1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Neue Anschläge

10. August 2008

Eine Anschlagserie und anschließende Feuergefechte haben in der autonomen chinesischen Provinz Xinjiang acht Todesopfer gefordert. Hinter den Anschlägen werden uigurische Separatisten vermutet.

https://p.dw.com/p/EtlE
Ein Polizist lässt ein Einsatzfahrzeug zum abgesperrten Tatort durchfahren, Quelle: AP
Ein Polizist lässt ein Einsatzfahrzeug zum abgesperrten Tatort durchfahrenBild: AP

In der nordwestchinesischen Stadt Kuqa haben am Sonntag (10.08.2008) mutmaßliche Separatisten mehrere Behördengebäude angegriffen. Mindestens sieben Attentäter sowie ein Wachmann seien ums Leben gekommen, meldete die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua unter Berufung auf die Polizei. Drei der Täter seien von der Polizei erschossen worden, vier weitere hätten sich selbst das Leben genommen, hieß es. Zwei Polizisten und ein Zivilist seien verletzt worden..

Checkpoint in Kuqa, Quelle: AP
Checkpoint in KuqaBild: AP

Nach Polizeiangaben hatten 15 Rebellen mehrere Büros der lokalen Verwaltung sowie Polizeistationen angegriffen. Dabei wurden selbstgebastelte Sprengsätze aus Rohrbomben, Gaskanistern und Flüssiggasflaschen verwendet. Die Serie aus insgesamt zwölf Anschlägen habe damit begonnen, dass ein Angreifer ein Lastenfahrrad mit Sprengstoff in den Hof einer Polizeistation geschoben und eine Explosion ausgelöst habe, berichtete Xinhua. Ein ausländischer Augenzeuge berichtete der Nachrichtenagentur dpa, vor den Anschlägen sei ein Flugzeug über die Stadt geflogen. Anschließend seien Schießereien und Explosionen zu hören gewesen.

Uiguren unter Verdacht

Die Sicherheitsvorkehrungen in der 400.000-Einwohner-Stadt wurden weiter verschärft. Ausländer wurden nach Angaben eines Augenzeugen aufgefordert, Kuqa sofort zu verlassen. Die Militärpräsenz sei verstärkt worden. Unter anderem seien Anti-Terror-Trupps und Schützenpanzer in den Straßen zu sehen.

Karte der Provinz Xinjiang
Provinz XinjiangBild: AP / DW-Montage

Die chinesischen Behörden machten die uigurische Separatisten-Gruppe "East Turkestan Islamic Movement" (ETIM) für die Anschläge verantwortlich. In der Vergangenheit bereits hatten sie der ETIM vorgeworfen, dass ihre Mitglieder von der Terroristenorganisation El Kaida in Pakistan und Afghanistan ausgebildet worden sein. Einige von ihnen säßen derzeit im US-Gefangenenlager Guantanamo Bay auf Kuba.

Ausländische Sicherheitsexperten sind sich nicht ganz klar, ob die ETIM eine reelle Gefahr darstellt. Neil Fergus, der das chinesische Olympische Komitee in puncto Sicherheit beriet, sagte, die von den USA und China als Terrororganisation bezeichnete Gruppe verfüge über kein richtiges Netz wie etwa El Kaida. Aber die Anschläge kämen nicht unerwartet: "Die Behörden verfügten über Geheimdienstinformationen, dass ETIM während Olympia Anschläge verüben wird."

Sicherheitskräfte patrouillieren nach Anschlag in Kashgar am 4. August 2008, Quelle: AP
Sicherheitskräfte patrouillieren nach Anschlag in Kashgar (04.08.2008)Bild: AP

In der vergangenen Woche hatten zwei Uiguren in der Stadt Kashgar, ebenfalls in der Provinz Xinjiang, paramilitärische Sicherheitskräfte während einer Übung angegriffen. 16 Paramilitärs wurden erstochen, 16 weitere verletzt.

Abneigung gegen Peking

Wer auch immer hinter der jüngsten Anschlagsserie stecke, so Dilxat Raxit, sie reflektiere die abgrundtiefe Abneigung der moslemischen Uiguren gegen die Han-Chinesen. Raxit ist Sprecher des 'World Uigur Congress', einer in München ansässigen uigurischen Exilanten-Organisation. Im Vorfeld der Olympischen Spiele seien etwa 10.000 seiner Landsleute festgenommen worden. "Wir sind gegen Gewalt. Aber China gibt uns keine Möglichkeit zum friedlichen Protest. Alles wird unterdrückt." Und, so Raxit, "Wenn die Katze Angst hat, dann kratzt sie." (hy)

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen