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Angst vor Chaos

1. Mai 2008

Haiti leidet unter der Lebensmittelkrise. Deswegen hat das Welternährungsprogramm um neue Finanzhilfen gebeten. Ein UN-Vertreter warnte vor einer "größeren Krise".

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Zwei junge Haitianer tragen einen Sacke mit Hilfsgütern aus Brasilien weg. (Quelle: dpa)
Die Bevölkerung braucht noch immer Lebensmittelhilfe aus dem AuslandBild: picture-alliance/ dpa

Die Lage in Haiti bleibt angespannt. Zwar ist nach den jüngsten Ausschreitungen in dem Karibikstaat wieder Ruhe eingekehrt, doch große Teile der Bevölkerung hungern weiter. Es fehlt nach wie vor insbesondere an bezahlbaren Nahrungsmitteln. Deshalb haben die Vereinten Nationen jetzt Alarm geschlagen. Das Welternährungsprogramm (WFP) bittet die internationale Gemeinschaft um Finanzhilfen von 35 Millionen Euro für Haiti.

50.000 Tonnen Nahrungsmittel benötigt

Mit dem Geld sollen bis zum Jahresende 50.000 Tonnen Nahrungsmittel gekauft werden, die dringend benötigt werden, sagte der für Lateinamerika und die Karibik zuständige WFP-Regionaldirektor Pedro Medrano am Donnerstag (1.5.2008). Angesichts der anhaltenden Lebensmittelkrise mahnte er zu schnellen Hilfsmaßnahmen und warnte, die Krise könne die jüngsten Fortschritte bei der politischen Stabilisierung Haitis zunichte machen. Bei landesweiten Unruhen wegen gestiegener Lebensmittelpreise waren im April mindestens sechs Menschen ums Leben gekommen.

Tote bei Hungerrevolten

Junge Haitianer bei Krawallen auf den Straßen der Hauptstadt Port-au-Prince. (Quelle: dpa)
Hungerunruhen zwangen den Premierminister von Haiti in die KnieBild: picture-alliance/ dpa

Die Unruhen waren Anfang April in der südhaitianischen Stadt Les Cayes ausgebrochen, nachdem dort die Preise für Grundnahrungsmittel wie Reis, Mais und Bohnen geradezu explodiert waren. So verdoppelte sich beispielsweise der Preis für einen Sack Reis innerhalb einer Woche. Die Krawalle griffen auf mehrere Städte und vor allem auf die Hauptstadt Port-au-Prince über. Dort zogen tausende von jungen Männern in die wohlhabenderen Viertel und plünderten Banken, Tankstellen, Geschäfte und Privathäuser. Nachdem das Parlament am 12. April die Absetzung des Premierministers Jacques-Edouard Alexis beschlossen hatte, beendeten die Meuterer die Plünderungen.

Die Opposition hatte Alexis angesichts von Preissteigerungen um 50 Prozent bei Lebensmitteln Untätigkeit vorgeworfen. Präsident Préval und die Reisimporteure Haitis vereinbarten daraufhin ein befristetes Subventionsprogramm, um den Preis des Grundnahrungsmittels Reis um 15 Prozent zu senken. Seitdem erhält Haiti Nahrungsmittelhilfe unter anderem von den Vereinten Nationen, Venezuela und Kuba.

Staatspräsident beruft neuen Premierminister

Der Präsident von Haiti, Rene Preval, bei einer Rede vor den Vereinten Nationen September 2007. (Quelle: AP)
Präsident Preval versucht die Lebensmittelkrise zu meisternBild: AP

Zwei Wochen nach dem Sturz von Alexis benannte Staatspräsident René Preval Ende April den Wirtschaftsexperten Ericq Pierre als Nachfolger. Der 63-jährige Pierre ist derzeit Berater für Haiti bei der Interamerikanischen Entwicklungsbank. Er kandidierte schon 1997 für das Amt des Ministerpräsidenten, wurde aber damals vom Parlament abgelehnt. Die Berufung Pierres muss noch von beiden Kammern des Kongresses bestätigt werden.

Auf Importe angewiesen

Haiti, das gemeinsam mit der Dominikanischen Republik auf der Karibikinsel Hispaniola liegt, ist das ärmste Land des amerikanischen Kontinents. Die Hälfte der 8,5 Millionen Einwohner ist arbeitslos. Das krisengeschüttelte Land ist in hohem Maße von Lebensmitteleinfuhren abhängig. Alleine die jährliche Reiseinfuhr Haitis beläuft sich derzeit auf 800 Millionen US-Dollar. Dadurch wird Haiti besonders hart von den weltweit steigenden Agrarpreisen getroffen. Seit 2004 operiert dort eine internationale UN-Mission, um das Land zu stabilisieren. (kle)

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