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Am Mann: Ivan Klasnic

7. März 2008

Für den Stürmer kam 2007 das "Karriereende". Dachten viele, denn Nierenschaden und Transplantation, wer kommt da schon wieder? Na, Klasnic eben. Kein Jahr später stand er wieder auf dem Platz und trifft regelmäßig.

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DW-TV:
Ivan, wie geht's dir eigentlich momentan, wenn du auf dem Platz stehst?

Ivan Klasnic:
Ja, es geht mir sehr gut, ich bin natürlich sehr glücklich, dass ich wieder gesund bin, das ist zur Zeit für mich das Wichtigste, dass andere genieße ich einfach. Ich kann wieder Fussball zu spielen und kann mit den Jungs wieder auf dem Platz stehen.

Du wirkst schlanker, Du wirkst dynamischer. Hast Du Dir das alles hart erarbeiten müssen?

Ich glaube, wenn man das real sieht, kann man das so nicht sagen. Bei meinen größten Erfolgen, habe ich sicherlich ein wenig mehr gewogen. Wenn man sieht wie viel Tore ich geschossen habe, wo ich ein wenig schwerer war… Ich war deutscher Meister, ich war Pokalsieger. Es sieht vielleicht so aus, dass ich jetzt fitter bin, aber es war Qual zurückzukommen, ich hatte eine sehr intensive Vorbereitung. Normalerweise hat man 1 oder 1 ½ Monate Vorbereitung. Ich habe jetzt ganz intensiv 3,4,5, Monate gearbeitet um wirklich jetzt so auszusehen und um fit zu sein.

Wie hast Du das gemacht? Hattest Du einen persönlichen Trainer? Was für Übungen habt Ihr gemacht?

Er hat ein Programm gehabt, dass er sich ausgedacht hat, dass er nach meinen Blutwerten ausgerichtet hat. Im Endeffekt hat er er hat alles richtig gemacht, und ich bin ihm sehr dankbar dafür, auch dass er mir - auf gut deutsch gesagt - in den Arsch getreten hat. Aber ich habe ihn auch dafür gehasst, weil er Trainingseinheiten gemacht hat, die sehr, sehr anstrengend waren. Im Endeffekt hat sich dass gelohnt, man sieht es jetzt…

Schon vier wichtige Tore hat Klasnic seit seinem Comeback im November geschossen. Doch noch spielt er nicht über 90 Minuten: Das Verletzungsrisiko ist größer als bei anderen…

Natürlich liegt ein Risiko bei mir, aber im Endeffekt, hätten die Ärzte mich nicht gesund geschrieben, hätte ich das Comeback nicht gewagt. Das heißt also auch, dass die Ärzte auch ein Teilrisiko tragen, ein Teil liegt natürlich auch bei mir und der Verein trägt natürlich auch ein gewisses Risiko. Also bin ich nicht der Einzige…

Du spielst mit einem Fiberglasgürtel um Deine Nieren zu schützen - fühlt sich das nicht seltsam an, in Zweikämpfen oder wenn man schnell spielt?

Ach, daran gewöhnt man sich. Das ist mehr eine Art Schutz für den Kopf. Im Endeffekt bräuchte ich den nicht, aber ich habe mich entschieden, damit zu spielen und zu trainieren, damit ich frei bin und ohne Angst in die Zweikämpfe gehen kann. Ich bin sehr zufrieden damit.

Kann man sich das so vorstellen wie ein Nierengurt beim Motorradfahren?

Ja. Genau.

Januar 2007: Ivans erste Transplantation. Die Spenderniere kommt von der Mutter - der Körper stößt sie ab. Im März die zweite OP: Diesmal kommt die Niere vom Vater - und diesmal klappt's. Bis heute muss Ivan starke Medikamente nehmen, aber er erholt sich. Und in seiner dunkelsten Zeit kommt die Tochter zur Welt.

Wie hast du dich verändert in der ganzen Zeit?

Ich bin natürlich reifer geworden in der Zeit. Und wie Sie schon gesagt haben, meine Tochter wurde geboren, ich bin Vater geworden, mein Familieninstinkt ist jetzt größer, ich sehe, was mein Vater früher über mich gedacht hat… Damit wird man reifer, ich bin jetzt nicht mehr das Kind, wie ich das früher gedacht habe…

Du musst ja eine tolle Familie haben. Was bedeutet diese Familie für Dich?

Ach, das ist mein Ein und Alles. Ich glaube ohne sie hätte das alles nicht geschafft. Im Endeffekt ist es so: Wenn ich die gesunde Person wäre und meine Eltern, oder mein Bruder, meine Frau meine Tochter ein Teil von mir gebraucht hätte, dann hätte ich natürlich dasselbe getan.

Wie ist das mit Werder? Irgendwie hat man als Außenstehender immer das Gefühl, Werder Bremen ist auch eine große Familie. Hat Dir das sehr geholfen in dieser Zeit?

Wie gesagt, dazu kann ich nichts sagen. Im Endeffekt bin ich meiner Familie dankbar - das wars…

Die liebe Familie Werder. Wenns ums Geld geht - Klasnic will einen neuen Vertrag - ist eben Schluss mit Familie und Eierkuchen.

Thomas Schaaf, Trainer: "Er weiß, es geht um seine Zukunft und ich glaube, dass er in seinem Leben etwas erreichen möchte…"

Welche Rolle hat innerer Ehrgeiz oder Stärke gespielt, um so ein Comeback wieder zu schaffen, wie Du es geschafft hast? An was hast Du geglaubt?

Ich habe daran geglaubt, dass ich zurück komme und das ich wieder irgendwann spiele. Ich wollte es den Anderen zeigen, die mich schon abgeschrieben hatten, dass ich zurück kommen kann.

Jetzt hast Du ja eine sehr besondere Geschichte hinter Dir. Dass Leute im Sport so zurückkommen, passiert eher selten, also so Leute wie Armstrong oder Alonzo Mourning. Hast Du Dich mit solchen Leuten in Deiner Krankenzeit beschäftigt?

Ja, aber nicht direkt mit Armstrong, aber im Endeffekt mit Alonzo Mourning. Mein Reha-Trainer hat mir von ihm erzählt. Deswegen kamen wir auch auf den Fieberglasgürtel. Vorher hatte ich einen normalen Nierengurt, dann habe ich das geändert. Und ich bin sehr zufrieden damit.

Also wenn man über die Geschichte von Alonzo Morning liest oder wenn man sich damit beschäftigt, was ist da Dir vorgegangen?

Ich habe jetzt nicht viel über ihn gelesen, letztendlich habe ich von meinem Physiotherapeuten gehört, wie lange er gebraucht hat… Und ich bin sehr stolz, dass ich es schneller geschafft habe, als er…

Alonzo Morning, Miami Heat, auch Nierentransplantation. Er brauchte mehr als ein Jahr, um zurückzukommen. 2006 holte er den NBA-Titel.

Lance Armstrong, Hodenkrebs, wurde später 7-mal Tour de France Sieger .

Hermann Maier, verlor bei einem Unfall fast ein Bein, wurde später Ski-Weltmeister.

Niki Lauda, verbrannte fast, stieg wieder ins Auto und gewann noch zweimal die Formel 1.

Was würdest du am liebsten in einem halben Jahr über Dich in der Zeitung lesen wollen?

Ich muss nicht in der Zeitung stehen! Mein Ziel ist einfach gesund zu bleiben und der Rest kommt von alleine. Wenn ich gesund bin, kann ichr meine Leistung bringen. Das habe ich schon immer gesagt

Also Du bist glücklich, wenn Du am nächsten Tag keine Schmerzen hast und gut spielen kannst!?

Genau!

Ja, dann bedanke ich mich für dieses Interview! Vielen Dank

Bitteschön