates für Nationale Versöhnung, Abdullah Abdullah, trafen sich mit dem hochrangigen Taliban-Mitglied Anas Hakkani. Ein Mitarbeiter Karsais teilte anschließend mit, man habe darüber gesprochen, wie man vorgehen werde, wenn die gesamte politische Führung der Taliban in Kabul eingetroffen sei.

In den gelben Sesseln: Ex-Präsident Hamid Karsai und Taliban-Mitglied Anas Hakkani, rechts daneben Abdullah Abdullah
In den gelben Sesseln: Ex-Präsident Hamid Karsai (l.) und Taliban-Mitglied Anas Hakkani, rechts daneben Abdullah Abdullah Bild: Taliban/AP/dpa/picture alliance

Nach ihrem Eroberungszug und der Flucht von Präsident Aschraf Ghani hatten die Taliban am Sonntag in Afghanistan die Macht an sich gerissen. Der Staatschef, der sich nach Informationen der britischen BBC mit 169 Millionen US-Dollar in Sicherheit brachte, wurde inzwischen von den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) aufgenommen. Ghani wies die Anschuldigung zurück, Geld außer Landes gebracht zu haben.

se/qu/sti (afp, dpa, kna, rtr)