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AI: Mehr Polizeigewalt vor Olympischen Spielen

27. April 2016

Hundert Tage vor dem Beginn der Olympischen Spiele in Rio de Janeiro hat Amnesty International eine beunruhigende Entwicklung in der brasilianischen Stadt angeprangert: Immer mehr Menschen sterben durch Polizeigewalt.

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Brasilien: Polizisten patroullieren in einer Straße Rio de Janeiros (Foto: AP Photo/Felipe Dana)
Bild: picture-alliance/AP Photo/Dana

Nach Recherchen der Menschenrechtsorganisation stieg die Zahl der Fälle tödlicher Polizeigewalt in der Olympia-Metropole in den ersten drei Monaten dieses Jahres um zehn Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. In vielen Armenvierteln Rios lebten die Menschen "in Angst und Schrecken" vor blutigen Einsätzen der Polizei, sagte Atila Roque, Direktor von Amnesty International (AI) Brasilien. Seit Monatsbeginn seien bereits elf Menschen durch Polizeischüsse getötet worden.

Zwar lasse sich kein direkter Zusammenhang zu den Vorbereitungen auf die Olympischen Spiele im August herstellen, die Statistik zeige jedoch ein klares Muster überzogener Gewalt. Die tödlichen Einsätze hätten im Jahr der Fußballweltmeisterschaft 2014 deutlich zugenommen und seien 2015 weiter gestiegen, erläuterte Amnesty. Viele davon hätten sich in Teilen Rios ereignet, in denen in rund 100 Tagen olympische Wettbewerbe stattfinden werden. Laut Amnesty habe die Polizei allein im Stadtgebiet im Jahr 2015 mindestens 307 Menschen getötet. Im Bundesstaat Rio waren es demnach 645 - verglichen mit 580 Toten im Jahr 2014.

Amnesty: Polizei muss "Erst-schießen-dann-fragen-Strategie" aufgeben

Die Schützen seien meist nicht zur Rechenschaft gezogen worden, kritisierte die Organisation. Amnesty beklagte zudem einen zunehmend "harten Ansatz beim Vorgehen gegen zumeist friedliche Straßenproteste". Viele Menschen seien dabei auch durch Gummigeschosse, Blendgranaten und durch den Einsatz von Schusswaffen schwer verletzt worden. Protestierende würden von den Behörden nach wie vor als Feinde betrachtet, kritisierte Brasiliens AI-Direktor Roque.

"In den kommenden 100 Tagen können und müssen die Behörden und die Organisatoren von Rio 2016 viel tun, um sicherzustellen, dass alle öffentlichen Sicherheitseinsätze die Menschenrechte nicht verletzen“, forderte Roque. Die Polizei von Rio müsse ihre "Erst-schießen-dann-fragen-Strategie" aufgeben.

Sportminister: Rio sorgt sich um Terrorismus und verschmutzte Gewässer

Den Organisationen bereiten indes zwei andere Probleme große Sorgen: Der internationale Terrorismus und die Verschmutzung des Segelreviers. "Wie sehr man sich auch auf so etwas vorbereitet, es bleibt ein großes Risiko, weil die Logistik der Terror-Netzwerke heute viel grausamer und komplizierter ist als noch vor zehn Jahren“, antwortete Brasiliens Sportminister Ricardo Leyser auf die Frage, ob Rio für einen möglichen terroristischen Anschlag gerüstet sei. Die Reinigung der Bucht von Guanabara, wo Segler und Windsurfer um die Medaillen kämpfen, sei nach Angaben von Leyser weit hinter dem Zeitplan zurück.

ww/qu (epd, dpa, sid)