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Alzheimer früher erkennen und behandeln - Prof. Dr. Hans Gutzmann im Fit & gesund – Studiogespräch

15. August 2012

Mit dem Berliner Psychiater und Neurologen sprechen wir darüber, wie groß die Chancen sind, der Alzheimerschen Krankheit zukünftig ihren Schrecken zu nehmen und sie wirksam zu behandeln zu können.

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Unser Studiogast Prof. Dr. Hans Gutzmann

Der Grund, weshalb wir es mit einer steigenden Zahl von Demenzerkrankungen zu tun haben, liegt in erster Linie in den Erfolgen der modernen Medizin. Denn sie hat dazu geführt, dass die Menschen immer älter werden. In Deutschland wird eine heute 60-jährige Frau im Durchschnitt noch rund 24 Jahre, ein gleichaltriger Mann noch rund 20 Jahre leben. Anderswo auf der Welt ist die Entwicklung ähnlich. In China wird die Lebenserwartung bis 2050 auf 85 Jahre ansteigen – mit Millionen von Alten und sehr vielen Demenzkranken. Überall ist die wachsende Lebenserwartung eine Herausforderung für die Gesundheitssysteme. Je nach Schweregrad der Demenz ist ein hoher Aufwand an medizinischer und pflegerischer Versorgung notwendig. Bei Alzheimer steht die Forschung vor gewaltigen Aufgaben: Die Krankheit ist bis heute nicht komplett verstanden, und es gibt kein Medikament, das sie aufhalten kann. Zudem erfolgt die Diagnose oft zu spät. Mediziner wie Prof. Hans Gutzmann, die sich seit Jahrzehnten mit der Krankheit befassen, plädieren deshalb dafür, neben der wichtigen Forschung die Patienten nicht außer acht zu lassen. Sie brauchen Verständnis und eine wohl überlegte Versorgung. Die Angehörigen müssen professionell unterstützt werden. Die moderne westliche Gesellschaft verbindet mit Alzheimer ein Stigma: Schlimmer als der Tod, Unheilbarkeit, Verlust der Persönlichkeit. Dabei wissen Menschen, die sich um Alzheimerkranke kümmern, dass sie sich subjektiv oft nicht schlechter fühlen als geistig Gesunde, dass die Alzheimerdiagnose auch vielen Betreuenden hilft, das Verhalten der Betroffenen endlich zu verstehen, oder dass selbst sehr schwer Alzheimerkranke nicht nur Defizite, sondern auch Ressourcen haben, sich freuen und dankbar sein können. Die Forschung im Labor ist außerordentlich wichtig – aber auch ein etwas anderer Umgang mit einer Krankheit, die zumindest noch für die nächsten Jahrzehnte zum Lebensalltag moderner Gesellschaften gehören wird.

Prof. Dr. Hans Gutzmann

Krankenhaus Hedwigshöhe

Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik

Höhensteig 1

D 12526 Berlin