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Aoun gewinnt dritte Wahlrunde im Libanon

13. Juni 2005

Erst vor wenigen Wochen kehrte er aus dem Exil zurück. Jetzt gewann der christliche Politiker Michel Aoun die wichtigste Runde der Parlamentswahl im Libanon.

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Erfolgreiche Wahlwerbung: Michel AounBild: AP

Dem inoffiziellen Endergebnis zufolge gewannen die Kandidaten aus dem Lager von General Michel Aoun-Lager eindeutig die Mehrheit der Sitze, die am Sonntag (13.6.2005) bei der dritten Runde der Wahl vergeben wurden. Sein politischer Erzrivale, der Drusenführer Walid Dschumblatt, gestand unterdessen seine Niederlage ein. Dschumblatt sagte am Sonntag im Fernsehen, die extremistischen Christen in Libanon hätten über die moderaten Kräfte triumphiert. Die Wahl endet mit der Abstimmung im Norden des Landes am kommenden Wochenende.

Bekanntes Gesicht

Aoun war bis zu seinem Gang ins Exil der bekannteste anti-syrische Politiker des Landes. 1990 musste er das Land verlassen, nachdem die langjährige Ordnungsmacht Syrien seine Revolte niedergeschlagen hatte. Im Mai kehrte er in den Libanon wenige Tage nach dem Abzug der letzten syrischen Truppen zurück. Die derzeitige Parlamentswahl ist seit mehr als 30 Jahren der erste Urnengang bei dem keine syrischen Truppen im Libanon stationiert sind.

Wahlen in Libanon
Per Kamel zur Stimmabgabe: Wähler in BaalbekBild: AP

Nach den Abstimmungen in der Hauptstadt Beirut sowie im schiitisch geprägten Süden des Landes waren am Sonntag rund 1,25 Millionen Menschen zur Wahl aufgerufen. Die Beteiligung im Zentrum und Osten des Landes lag nach Angaben des Innenministeriums bei mehr als 50 Prozent. Die beiden bisherigen Teilwahlen waren ohne Überraschungen ausgegangen. In Beirut sicherte sich der Sohn des ermordeten anti-syrischen Oppositionsführers Rafik al-Hariri mit seiner Sunniten-Liste alle Sitze, im Südlibanon die pro-syrischen Schiiten-Gruppen Amal und Hisbollah.

Kampf gegen Korruption

Aoun hatte sich mit einem Reformprogramm gegen die aus seiner Sicht traditionalistischen Kräfte in der anti-syrischen Opposition gestellt. Seine Politik richtet sich zwar ebenfalls gegen Syrien, doch hat sich Aoun als Christ nicht dem offiziellen Oppositionslager angeschlossen. Er wolle besonders die Korruption im Libanon bekämpfen, sagte Aoun.

Die neue Volksvertretung steht vor schwierigen Aufgaben. Die Vereinten Nationen (UN) fordern eine Entwaffnung der Hisbollah, einer von Syrien unterstützten radikal-schiitischen Miliz, die sich an der Südgrenze des Landes als Speerspitze gegen Israel versteht. Zudem muss eine Entscheidung über den Verbleib des pro-syrischen Präsidenten Emile Lahoud im Amt getroffen und ein neues Wahlrecht beschlossen werden. Die bisherigen Regeln haben zur Folge, dass Gruppierungen mit unterschiedlichsten Interessen gemeinsame Listen bilden und damit die Alternativen für die Wähler eingeschränkt sind.

Aufteilung der Sitze

Wahlen in Libanon
Eine Nonne wählt in einem Vorort BeirutsBild: AP

Nach dem Wahlgesetz werden die 128 Sitze im libanesischen Parlament je zur Hälfte zwischen Christen und Muslimen aufgeteilt. Die rund drei Millionen wahlberechtigten Libanesen sind zu 59 Prozent Muslime und zu 41 Prozent Christen verschiedenster Konfessionen. (mik)