1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Angriff bei Debatte über Islam: Ein Toter

14. Februar 2015

Unbekannte haben bei einem Angriff auf eine Diskussion über Meinungsfreiheit und Islam in Kopenhagen mindestens einen Mann getötet und drei Polizisten verletzt. An der Debatte nahm der Mohammed-Karikaturist Vilks teil.

https://p.dw.com/p/1Ebvi
Schauplatz des Terrorangriffs in Kopenhagen (dpa: picture alliance/Scanpix Denmark/M. OEgendal)
Bild: picture alliance/Scanpix Denmark/M. OEgendal

Nach Überzeugung der Polizei in der dänischen Hauptstadt galt der Anschlag dem 68-Jährigen schwedischen Karikaturisten Lars Vilks. Er blieb unversehrt. Vilks hatte im Jahr 2007 eine Mohammed-Karikatur gezeichnet, bei der der Kopf des Propheten auf einem Hundekörper sitzt, und damit wütende Proteste in muslimischen Ländern ausgelöst.

Nach Angaben der dänischen Polizei feuerten zwei Schützen von außen mit automatischen Waffen auf das Kulturzentrum, in dem die Diskussion über Kunst, Gotteslästerung und Meinungsfreiheit stattfand. In den Fenstern des Hauses waren zahlreiche Einschusslöcher zu sehen.

Landesweite Fahndung

Die beiden mutmaßlichen Täter entkamen zunächst in einem VW Polo. Später wurde der verlassene Wagen in der Nähe des Kulturzentrums gefunden. Die dänische Polizei stufte den tödlichen Angriff als Terrorattacke ein. Im ganzen Land wird nach den Verdächtigen gefahndet. An den Hauptausfallstraßen Kopenhagens wurden Straßensperren errichtet. Auch die Kontrollen an den Landesgrenzen wurden erheblich verschärft. Die Polizei veröffentlichte ein Foto des mutmaßlichen Attentäter.

An der Fahndung beteiligt sich auch die deutsche Bundespolizei. Die dänischen Sicherheitsbehörden hätten um diese Unterstützung gebeten, teilte ein Sprecher mit. Es geht um verstärkte Kontrollen und Fahndungsmaßnahmen im Grenzraum zwischen Deutschland und Dänemark. Ein Sprecher des Bundeskriminalamts sagte auf Anfrage der Deutschen Presseagentur, die Entwicklung werde aufmerksam beobachtet. Man stehe in engem Austausch mit den dänischen Kollegen.

Dänemark Kopenhagen Schießerei Blasphemie Debatte Handout Verdächtiger
Die Polizei veröffentlichte dieses Foto des mutmaßlichen TätersBild: picture-alliance/dpa/Copenhagen Police/Handout

An der Diskussionsveranstaltung nahm auch der französische Botschafter in Dänemark, François Zimeray, teil. Nach seinen Worten versuchten die Angreifer, den Anschlag auf das französische Satiremagazin "Charlie Hebdo" in Paris zu kopieren, bei dem zwei islamistische Terroristen am 7. Januar zwölf Menschen getötet hatten. "Sie haben uns von außen beschossen. Dahinter steckte dieselbe Absicht wie bei 'Charlie Hebdo' - außer dass es ihnen nicht gelang hereinzukommen", sagte Zimeray der Nachrichtenagentur AFP am Telefon, während er sich noch in dem Gebäude versteckte. Kugeln seien durch Türen gedrungen, alle Anwesenden hätten sich auf den Boden geworfen und seien dann aus dem Saal geflüchtet. Der Botschafter schätzte, dass mindestens 50 Schüsse gefallen seien, die Polizei sprach nach seinen Angaben von rund 200 Schüssen. Vilks versteckte sich nach Medienberichten in einem Kühlraum.

Frankreich bekundet Solidarität

Der französische Außenminister Laurent Fabius verurteilte den "Terrorangriff" in aller Schärfe. Präsident François Hollande versicherte der dänischen Regierungschefin Helle Thorning-Schmidt in einem Telefonat "Frankreichs Solidarität". Nach Angaben des Präsidialamtes in Paris wird Innenminister Bernard Cazeneuve nach Kopenhagen reisen. Thorning-Schmidt erklärte: "Alles deutet darauf hin, dass die Schüsse eine politisch motivierte Attacke darstellen und deswegen ein Akt des Terrorismus sind."

Der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier, der sich zur Zeit zu politischen Gesprächen in Peru aufhält, verurteilte den Anschlag von Kopenhagen als terroristischen Akt. "Die internationale Gemeinschaft wie die Staaten jeder für sich werden sich dieser Art von Terrorismus nicht beugen", so der Minister.

Seit Jahren Polizeischutz

Dänemark Kopenhagen Schießerei Blasphemie Debatte Lars Vilks
Der Karikaturist Lars Vilks steht seit Jahren unter PolizeischutzBild: picture alliance/ZUMA Press/R. Schoenbaum

Vilks wollte mit seiner Zeichnung des Propheten Mohammed als Hund auf die "künstliche Zurückhaltung" hinweisen, die seiner Meinung nach Künstler bei religiösen Tabus an den Tag legen. Die Folge waren Proteste in der islamischen Welt. Vilks, der seit Jahren unter Polizeischutz steht, ist bereits mehrfach Ziel von Extremisten geworden. Im Mai 2010 warfen zwei Männer Benzinflaschen durch ein Fenster in sein Haus. Im September 2007 hatte das Terrornetzwerk Al-Kaida ein Kopfgeld von 150.000 Dollar auf den schwedischen Kunstprofessor ausgesetzt.

wl/gri (dpa, afp, rtr)